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Chemikum Marburg zieht in die Bahnhofstraße

Marburg 10.12.2011 (yb) Wer in diesen Dezembertagen in der mit Baustellen reich bestückten Marburger Bahnhofsstraße unterwegs ist, was via Weihnachtswerbung vielen Menschen aufwendig nahe gelegt wird, dem kann nahe der Mündung der Robert-Koch-Straße eine langgesteckte Fassade in frischer hellblauer Farbe und einem Portal aus Kupfer in´s Auge fallen. Tritt Mensch neugierig näher, stößt er auf verschlossenen Eingang. Kein Schild, keine Klingel,  weder Name noch Hinweis. Abseits kann der ratlose Betrachter ein Bauschild ausmachen. Darauf und gut 30 Meter von Eingang entfernt läßt sich nachlesen, was in dem Gebäude mit der frisch getünchten Fassade und dem auffälligen rechteckigen Kupferportal verborgen wird: Das Marburger Chemikum, ein neues „Chemisch-Naturwissenschaftliches Experimentallabor“.

Trotz verschlossener Türen am neuen Domizil des Chemikum Marburg hat es hier die offizielle Eröffnung bereits gegeben.  Am 1. Dezember. Für jenen Donnerstag hatte die Ministerialbürokratie des Wissenschaftsminsteriums der Ministerin einen Großkampftag in Marburg beschert. In ministerialer Trinität wurde das Hörsaalgebäude in der Biegenstraße wiedereröffnet, wurde der neue Präsident der Behring-Röntgen-Stiftung oben im Schloß vorgestellt. In der Bahnhofstraße wurde dem Chemikum Marburg die offizielle Eröffnung vorab zuteil.

Dafür war eingeladen. Es kamen gastgebend die Chemiker von den Lahnbergen, Chemiedekanin Prof. Stefanie Dehnen samt Kollegen. Unipräsidentin Krause war da, Marburgs Oberbürgermeister Vaupel ließ sich blicken. Andere. Dazu war eine Schar Schülerinnen und Schülern der Martin-Luther-Schule aufgeboten. Wohl für’s Athmosphärische.

Damit konnte die Ministerin von einem „zukunftsweisendes Signal zum Ausklang des Internationalen Jahrs der Chemie“ sprechen, konstatieren dass „es keinen besseren Standort als Marburg“ geben könne, weil hier „im Jahr 1609 nicht nur die Wiege der akademischen Fächer Pharmazie und Chemie“ gestanden habe“.  Zudem habe „Universität auch eine bedeutende pharmazeutische Industrie hervorgebracht“ ( mit Emil von Behring s.o. -red.).

„Wer auch morgen noch öffentliche Unterstützung für Spitzenforschung erhalten möchte, muss heute schon den Nachwuchs behutsam zu den Wissenschaften hinführen“ verlautbarte Unipräsidentin Krause.
Dass die Räume äußerst professionell aussehen und große Vorfreude auf den Betrieb wecken, sagte Dekanin Dehnen, zugleich Vorsitzende des Fördervereins.
Von der Bedeutung einer ‚Chemie zum Anfassen’  für Kinder und Jugendliche sprach der Oberbürgermeister, und  dass die geweckten Interessen den Pharmastandort Marburg sichern würden und eine Aufwertung der Nordstadt sich fortsetze.

Den Gästen der Eröffnungsveranstaltung wurde mitgeteilt, dass das Mitmachlabor erst in der zweiten Januarwoche 2012 offiziell seinen Betrieb aufnehmen werde. Das Chemikum Marburg werde zunächst nur an ein bis zwei Tagen in der Woche geöffnet. Später sollen die Öffnungszeiten erweitert werden.

Auch auf den Webseiten des Chemisch-Naturwissenschaftlichen Experimentallabors finden sich derzeit eher dürftige, nicht zu sagen schmallippige Informationen.
Auf der Startseite steht der Hinweis auf die Eröffnung am 1. Dezember. Unter Anmeldung findet sich veralteter Text zu Veranstaltungen im September 2011. Unter Veranstaltungen ist zu lesen „Es gibt noch keine Termine.“ Wer sich Mühe gibt und genau hinschaut, kann einiges unter Nachrichten finden und lesen.

Portal aus Kupfer, Spiegelungen und zunächst verschlossene Türen nach offizieller Einweihung des Chemikum Marburg in der Bahnhofstraße 7. (Fotografien Hartwig Bambey)

All das ist Passanten und Interessenten in situ, vor Ort in der Bahnhofstraße, verborgen. Diese finden ein traufständiges Gebäude mit vielen Fenstern, mit denkmalgerecht und energetisch saniertem Schieferdach, dem Auge gefällig proportioniert. Nur eben verschlossen.

Der Umzug vom bisherigen, provisorischen Sitz auf den Lahnbergen ist möglich geworden, weil das Land, die Universität und die Stadt Marburg insgesamt rund 3,9 Millionen Euro in den Umbau und die Sanierung des ehemaligen Chemischen Institut der Philipps-Universität an der Bahnhofstraße investiert haben. Das Land Hessen finanzierte im Rahmen des Konjunkturprogramms II  2,5 Millionen Euro. Die Stadt Marburg beteiligte sich mit 500.000 Euro. Die Universität investierte 900.000 Euro.

Hintergrundinformationen Chemikum Marburg
Als jeweils temporäre Einrichtung ist das Chemikum Marburg im Jahr 2005 auf den Lahnbergen ins Leben gerufen worden. In der Bahnhofstraße 7/7a erhält es seinen festen Standort in dem mittlerweile denkmalgeschützten Gebäude, worin bereits 1881 das Chemische Institut der Universität eröffnet worden war. Künftig kann in drei verschiedenen Laboratorien experimentiert werden

  • Ein Raum ist speziell für Kinder von vier bis zehn Jahren gedacht und ausgelegt
  • Für Besucher ab zehn Jahren bietet das Chemikum einen Versuchsraum mit anspruchsvollen Experimenten für alle Sinne.
  • Ein weiteres Laboratorium hält Versuche speziell für blinde und sehbehinderte Besucher bereit
  • Dazu gibt es einen  Bereich für Experimente aus Physik oder Sinnesbiologie ohne Kittel und Schutzbrille

In das sanierte und barrierefrei gestaltete Gebäude wurden die 3.900.000 Euro für eine Brutto-Grundfläche von 895 qm und Nettofläche von 684 qm  investiert.
Bei erwarteten 30.000 Besuchern im Jahr, aus Kindergärten und vor allem aus Schulen, sind 420.000 Euro jährliche Unterhaltungskosten kalkuliert. Die Stadt Marburg gewährt dazu einen laufenden Zuschuss in Höhe von 200.000 Euro.

Zunächst sind die Türen hinter dem Kupferportal wieder verschlossen. Für den Dauerbetrieb kann auf je 1.700 Besucher in zwei Wochen Experimentalbetrieb in den Vorjahren zurückgeblickt werden. Damit liegt vor den Machern ein ordentliches Werk, um mit Konzept, Ideen, Engagement und glücklicher Hand Erwartungen umzusetzen. Gemäße ‚Hardware‘ ist mit erheblichem Finanzaufwand geschaffen worden. Demnächst geht es um Dauerbetrieb.

Nolens volens kommt zum Chemikum Marburg das Mathematikum in Gießen in den Sinn. Dafür sorgt die Analogie im Namen, dazu die benachbarte Lage der Städte. Außerdem werden sich Betreiber kaum dem Nexus der Disziplinen entziehen können. Wie könnte Chemie (zudem mit Unterstützung aus Physik und Biologie) der Mathematik in Anschauung und Attraktion nachstehen. Man wird sehen was kommt.

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