Staatstheater Kassel: „Carmen“ ab 31. März zurück auf dem Spielplan

24.3.2024 (pm/red) Nach mehrmonatiger Pause kehrt die beliebte Opernproduktion wieder auf den Spielplan zurück: Georges Bizets „Carmen“ in der Inszenierung von Florian Lutz ist ab Ostersonntag, 31. März, wieder im Opernhaus, in der Raumbühne ANTIPOLIS …

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Film zur islamistischen Radikalisierung – “Der Himmel wird warten“

Marburg 6.3.2017 (pm/red) Keiner der Eltern, die in der Selbsthilfegruppe sitzen, hat die Gefahr kommen sehen. Die Töchter hatten allesamt ein behütetes Familienleben, sie hätten immer mit ihren Eltern sprechen können, wenn es ein Problem gibt, ihnen fehlte es an nichts. Und doch ist es passiert. Zum Beispiel bei Sonia. Die 17-Jährige wurde am Flughafen gestoppt, bevor sie nach Syrien fliehen konnte, um dort als Anhängerin des IS ein Attentat in Frankreich zu planen. Nun soll Sonia „entradikalisiert“ werden – doch die junge Frau weigert sich, ihr neu entdecktes Weltbild zu verraten.

Und dann gibt es da noch Mélanie, die von ihrer Mutter Sylvie allein erzogen wird. Sie hat Freunde, ist gut in der Schule, liebt ihr Cello. Doch dann stirbt ihre Großmutter, mit ihrer Mutter hat sie ständig Streit und sie fühlt sich allein. Bis sich über Facebook ein junger Mann bei ihr meldet, der sie in ihren Gedanken genau zu verstehen scheint. Und der ihr verspricht, er sei der Prinz, der sie retten würde. Doch nur dann, wenn sie sich ganz ihm und seiner Religion verspricht.

Als Sylvie bemerkt, wie ihre Tochter sich verändert, ist sie entsetzt. Doch was kann sie tun, wenn Mélanie sich nach und nach aus ihrer gemeinsamen Welt entfernt?

DER HIMMEL WIRD WARTEN von Marie-Castille Mention-Schaar erzählt auf sensible Art ein hochaktuelles Thema. Sonia und Mélanie, überzeugend dargestellt von Noémie Merlant und Naomi Amarger, sind sehr unterschiedlich und doch vereint in ihrer Sehnsucht nach einem Halt, den beide im Leben vermissen. Dabei werden die Probleme der Teenager vom Film nicht heruntergespielt, der Film nimmt seine Figuren ernst und urteilt nicht. Auch nicht über die Eltern, die in ihrer ganzen Hilflosigkeit und Ohnmacht gezeigt werden und sich immer wieder die Frage stellen, was man hätte tun können, um die Katastrophe zu verhindern.

Der Film moralisiert nicht, gibt keine Lösung vor, lädt aber zu Diskussionen und Reflexionen ein. Auf geschickte Weise verknüpft Marie-Castille Mention-Schaar die Geschichte einer fortschreitenden Verführung mit dem Weg zurück in die Realität und dem Begreifen der Wahrheit. Durch das Erzählen verschiedener „Stadien“ einer religiösen Radikalisierung erhält die Geschichte eine spannende dramaturgische Klammer, an deren Ende sowohl ein desillusionierendes wie auch hoffnungsvolles Ende steht.

Die Kamera ist immer nah bei den Protagonisten, sodass auch der Zuschauer den Figuren immer sehr dicht folgen kann. DER HIMMEL WIRD WARTEN ist ein klug reflektierter und gesellschaftlich hochrelevanter Film, der für den Umgang mit einem Problem sensibilisiert, welches auch durch die Verbreitung im Rahmen sozialer Netzwerke immer stärker um sich greift. Der Kinostart ist am 23. März.

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