Beteiligungstage für das „Landgrafenschloss der Zukunft“

14.04.2024 (pm/red) Im Zuge des Projekts „Landgrafenschloss der Zukunft“ laden die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg alle Interessierten zu Beteiligungstagen am 19. und 20. April 2024 ein, sich mit Ideen und Wissen an der …

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Hat der Marburger Oberbürgermeister Avancen zum Schlossherrn ?

Das Marburger Landgrafenschloss mit Blick von Westen weit oberhalb der Stadt bietet viele Ansichten und macht viele Sichtweisen möglich. Die Liegenschaft des Landes im Besitz der Universität eröffnet ebenso Raum für Phantasien, wobei unübersehbar ist, dass das Bauwerk zuallerst eine Baulast ist. (Foto Hartwig Bambey)

Marburg 5.5.2012 (yb) Für den 9. Mai lädt Oberbürgermeister Egon Vaupel in den Sitzungssaal der Stadtverordneten ein. Dort soll das 9. Marburger Stadtforum das Thema ‚Das Marburger Schlossareal
– Potentiale und Chancen‘ beleuchten. Zu der Veranstaltung wird eine illustre Zahl von Referenten aufgeboten. Elmar Brohl, ehemals Baudirektor in Marburg, Wilfried Ferdinand, Fachdienstleiter
Stadtgrün, Umwelt und Natur, Ulrich Klein, Freies Institut für Bauforschung und Dokumentation, der neue Direktor des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Dr. Christoph Otterbeck, Uni-Vize-Präsident Prof. Joachim Schachtner und der Geschäftsführer der Deutschen Burgenvereinigung Gerd Wagner sollen in die Thematik einführen. ‚Der Fachmann staunt und der Laie wundert sich‘ möchte es einem entfahren angesichts des Zeitpunktes, der Referentenauswahl und Themensetzung. Hat denn Marburgs Oberbürgermeister keine anderen Ideen und Aufgaben und muss schon wieder eine Schlossdebatte losgetreten werden?

Bekanntlich ging Vaupels Vorschlag und ‚Idee‘ für einen Schrägaufzug vom Dezember 2011 ziemlich in die Hose. Nun gut, es spülte der Stadt Marburg 4 Millionen Euro als Großspende in die Kassen. Dazu brach dann eine berechtigte Spendendiskussion aus; die Marburger SPD ist mit deren Ausläufern weiter belastet. Jetzt will der OB unverdrossen weiter machen und schert sich nicht darum, dass in seiner Regie eine Liegenschaft des Landes von (historischem) Gewicht ‚verhandelt‘ wird. Ob Vizepräsident oder Museumsdirektor – diese beiden Landesbediensteten werden bestenfalls Gedanken artikulieren können.

Für die Stadt Marburg steht die Modernisierungssanierung der Stadthalle an, auf dem Waggonhallengelände ist viel zu tun, sind Millionen zu investieren, und für den Rudolphsplatz ist eine neue Stadtbibliothek ins Gespräch gebracht, wofür ein einstelliger Millionenbetrag nicht ausreichen dürfte. Vor solchen Aufgaben und Kontexten zur kultur-infrastrukturellen Entwicklung von Marburg jetzt das Landgrafenschloss zum Thema machen zu wollen, erscheint zumindest verwegen. Dass es OB Vaupel lediglich darum gehen könnte ‚eine Sau durch´s Dorf zu treiben‘, soll hier nicht spekulativ erörtert werden.

Auch aus und mit universitären Sichtweisen kann Verwunderung entstehen. Präsidentin Krause hat gerade verlautbart, dass 300 Millionen Euro fehlen um Campusentwicklung und -ausbau stemmen zu können. So droht der mit einer Überzahl von Gebäuden in versprengten Lagen, darunter das Schloss, belasteten Universität erneut das Geld für eine durchgehende Umgestaltung auszugehen. Bereits bei der neuen Universitätsbibliothek gab und gibt es Sparvorgaben und baulich-austattungsbezogene Deckelungen. Neben derzeitig defizitären Betrieb, sprich Unterfinanzierung, drückt und lastet das Uniklinikum. Dafür sind universitäre, städtische, geistige und politische Energien, Einlassung und Konzepte gefordert.

Ob also der Maimittwochabend am Europatag in Marburg überhaupt interessant, gar spannend und perspektivisch gerät, werden die BesucherInnen ja erleben. Sollte jedoch gar zutreffen „Stadt will Landgrafenschloss besser vermarkten“, wie die Marburger Tageszeitung beflissentlich als Überschrift zu lesen gab, wird es bei Kopfschütteln nicht bleiben (können). AllerleiGrimm mag (für Touristen) ganz nett sein. Für Mittelalter-Markt, Stadtfest und Events sind Schlosspark deutlich ausreichend und die dortige Freilichtbühne brauchte eigentliche Nutzungen.

Das Marburger Landgrafenschloss ist nun wirklich nicht Ressource, Zielobjekt und billige Beute für historisierendes Kommerzgetümmel im Gewand touristischer Erschließung. Gegen drohende Überbesetzung mit Gastronomie wehren sich bereits Geschäftsleute in der Oberstadt. Für den Marburger Oberbürgermeister bieten sich wirklich viele Aufgaben. Es braucht keinen neuen Schlossherrn.

 

 

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