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UKGM-Gutachten durch McKinsey wird kommuniziert – Menger trägt dick auf: 20 Millionen Deckungslücke und Investitionsbedarf in der Zukunft

Marburg 5.10.2012 (pm/rd) Wer die Musik bestellt und bezahlt, bestimmt auch was gespielt wird. Nicht anders verhält es sich bei bestellten Gutachten. Gestern war der Tag, an dem das von der Geschäftsführung des UKGM bei der Unternehmensberatung McKinsey bestellte Gutachten der Geschäftsführung vorgestellt wurde. Am Abend wurde dazu schon einmal ‚Begleitmusik‘ in Gestalt einer Pressemitteilung in die Welt gesendet. Dass die „Deckungslücke 2012 größer als 20 Millionen Euro“ sei, wird mitgeteilt, diese solle „bis zum Jahr 2014 geschlossen werden“. Außerdem findet sich zu lesen, dass „Bedarf an Zukunftsinvestitionen von über 200 Millionen Euro“ bestehen würde. Neben der Mitteilung solch ‚harter Fakten‘ zeigt sich die Geschäftsführung unübersehbar von dem Widerstand seitens des Betriebsrats, der Beschäftigten und aus der Bevölkerung beeindruckt. Gleich am Anfang wird ein „Konsensmodell“ beschworen, welches „nach Ansicht der Unternehmensberatung McKinsey und der Geschäftsführung … die beste Chance zur Konsolidierung“ bieten würde. Es gelte in „einer gemeinsamen Anstrengung aller Beteiligten“ die „Deckunglücke von weit über 20 Millionen Euro bis zum Jahr 2014“ zu schließen.

Dass die Unternehmensberater bestätigen, was bereits vorher bekannt war, kann nicht überraschen. Die Geschäftsführung wusste längst, dass die getätigten Investitionen refinanziert werden müssen. Das ist so in der Wirtschaft. Jetzt hat man es also auch noch im bestellten Gutachten und kann damit nach außen – scheinbar bestätigt und zugleich doppelt gemoppelt – auftreten. McKinsey habe, so soll die Pressemitteilung der UKGM-Geschäftsführung gelesen und gedeutet werden, auch noch in die Zukunft geblickt. Zu den 200 Millionen Euro Investitionsbedarf wird erläuternd mitgeteilt, sie seien notwendig „um Gebäude und Medizintechnik auch bis ins Jahr 2020 auf dem neuesten Stand zu halten“. Zur Sicherheit hat man also kräftig gleich um sieben Jahre nach vorne geschaut und setzt in die Welt, dass auch zukünftig in das Großklinikum investiert werden müsse. Wen soll das denn überraschen? Niemanden wird verwundern, dass in einem Großklinikum auch in Zukunft investiert werden muss. Doch offenbar setzt man auf die Wucht der Zahl. Noch einmal 200 Millionen obendrauf, sicherheitshalber. Diese Zahl lässt sich durchaus als ‚Gegengewicht‘ zur vertragswidrig unterlassenen Partikeltherapie in Marburg lesen, bei deren Nichterbringung bis zum Jahresende 2012 dem Rhön-Konzern eine Forderung 107 Millionen Euro der Wissenschaftsministerin auf dem Tisch liegt.

So viel zu den ‚Fakten‘, wie sie von der derzeitigen Geschäftsführung des UKGM – es ist die 17. Besetzung in sechs Jahren – kommuniziert wird. Danach wird es dann völlig befremdend. „Die ‚Erfolgsgeschichte des UKGM‘ könne fortgeschrieben werden“  glaubt Martin Menger als Vorsitzender der Geschäftsführung artikulieren zu müssen. Der Mann übt sich in ‚Positivem Denken‘ und praktiziert dies nicht alleine in dem mittelhessischen Unwort ‚Erfolgsgeschichte des UKGM‘. Es finden sich eine Reihe von Kriterien und Maßnahmen gelistet, mit denen die Wende ins Positive, meint Gewinne beim Betreiber, geschafft werden sollen:

  • Sicherstellung weiteren Wachstums der stationären und ambulanten Leistungen
  • Steigerung der Personalproduktivität durch verbesserte klinische Prozesse
  • Konsequente Abrechnung der erbrachten Leistungen durch vollständige Dokumentation und Kodierung
  • Verbesserte Sachmittel-Effizienz im medizinischen Bereich
  • Optimierung der Verwaltungsfunktionen
  • Senkung der Kosten für Drittleistungen

Dies lässt sich anders beschreiben als mehr Patienten und Behandlungen, mehr Arbeitsverdichtung, mehr Leistungsabrechnung, mehr Sparsamkeit bei Medikamenten, mehr Druck in der Verwaltung und weniger Geld für ausgelagerte Leistungen und Zulieferer. Betriebswirtschaftlich konsequent formuliert Menger, wie und dass die Schrauben zukünftig also noch weiter angezogen werden sollen.

Zur Durchsetzung von alledem, die Geschäftsführung gibt sich lernfähig und sieht sich schließlich dem ‚Positiven‘ verpflichtet, will man ein „Programm, das auf folgende Prämissen aufbaut“, umsetzen

  • Die Patientenversorgung auf höchstem universitärem Niveau muss erhalten bleiben
  • Forschung und Lehre bleiben wesentlicher Teil des Profils der beiden Standorte Gießen und Marburg
  • Arbeitsplatzsicherheit soll gewährleistet werden. Ziel ist und bleibt es, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten
  • Ein zumindest ausgeglichenes Ergebnis trotz der schwierigen Rahmenbedingungen muss wieder erreicht werden

Es findet mithin ein Teil der Forderungen der Kritiker der gescheiterten Privatisierung Eingang in die erste Stellungnahme  zum McKinsey-Gutachten. Geschäftsführer Menger schließt dann mit den Worten: „Die wirtschaftliche Gesundung des UKGM kann über ein Konsensmodell und weiteres Wachstum gelingen. Dafür müssen wir gemeinsam die Voraussetzungen schaffen.“ Über die Ergebnisse der Gespräche wolle das UKGM zeitnah seine Mitarbeiter und die Öffentlichkeit informieren.

Überraschen können und werden diese Verlautbarungen der UKGM-Geschäftsführung kaum jemanden, zuallerletzt die Beschäftigten. Es bedurfte nicht eines Gutachtens, um aufzuzeigen, was vorher bekannt war. Und wenn eine Geschäftsführung externe Gutachter braucht, die ihr ausrechnen und erklären müssen, wie und wohin es weiter gehen soll, ist sie unfähig die Geschäfte zu führen.

Es wird also darauf ankommen, wie die Auseinandersetzungen weiter geführt werden. Personalabbau, wie derzeit im Gange und vom Betriebsrat mit der unvermeidlichen Folge der Arbeitsverdichtung beklagt, wird vollzogen und steht weiterhin an. Dass die finanziellen Bedingungen in Krankenhäusern allgemein schlecht sind, etwa im Abrechnungssystem nach Fallpauschalen, ist längst bekannt. Der Kampf um die mittelhessischen Universitätskliniken wird weiter gehen. Die UKGM-Leitung versucht das (der Öffentlichkeit nicht vorliegende) bestellte Gutachten in ihrem Sinn betriebswirtschaftlich und auch kommunikativ zu benutzen.

 

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