Beteiligungstage für das „Landgrafenschloss der Zukunft“

14.04.2024 (pm/red) Im Zuge des Projekts „Landgrafenschloss der Zukunft“ laden die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg alle Interessierten zu Beteiligungstagen am 19. und 20. April 2024 ein, sich mit Ideen und Wissen an der …

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Podiumsdiskussion zum Auftakt der Veranstaltungsreihe ‚Wohin steuert das Bildungswesen?‘

Marburg 29.10.2012 (yb) Am 1. November startet eine von mehreren Organisationen getragene Veranstaltungsreihe, die sich Fragen und Problemen der Entwicklung des Bildungswesens beschäftigt. Den Auftakt macht eine Podiumsdiskussion mit dem Titel ‚Welche Schule wollen wir für unsere Kinder?‘. Vertreter der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, des Hessischen Kultusministeriums, des Instituts für Qualitätsentwicklung, der Gesellschaft für Bildung und Wissen sowie des Landeselternbeirats und der Landesschülervertretung mit der aktuellen Entwicklung des Bildungssystems. Dem Bildungswesen droht aus Sicht der Veranstalter eine zunehmende ‚Ökonomisierung‘. Am Donnerstag, 1 November ab 19 Uhr, diskutieren Jochen Nagel, Landesvorsitzneder der GEW, Ralf Hartung, Vertrter des hessischen Kultusministeriums, Birgit Eggers, Landeselternbeirat, Laurien Simon WEüst, Landesschulsprecher, in Moderation von Prof. Hans Peter Voss, Leiter Geschäftsstelle für Hochschuldidaktiv, im Hörsaalgebäude in der Biegenstraße.

Im Rahmen eines Pressegespräches berichteten vorab einige Lehrer und Mitglieder der Erziehungsgewerkschaft GEW worum es ihnen geht bei der Veranstaltungsreihe ‚Ökonomisierung oder Demokratisierung – Was wird aus unserem Bildungswesen?‘ Es seien viele Hintergründe und Fragen damit verbunden, weshalb der Auftaktveranstaltung sechs Vortragsabende folgen werden, die Informationen, Hintergründe und Aufklärung vermitteln sollen. So gehe es um das Unbehagen, das bei Schülern, Eltern, Lehrern und Erziehungswissenschaftlern angesichts der Folgen von PISA und Bologna-Prozess festzustellen ist. Dazu komme die problematische Verkürzung der gymnasialen Schulzeit, ein Abitur nach Klasse 12, wobei in Zukunft eine vorgeschlagene Wahlmöglichkeit zwischen 12 oder 13 Schuljahren keinesfalls zur einer Klärung der Lage beigetragen werde.

So sehen die Lehrer auf die Schüler eine ausgeprägte ‚Testeritis‘ zukommen. An die Stelle ganzheitlicher Bildung, so ihre Befürchtung, soll eine weitere und voranschreitende neoliberale Formierung des gesamten Schulbereiches treten. Dabei würden Menschen, wie in der Arbeitswelt und Produktion, hier in Gestalt von Schülern als Humankapital betrachtet und behandelt. Die gewerkschaftlich organisierten Lehrer sehen darin als Motiv den Wunsch nach Absicherung von ökonomischen (Herrschafts-)Interessen. Auf unkritische Stoffaneignung abgerichtete schüler und spätere Studierende seien ein willfährige Grundlage für Gehorsam und Pflichterfüllung in den Betrieben.

Dem wollen die Veranstalter Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi), der AStA Marburg, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der Buchladen Roter Stern und die kulturelle Aktion Strömungen etwas entgegen setzten. „Die Verkürzung der gymnasialen Schulzeit, die Modularisierung des Studiums, Kompetenzorientierung und Bildungsstandards, all das ist ohne angemessene Diskussion mit den Betroffenen von oben herab eingeführt worden“, sagt Prof. Joachim Hösler, der die Vortragsreihe mit vorbereitet hat. Es geht den Veranstaltern und Diskussion und Alternativensuche für eine sinnvolle Schulgestaltung. Was ist wichtig in Welt?, lautet dazu eine der Fragen.

Als Stichwort für eine gewollte Ökonomisierung im Sinne der Unterwerfung von Lerninhalten und Schule an einseitige Interessen und Anforderungen der Privatwirtschaft wurde ‚McDonaldisierung‘ genannt. Neu und seit dem Jahr 2010 stillschweigend an hessischen Schulen in Umsetzung begriffen sei, dass Inhalte in den Curricula (Lehrplänen) immer belangloser würden. So gebe es oftmals keine inhaltlichen Vorgaben mehr wie noch in den 90iger Jahren. Stattdessen seien Standards Vorgabe: Bis zum 8. Schuljahr sollen Schüler Kompetenzen in 128 Inhaltsfeldern beherrschen. Dazu könnten Schulen je ein eigenes Curriculum aufbauen, was auf jeder Stufe evaluierbar sein müsse – was dann ein Grund für die um sich greifende ‚Testeristis sei. Zugleich sei der Ansatz ‚Teaching for the test‘ in den USA längs gescheitert. Begleiterscheinungen dieser von den Lehrern beklagten Entwicklung seien negative Folgen für die Finanzausstattung der Schulen auf Seiten der Schulträger und des Landes bis hin zu Verweisen auf zukünftig zu werbende Gelder von privaten Geldgebern.

An die Podiumsdiskussion zum Auftakt schließen sich jeweils donnerstags von 19 bis 21 Uhr im Hörsaal 00/0070 in der Biegenstraße 14 ein Vortragsareihe an.

  • 15. November: ‚Bluff der Bildungsstandards – Was verbirgt sich hinter den neuen Zauberwörtern der bildungspolitischen Debatte?‘ Prof. Hans Peter Klein (Universität Frankfurt/Main)
  • 29. November: ‚Von der OECD zur neuen Unterrichtspraxis: Wie das Wirtschaftsdenken das Klassenzimmer erobert‘ Dr. Sigrid Hartong (Universität Bamberg)
  • 13. Dezember: ‚Nachruf auf PISA – nebst einer Warnung vor den Folgen dieses Unternehmens‘ Prof.Thomas Jahnke (Universität Potsdam)
  • 17. Januar: ‚Das Bildungswesen ist kein Wirtschaftsbetrieb!‘ Dr. Matthias Burchardt (Universität Köln)
  • 
31. Januar: ‚Alternativen: eine bessere Schule ist möglich!‘ Prof. Anton Hügli (Universität Basel)
  • 7. Februar: ‚Emanzipation statt Anpassung‘ Prof. Oskar Negt (Hannover)

 

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