Beteiligungstage für das „Landgrafenschloss der Zukunft“

14.04.2024 (pm/red) Im Zuge des Projekts „Landgrafenschloss der Zukunft“ laden die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg alle Interessierten zu Beteiligungstagen am 19. und 20. April 2024 ein, sich mit Ideen und Wissen an der …

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Forschung über gefährliche Krankheitserreger – Neuer Sonderforschungsbereich in Gießen und Marburg soll RNA-Viren erforschen

Marburg 22.11.2012 (pm/red) Die Universitäten in Marburg und Gießen erhalten einen neuen Sonderforschungsbereich (SFB), der dem Thema der so genannten RNA-Viren gewidmet ist; hierzu zählen beispielsweise das Influenza-A- oder das SARS-Virus. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert die Errichtung des SFB mit voraussichtlich gut acht Millionen Euro für zunächst vier Jahre.

„Die Entscheidung der DFG belegt, dass die mittelhessischen Universitäten dank ihrer vorausschauenden Planung wettbewerbsfähige Bedingungen für die Lebenswissenschaften bieten“, erklärte Professorin Katharina Krause, die Präsidentin der Philipps-Universität Marburg. „Mit dem Marburger BSL4-Labor, einem der modernsten virologischen Einrichtungen weltweit, steht an der Philipps-Universität eine Forschungsinfrastruktur zur Verfügung, die eine wissenschaftliche Untersuchung höchst gefährlicher Krankheitserreger möglich macht“, führt Krause aus. „Der gemeinsame SFB ist ein weiteres Beispiel für die hervorragend funktionierende Partnerschaft zwischen den Universitäten Gießen und Marburg, die wir soeben durch unsere Forschungsallianz bekräftigt und gestärkt haben“, sagte Professor Joybrato Mukherjee  von der Justus-Liebig-Universität Gießen.
„Die überwiegende Mehrheit derjenigen Viren, die sich neu ausbreiten, hat ein Genom auf RNA-Basis“, erläutert Professor Dr. Stephan Becker, Direktor des Instituts für Virologie der Philipps-Universität und Koordinator des neuen SFB 1021. „Die besonderen biologischen Eigenschaften dieser RNA-Viren begünstigen ihre Ausbreitung über Artengrenzen hinweg von einem Wirt zu einem anderen, insbesondere auch vom Tier zum Menschen“, ergänzt Beckers Stellvertreter, der Gießener Virologe Professor John Ziebuhr.
RNA-Viren können sich besonders gut an neue Bedingungen anpassen, weil sie eine ungewöhnlich große genetische Variabilität aufweisen. Der Grund: Das Enzym Polymerase, mit dem das Erbgut dieser Viren vervielfältigt wird, unterscheidet sich in einem entscheidenden Punkt von den Polymerasen anderer Viren – es nimmt keine Korrektur von Fehlern vor, die bei der Replikation immer wieder vorkommen. Auf diese Weise entstehen in kurzer Zeit zahlreiche neue Virusvarianten, die in vielen Fällen auch neue Eigenschaften besitzen. Die Unzuverlässigkeit der viralen RNA-Polymerase beim Kopieren des viralen Genoms ist also die Ursache dafür, dass sich RNA-Viren besonders schnell an neue Wirte anpassen oder auch neue krankmachende Eigenschaften entwickeln können.
Die Initiatoren des neuen Verbunds planen, RNA-Viren auf mehreren Ebenen zu erforschen. Dazu gehört das Schicksal der viralen RNA in der infizierten Zelle, insbesondere ihre Synthese und ihre vielfältigen biologischen Aufgaben. Weitere Schwerpunkte bilden virale Faktoren, die die Schwere des Krankheitsbildes bestimmen, sowie zelluläre Abwehrmechanismen gegen Virusinfektionen und virale Faktoren, die diesen Mechanismen entgegenwirken. Hierfür untersuchen die beteiligten Wissenschaftler vor allem solche Viren, die genetisch nah verwandt sind, sich jedoch in ihrem Infektionsverhalten und ihren krankmachenden Eigenschaften unterscheiden. „Wir erwarten, dass sich daraus neue Eingriffsmöglichkeiten gegen Virusinfektionen ergeben“, erklärt Becker. Als zentrales Vorhaben sollen auf lange Sicht neue Modelle entwickelt werden, mit denen sich hochpathogene Erreger besser als bisher erforschen lassen, wie etwa das Marburg-, Ebola- oder Lassa-Virus.
Der neue Verbund umfasst 15 wissenschaftliche Arbeitsgruppen aus Marburg und Gießen. „Unser SFB kann sich dabei auf seit langem bestehende intensive Kooperationen stützen und setzt die erfolgreiche Forschungstradition auf dem Gebiet der Virologie an beiden Universitäten fort“, hebt Ziebuhr hervor.

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