Staatstheater Kassel: „Carmen“ ab 31. März zurück auf dem Spielplan

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Soziale Frage im Wohnungsbau – Agendaabend belegt Bedarf für Marburg

Marburg 14.9.2012 -Lifebericht ab 19.00 Uhr- (yb)  Der Themenabend zum sozialen Wohungsbau im Stadtverodnetensitzungssaal, zu dem die örtlichen Agendagruppen eingeladen haben, will ein in Marburg verdrängtes Thema in das Bewußtsein rücken. Angesichts vieler Kräne und noch mehr Baustellen in der Universitätsstadt wird gerne ‚übersehen‘, dass es in Marburg einen manifesten Wohnungsmangel gibt. Ein Ausdruck dafür sind die hohen Mieten in Marburg – Studentenappartement kostet hier schon einmal 450 Euro im Monat. Überhaupt nicht gut ist die Lage im Bereich preisgünstigen Wohnraums. Noch viel schlechter ist es um die diesbezügliche Perspektiven bestellt. Denn auch in Marburg werden es immer weniger Wohnungen, die der Mietpreisbindung in der Folge öffentlicher Förderung unterliegen.

Das Podium mit Werner Girgert, links, Gerhard Haberle, Karin Stemmer – GWH, Bernd Schulte – GeWoBau, Heinz Wahlers – Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsbaugenossenschaft, Oberbürgermeister Egnon Vaupel.

Zunächst wird eine Begrüßung mit knapper Themenbegründung durch den Sprecher Agendagruppen, Gerhard Haberle, gegeben.

Danach gibt der Soziologe Werner Girgert als Moderator einen thematischen Einstieg. Er skizziert in Bezug auf eine aktuelle Studie einen kontinuierlichen Rückgang im Bereich des Neubaus von Sozialwohnungen. Dies gilt auch für Marburg, wo es zuletzt in den neunziger Jahren im Zug der Konversion von Kasernen den Bau und Schaffung von neuen Sozialwohungen gegeben hat. So sind zum Beispiel heute bei der städitichen GeWobau nur noch 40 Prozent der Wohnungen des Bestandes in der Mitpreisbindung. Ein zurückliegende Studie sah für Marburg eine schrumpfende Bevölkerung. Eingetreten ist stattdessen ein deutliches Wachstum der Bevölkerung, führt Girgert aus. Statt prognostizierter 80.000 Einwohner ist die Zahl auf 89.000 Bewohnerinnen gestiegen. Der Wohnungsbestand ist zwischen 2004 und 2010 jedoch um nur 973 Wohnungen gestiegen.

Hier ein Ausschnitt aus dem Einführungsreferat von Werner Girgert:

Karin Stemmer als Sprecherin der GWH (Wohnungsbestand in Marburg etwa 1.500) bestätigt den Bedarf an Neubau von Sozialwohnungen, die zugleich barrierefrei errichtet werden müsten. Allerdings mangele es Landesförderung und in Marburg an bebaubaren Grundstücken, wofür die Stadt Marburg tätig werden müsse.

Dem stimmt Heinz Wahlers für die Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsbaugenossenschaft in Cappel (Bestand 470 Wohnungen) zu. Auch er würde gerne bauen, wenn er denn ein Grundstück dafür hätte.

Bernd Schulte von der städtischen GeWoBau (Bestand 2.600 Wohungen) relativiert den Bedarf. Es gebe in Marburg genug Wohnungen, allerdings fehle es an preisgünstigen Wohnngen, sagt Schulte. Doch auftragsgemäß werden von der GeWoBau die Mieten nicht erhöht, wenn die Mietpreisbindung ausläuft. Wichtig sei eine Konzentration auf den Bestand mit Sanierungsaufgaben, meint Schulte.

Oberbürgermeister Egon Vaupel vergegenwärtigt die allgemeine Situation mit fehlender Förderung von Bund und Land und die besondere Lage Marburgs, durch enorm wachsende Studierendenzahlen. Zudem sei die ‚zweite Miete‘ in Gestalt enorm angestiegener Nebenkosten zu bedenken. So habe die GeWoBau enorme Investitionen in die Wohnngsbestände getätigt. Zudem sei es ein Problem, dass in Hessen die Fehlbelegungsabgabe nicht mehr erhoben werde. Mit den Mitteln aus der Fehlbelegungsabgabe konnte Marburg in der Vergangenheit 10 bis 12 Millionen aktiviert und investiert werden. Zu bedenken sei, dass ein reger Wohnungsbau in Marburg – bei durchaus gegebenem Bedarf an preiswertem Wohnraum – Probleme im Umland verstärken und auslösen würde (Landflucht).

Moderator Girgert vergegenwärtigt die demographische Perspektive mit einer wachsenden Zahl alter Menschen mit weiterhin sinkenden Renten. Hier sei ein wachsendes Problem vor der Tür. Gibt es einen Masterplan, ein konzertierte Aktion mit den Wohnungsbaugesellschaften, um konkret in Marburg etwas zu leisten? Auch der Kauf von Belegungsrechten könnte ein Mittel sein wie die Verpflichtung an gewerbliche Bauherrn eine Quote preisgünstiger Wohnungen mit zu schaffen.

OB Vaupel widerspricht einer Betrachtung in Marburg passiere ebenso, was bundesweit Trend sei. In Dresden etwa wurden kommunale Wohnungen verkauft, jedoch nicht in Marburg, sagt Vaupel. Möglichkeiten über den Kauf von Belegungsrechten, wie in Frankfurt, sieht Vaupel nicht.

Bernd Schulte möchte in der Betrachtung unterschieden wissen den Mangel an preiswertem Wohnraum, den er für Marburg bestätigt. Doch dies sei nicht gleichzusetzen mit einem Neubau von Wohnungen. Heutzutage sozialen Wohnungsbau betreiben zu wollen unterliege hohen energetischen Anforderungen. Die Kommunen seien damit in der bestehenden Förderlandschaft überfordert.

Aus dem Publikum verweist ein Redner darauf, dass die derzeitigen Rahmenbedingungen in Marburg mit anderen politischen Mehrheiten änderbar seien, zum Beispiel die GeWoBau verkauft werden könnte. Insofern seien andere Modelle gefordert, die den Bewohnern oder Mietern wirkliche Mietpreissicherheit gewährleisten könnten.

Jan Schalauske (Stadtverordneter Marburger Linke) vergegenwärtigt die neoliberale Wohnungspolitik der letzten Jahrzehnte mit auslaufender Objektförderung. Weil Marburg davon betroffen sei, müsse hier konkret gehandelt werden. Hilfreich könne es eine Wohnungsberichterstattung zu geben. Ein Problem beim Bau der Wohnungen in der Uferstraße im ehemaligen Kreisjobcenter (davor EAM) sei, dass dort Bezieher von ALG-II-Leistungen überhaupt nicht Mieter werden könnten, weil die Mieten dort für diese Personengruppe deutlich zu hoch werden.

Ein weiterer Redner aus dem Publikum, selbst von einer chronischen Krankheit betroffen, widerspricht der Betrachtung einer (erst) kommenden Wohnungsnot in Marburg. Für kranke Menschen, Behinderte und viele andere gebe es hier längst eine signifikante Wohnungsnot, führt Bernd Gökeler höchst anschaulich aus.

20.35 Ende Life-Bericht. —> Gesamtbetrachtung dazu in der nächsten Woche

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