Kasseler Klimaschutzpreis 2024 verliehen

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Sommerlochthema oder von einer innovativen Papierkorblösung mit solarbetriebener Presse

Marburg 29.6.2011 (pm/red) Die Stadt Marburg testet bis August ein Papierkorbsystem. Darüber wird in einer Pressemitteilung informiert. Das Papierkorbsystem stellte Stadträtin Kerstin Weinbach mit der Leiterin des Fachbereichs Ordnung und öffentliche Sicherheit, Regina Linda, und DBM-Betriebsleiter Jürgen Wiegand auf dem Elisabeth-Blochmann-Platz als ein grundlegend neues Papierkorbangebot der hoffentlich interessierten Öffentlichkeit vor. Das Kind hat auch einen Namen, heißt BigBellySolar. Und BigBellySolar hat natürlich einen Hersteller. Vom dem stammt die lustige Zeichnung.

In der Pressemitteilung der Stadt Marburg wird auf die Vermüllung des öffentlichen Raumes verwiesen, was in Marburg ein Thema ist. Als Gegenmittel wird für „regelmäßige Aufklärungsarbeit mit dem Ziel, das Bewusstsein von Bürgerinnen und Bürgern zu sensibilisieren und für einen verantwortungsvollen Umgang mit ihrer Umgebung zu gewinnen“ plädiert. Zunächst sieht die Stadt das mit dem Müll idealistisch. Will Bewußtsein ändern, dann gibt´s nicht so viel Dreck in der Gegend.

Dazu seien aber auch praktische Maßnahmen wichtig, wie ein attraktives Angebot an Papierkörben. Damit der Müll in Müllgefäßen und nicht auf den Gehwegen oder in der Landschaft lande, heißt es später. Na endlich, es geht es zur Sache. Entscheidend für ein gutes Papierkorbangebot sei, dass die Abfallbehältnisse ein ausreichendes Volumen haben, so dass keine Abfälle wegen Überfüllung daneben landen. Das stimmt unbdingt. Dafür muss man die Gefäße rechtzeitig leeren. Manche sind täglich zu leeren. Bei den zahlreichen Volksfesten, die es in Marburg hat, reicht täglich nicht aus.

Hier kommt BigBellySolar ins Spiel und zum Testeinsatz. Dieser High-Tech-Solar-Power-Papierkorb-Wundknabe kombiniere Anforderungen, indem er

  • ein 120 Liter ein großes Gefäßvolumen anbietet
  • eine eigenständige Presse in sich trägt, die den Abfall verdichtet
  • die Aufnahmekapazität damit größer wird, als bei konventionellen Papierkörben
  • die eingebaute Presseinrichtung vollständig solarbetrieben wird

Kein Wunderhorn also, sondern ein Wunderknabe, den Marburg in diesen heißen und solarstromstarken Wochen testet. Gewissermassen ein Modellversuch.
„In Marburg eine gute Infrastruktur an Papierkörben anzubieten… Marburg sauberer und … attraktiver zu machen ist die Zielsetzung des Testprojekts“, hat dazu die Stadträtin gesagt.

Irgendwie das solargetriebene Papierkorbmonster*** am Aquamar mit quarzender Stimme in Hinterkopf, hat der Schreiber dieser Zeilen recherchiert. Das gehört zur Arbeit von Journalisten. In diesem Fall war es nicht schwer zu den Webseiten der Herstellerfirma zu kommen, siehe obige lustige Zeichnung. Dort findet sich außerdem eine interessante Modellrechnung. Diese soll den Leserinnen und Lesern, die noch nicht vor Langeweile ausgestiegen sind, nicht vorenthalten werden. Nachstehend also diese Modellrechnung.

Kostenrechnung laut Herstellerfirma
Kosten für die Entleerungen 80 l -Tonne

  • 67 Müllsäcke á € 1 = € 67,00 Entsorgungsfahrten,
  • 4 á € 45 = € 180,00 Arbeitsaufwand/Entsorgung ca. 7h/Monat,
  • -1h á € 25 = € 175,00 Gesamtkosten € 422,00

Kosten für die Entleerung BigBellySolar

  • 6 Müllsäcke á € 1 = € 6,00 Entsorgungsfahrten,1 á € 45* = € 45,00
  • Arbeitsaufwand/Entsorgung ca. 0,5h/Monat,
  • 1h á € 25 = € 12,50 Gesamtkosten € 63,50 Ersparnis
  • 6 Müllsäcke á € 1 = € 6,00 Entleerungskosten 80 l -Tonne pro Monat € 422,00
  • ./. Entleerungskosten BigBellySolar® pro Monat € 67,50 Brutto-Ersparnis € 358,50
  • ./. Leasingkosten BigBellySolar® pro Monat € 109,00

Ersparnis pro Monat € 249,50, Jährliche Ersparnis: 3000 EUR pro Jahr.

Verstehen Sie diese Rechnung? Auch nicht? Das würde den Schreiber beruhigen. Doch verrät die Rechnung der Herstellerfirma etwas. Gemeint ist nicht der eigenwillige Sprachumgang mit Jährliche Ersparnis: 3000 Euro pro Jahr. Doppelt gemoppelt ist das. Klaro. Die wollen wohl, dass jeder Stadträtin und jedem Geschäftsführer das enorme Einsparpotential auf jeden Fall deutlich vor Augen kommt.

So. Und jetzt kommt der Kasus Knacktus. Die Leasingkosten für BigBellySolar pro Monat belaufen sich auf  109,00  Euro. Pro Stück, versteht sich. In der Kostenrechnung sind sie eingepreist. Die Stadt Marburg weiß das. Leserinnen und Leser, die immer noch nicht vor Langeweile ausgestiegen sind, wissen es auch.

In Marburg am Elisabeth-Blochmann-Platz kann man sich BigBellySolar ansehen. Man kann Papier oder anderes Entsorgungsgut reinwerfen. Kann horchen, ob es knistert, ob es knirscht, ob es knerbelt. Wenn die Presse arbeitet. Man kann damit überprüfen, ob verschiedenartiger Abfall verschiedene Geräusche macht.

*** Man kann sich auch mal das solargetriebenen werbefinanzierte Papierkorbmonster am Aqamar ansehen und anhören. Letzteres ist eher schmerzhaft. Zudem ist es alles andere als schmeichelhaft für den diese Werbung sein soll. Dreist. Steht aber dort.

So jetzt reicht´s wirklich mit diesem Sommerlochthema. Abschließend sei gesagt, dass der Schreiber, obwohl selbst von der Presse, skeptisch ist gegen die solargetriebene Presse, Leasing und die Kostenrechnung.

Ausreichend viele vernünftig große Papierkörbe und andere Abfallbehältnisse sollen aufgestellt werden. Genügend Kolleginnen und Kollegen sollen dafür eingestellt werden, um damit damit verbundene Entsorungsarbeit bedarfsorientiert leisten zu können. Punktum (oder lieber Basta?).

Das reicht. Völlig. Bei Sonne und bei Regen. Sommertags – und wenn keine Sommerlochzeit ist.

 

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