Beteiligungstage für das „Landgrafenschloss der Zukunft“

14.04.2024 (pm/red) Im Zuge des Projekts „Landgrafenschloss der Zukunft“ laden die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg alle Interessierten zu Beteiligungstagen am 19. und 20. April 2024 ein, sich mit Ideen und Wissen an der …

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Du bist ja so peinlich – Fremdscham ist dem Mitfühlen von Schmerzen verwandt

Marburg 15.4.2011 (wm/red) Wenn man sich für andere schämt, sind vergleichbare Gehirnareale aktiv, als wenn man den Schmerz anderer nachempfindet. So lässt sich das Resultat einer aktuellen Studie zu den neuronalen Grundlagen des Fremdschämens beschreiben, die Wissenschaftler der Philipps-Universität in der aktuellen Ausgabe des Online-Wissenschaftsmagazins PLoS One veröffentlichen. Die Ausgabe ist am Mittwoch, 13. April 2011  erschienen. Die Autoren um Sören Krach und Frieder Paulus berichten darin über Ergebnisse, die sie mittels Verhaltensexperimenten und funktionaler Magnet-Resonanzbildgebung (fMRT) erzielen konnten.

Unterhaltungssendungen wie Deutschland sucht den Superstar oder Stromberg erfreuen sich großer Beliebtheit. Sie liefern Fremdscham dank reichlich peinlicher Situationen frei Haus, auch ohne dass die Betroffenen selbst etwas davon mitbekommen. „In sozialen Interaktionen ist es von so großer Bedeutung, das Gesicht nicht zu verlieren, dass man sich schämt, wenn man sich im Geiste in die Lage eines anderen versetzt, die von außen betrachtet peinlich erscheint“, schreiben die Autoren der aktuellen Studie.

Zahlreiche fMRT-Untersuchungen haben gezeigt, in welchen Hirnregionen Mitleid verarbeitet wird, das man bei der Beobachtung körperlicher Verletzungen anderer empfindet. Dies geschieht in der anterioren Insula und dem anterioren cingulären Cortex. Für das Phänomen stellvertretender Scham gibt es hingegen bislang noch keine vergleichbaren Studien, die empathisches Verhalten mit neuronaler Aktivität in Beziehung setzen.

Um diese Lücke zu schließen, führten die Wissenschaftler zwei Studien durch. In einer Fragebogenstudie konfrontierten sie mehr als 600 Freiwillige mit kurz beschriebenen, peinlichen Szenen und registrierten die Reaktionen. Das Ergebnis zeigt, das Gefühl der Scham stellt sich relativ unabhängig davon ein, ob sich die beobachtete Person ihrerseits blamiert fühlt oder nicht.

In einer zweiten Untersuchung identifizierten die Studienautoren mittels fMRT, welche Gehirnareale aktiv sind, wenn man andere dabei beobachtet, wie sie absichtlich oder unabsichtlich in der Öffentlichkeit soziale Normen verletzen. Die Forscher haben die Gehirntätigkeit von 32 Probanden gemessen, während diese Darstellungen peinlicher Situationen betrachteten. „Hierbei fanden wir robuste Aktivierungen der anterioren Insula und im anterioren cingulären Cortex, dem Hirnstamm und dem Kleinhirn“, erklärt Seniorautor Krach – „einem Netzwerk, das auch involviert ist, wenn man Mitgefühl bei körperlichen Schmerzen empfindet.“ Wie erwartet, zeigte sich eine starke neuronale Aktivität selbst dann, wenn sich die beobachtete Person der Peinlichkeit ihrer Lage nicht bewusst war.

Originalveröffentlichung

Sören Krach & al.: Your Flaws Are My Pain: Linking Empathy To Vicarious Embarrassment, PLoS One, 13. April 2011

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