Beteiligungstage für das „Landgrafenschloss der Zukunft“

14.04.2024 (pm/red) Im Zuge des Projekts „Landgrafenschloss der Zukunft“ laden die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg alle Interessierten zu Beteiligungstagen am 19. und 20. April 2024 ein, sich mit Ideen und Wissen an der …

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Vortragsveranstaltung mit Lucas Zeise: Diskussion über Finanzkrise vom Kopf auf die Füße gestellt

Lucas Zeise Foto Ulrike EiflerMarburg 31.1.2013 Gastbeitrag von Ulrike Eifler. Gespannt verfolgten die rund 40 Zuhörer dem Vortrag von Lucas Zeise. Der Finanzjournalist und Mitbegründer der Financial Times Deutschland war auf Einladung des DGB Als Referent in dass Marburger Gewerkschaftshaus gekommen. Fast eine Stunde dauerte der leidenschaftliche und vor allem verständliche Vortrag. „Wir haben es zu tun mit einer Krise vom Ende des Neoliberalismus“, konstatierte Zeise gleich zu Beginn. „Und weil es eine klassische und sich immer wiederholende Überproduktionskrise ist, stellt sich nicht die Frage, warum die Krise gekommen ist, sondern vielmehr, warum sie so lange hat auf sich warten lassen“.

Seit Ende der 80er Jahre waren zumindest die europäischen Volkswirtschaften von jenen Überproduktionskrisen, in denen mehr produziert als gekauft wird, verschont geblieben. Dass die Krise erst 2006/ 2007 kam, sei seltsam, ließe sich aber auf drei Gründe zurückführen. Zum einen habe es im Bereich der Mikroelektronik einen gewaltigen Technologieanschub gegeben, der den Kapitalstock der gesamten Industrie runderneuert habe. Zum zweiten habe sich der Kapitalismus zu Beginn der 90er Jahre nach Osteuropa und sogar nach China ausweiten können. Neue Märkte seien dort entstanden, was sich ebenfalls krisenverzögert ausgewirkt habe. Und der dritte und wohl wichtigste Grund: Es ist ein riesiger Finanzsektor entstanden, in dem immer größere Banken und Versicherungen eine immer bedeutendere Rolle spielten.

„Der Kapitalismus verändert sein Antlitz“, erklärte Zeise. „Die Verschuldung und die Finanzvermögen wachsen in einem ungeheuren Ausmaß zu einem Mehrfachen des Bruttosozialproduktes der ganzen Welt. Doch der Finanzsektor führt zu einem Reichtum auf Pump“. Zeise prognostizierte für die Zukunft eine dramatische Entwicklung: „Der europäische Binnenmarkt wird auseinanderfliegen und die Währungsunion wahrscheinlich platzen“.

Statt die Banken auf Kosten der Bevölkerung zu stützen, sollten die europäischen Regierung drei Dinge tun: So müsse zum einen innerhalb der EU ein gemeinsames Steuersystem geschaffen werden, um die Staaten nicht länger in Konkurrenz zueinander treten zu lassen. „Der Wettbewerb um die Gunst des Kapitals, um die niedrigsten Steuersätze und die höchsten Subventionen muss ein Ende haben“, so Zeise. Außerdem müsse eine Umverteilung von oben nach unten stattfinden, also höhere Löhne, höhere Steuern für Reiche und mehr soziale Leistungen für Bedürftige. Und letztlich müsse es einen Schuldenschnitt geben, der all diejenigen mit einem Einkommen von mehr als 300.000 Euro an der Krisenlösung beteiligt.

Die rege Diskussion zeigte einmal mehr, dass der Referent es geschafft hatte, das komplexe Problem der Finanzkrise verständlich zu veranschaulichen. Organisationssekretär Ulf Immelt zeigte sich zufrieden über den Abend: „Lucas Zeise hat uns die Krise nicht nur erklärt, er hat vor allem aufgezeigt, wer welche Interessen vertritt und wer am Ende profitiert. Damit hat er die Diskussion vom Kopf auf die Füße gestellt“.

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