Staatstheater Kassel: „Carmen“ ab 31. März zurück auf dem Spielplan

24.3.2024 (pm/red) Nach mehrmonatiger Pause kehrt die beliebte Opernproduktion wieder auf den Spielplan zurück: Georges Bizets „Carmen“ in der Inszenierung von Florian Lutz ist ab Ostersonntag, 31. März, wieder im Opernhaus, in der Raumbühne ANTIPOLIS …

Lesen Sie den gesamten Beitrag »
Kultur

Hessische Geschichten

Kassel

Hessen Kassel Heritage

Kunst

Home » Rundschau

Stadtforum – Neue Wege auf die Lahnberge

Marburg 22.9.2010 – 17.00 Live-Bericht von den Lahnbergen (yb) Zum dritten Forum hat Oberbürgermeister Egon Vaupel eingeladen. Thema ist die Verkehrserschließung der Lahnberge. „Die häufgsten Nutzungen der Buslinien sind morgens zwischen 7.00 und 8.30 Uhr und am nachmitttag entsprechend“ leitet der OB nach seiner Begrüßung ein. Über 90 Prozent der Befragten hätten artikliert, dass der Anschluss auf die Lahnberge verbessert werden müsse, so Vaupel. „Die Notwendigkeit hier etwas zu tun wird zunehmen“ sagt Vaupel. Der Neubau der Chemie, der kommende Umzug der Augenklinik unterstreiche wachsenden Bedarf.

Keine einfache Lösung in Sicht und möglich

Der OB verweist auf die 10-Minuten-Frist, die zur Erreichbarkeit der Lahnberge für die Feuerwehr Geltung hat. Zudem sei die Anbindung des Umlandes zu berücksichtigen. Drei bis vier Kilometer seien an Entfernungen auf den Lahnbergen selbst zurück zu legen. Die Idee einer Seilbahnanbindung sei in die Diskussion gebracht worden. Der Oberbürgermeister sieht dringenden Handlungsbedarf.

Die Lahnberge als Stadt in der Stadt

Selbstverständlich seien die Lahnberge ein wichtiger und wachsender Stadtteil. Aber ein Stadtteil, und das sei politisch so gewollt, der keine sonderliche Infrastruktur habe. Insbesondere Einkaufen solle es oben nicht geben. Das solle unten in der Stadt gehalten werden. „Also keine Stadt in der Stadt“ sagt der Oberbürgermeister.

Verkehrsexperte als Referent

Professor Hartmut Topp von der TU Kaiserslautern hat bereits als Ratgeber für die Stadt Marburg in der Vergangenheit fungiert. Er wird einen einführenden Vortrag zum Thema geben. „Das wichtigste Verkehrsmittel ist das Fahrrad, in meinen Augen“ sagt der Experte. Selbst unter den topgrafischen Bedingungen von Marburg sei das Fahrrad ein wichtiger Verkehrsträger. Dann geht er auf die Umfrage ein. Der Wunsch geht nach mehr und dichterer Anbindung. Bei den Busverbindungen stelle sich die Frage, wie atraktiv diese sein könnten, von der Taktung einmal abgesehen.

Eine straffere Führung, sprich Expressbusse mit nur wenigen Haltestellen, könnte Verbesserung schaffen.

Zwar gibt es angesichts der Zielstellung der Marburger Uni CO2-neutral zu werden zumindest das Semesterticket für Studierende. Es fehle jedoch das Job-Ticket für Beschäftigte in Firmen und bei der öffentlichen Hand. Ein weiteres Stichwort sei Parkraumbewirtschaftung.

Peripherer Campus in Marburg extrem weit weg

Zwar gebe es eine Reihe von Städten mit geteilten Campusanlagen bei ihren Universitäten, etwa Trier oder Kaiserslautern. In Marburg sei die Distanz jedoch extrem ausgeprägt.

Im Masterplan Campus vermisst Prof. Aussagen zur bestehenden Verkehrsanbindung. Er legt die Zahlen vor:

  • 5.500 Studierende,
  • 1.570 Bedienstete Uni
  • 4.000 Bedinestete Klinikum
  • 200 Bedienstete Max-Planck-Institut

Dies addiert sich auf über 11.000 Pendler als Grundmenge. Dazu kommen mehrere Hundert Krankentransporte, Besucherverkehr im Klinikum u.a.

ÖPNV ist schlecht aufgestellt in Marburg

Die ÖPNV-Verbindungen zum sehr weit entfernten Marburger Campus Lahnberge addieren sich auf 110 Busfahrten täglich. In anderen Städten mit externen Campuslagen seien die Anbindungen, gemessen an der absoluten Zahl, deutlich höher. Entsprechend niedrig stellt sich der Wert der rechnerischen Nutzung dar. In Marburg ein Wert von 0,32, in Kaiserslautern 0,42, in Trier 0,50 und in Würzburg 0,72. Insofern korrelliert die Größe des Angebots mit Inanspruchnahme. In Kaiserlslautern gibt es eine ÖPNV-Inanspruchnahme von immerhin 61 Prozent, führt Topp aus. Zusammen mit einem Fahrrradanteil von 20 Prozent entfallen dort Probleme mit Parkraumbereitsstellung.

Seilbahn als Lösung für Marburg

Interessanterweise werde in Trier (ebenfalls) eine Seilbahn diskutiert. Dort liegt eine Untersuchung vor, um das Thema sachgerecht diskutieren zu können. Eine Seilbahn in Marburg würde etwa 3,5 Kilometer Distanz zu überbrücken haben

. Entgegen landläufigen Denkem ist Seilbahn nicht alleine Verkehrsmittel in Skigebieten oder für Tourismus. In zahlreichen Orten seien Seilbahnen eine reguläres Verkehrsmittel. Allerdings seien Seilbahnen kein Verkehrsmittel für die Flächenerschließung.

Seilbahnen haben Vorteile

  • Personalkosten sehr niedrig
  • Energiekosten niedrig
  • Barrierefreiheit
  • hohe Förderkapazität
  • Elektromobilität, keine Verbrennungsmotoren
  • besonderes Fahrerlebnis

Seilbahnen haben Nachteile

  • hohe Investitionskosten, in Marburg etwa 20 Millionen Euro
  • leisten keine Flächenverteilung
  • benötigen zusätzliche Busverteilung

Derzeit fehle es an belastbaren Daten. Dazu gehöre die Betrachtung einer ausgebauten Busverbindung. Dies wäre eine wichtige Aufgabe, die Schaffung einer Datenlage und vergleichender Szenarien Bus – Seilbahn.

Uni-Express-Buslinie mit 9 Haltestellen

Ausgangspunkt dafür müsste der Hauptbahnhof sein. Vier Haltestellen in der Stadt, und vier Haltestellen auf den Lahnbergen. Prof. Topp sieht in einer solchen Verbindung die Chance für eine starke Steigerung der Attraktivität von Busverbindungen.

Fahrradmitnahme untersuchen

Zudem müssten Möglichkeiten der Fahrradmitnahmen, für die Bergfahrt, untersucht werden. Dazu stellt er verschiedene Beispiele vor. „Es gibt Linienbusse mit Fahrradmitnahme, allerdings beinahe ausschliesslich im Freizeitbereich“ so Topp.

Um die Express-Verbindung nicht zu gefährden schlägt er nur je zwei Haltestellen mit Fahrradzuladung und Fahrradausstieg vor, visualisiert in einer Kartenskizze.

Kurzfristige Empfehlungen des Experten

  • Taktverdichtung auf den Buslinien
  • Straffung der Buslinien
  • Bessere Bedienung abends und am Wochenende
  • Parkraumbewirtschaftung der Uni
  • Jobticket für Mitarbeiter Universität und Klinikum
  • stärkere Förderung des Radverkehrs

Mittelfristige Empfehlungen

  • ÖPNV-Konzept für Ausbau Lahnberge entwickeln
  • Vergleichendes Gutschten zur Express-Bus und Seilbahn
  • Überprüfung der Fahrradmitnahme bei Bussen (Farradanhänger)

Nach dem Vortrag verweist OB Vaupel auf das in Arbeit befindliche Nahverkehrskonzept des Landkreises. Mit dem Landkreis ist die Stadt im Gespräch, nicht zuletzt um die überörtliche verkehrsbezogene Verknüpfung zu begleiten. Ansonsten zeigt sich OB Vaupel davon überrascht, dass die Fahrradmitnahme bzw. der Fahrradtransport nicht bei den kurzfristigen Maßnahmen zu finden sind. die Prof. Topp vorgeschlagen hat.

Anschließend ist Raum für Fragen und Diskussion. Dies wird gerne in Anspruch genommen. Das Seilbahnthema wird diskutiert. Verbesserung der Busverbindungen und Varianten der Erschließung für Fahrradfahrer werden erörtert.

Eine ruhige, sachliche und umsichtige Veranstaltung hat OB Vaupel mit seinem Referenten hingelegt. Zweiffelos ein Baustein auf dem weiterhin bergigen und beschwerlichen Weg zu einem leistungsfähigen Gesamtkonzept für die Erreichbarkeit von Marburgs Stadt(teil) auf den Lahnbergen. Weiter so Oberbürgermeister, Diskutanten und herbei mit weiteren Fachleuten wie Prof. Topp.

Contact Us