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Konjunkturforscher fordert fundamentales Umdenken in der Ökonomie: Der Staat darf nicht sparen

Marburg 3.12.2012 (pm/rd) Der weltweit anerkannte Ökonom und Konjunkturforscher Richard Koo warnt die Europäer davor, sich zu streng an die bisher gültigen ökonomischen Gesetzmäßigkeiten zu halten. Denn die aktuelle Finanzkrise, die vor keinem Kontinent halt mache, zeige, dass die bis dato aufgestellten Wirtschaftstheorien ad absurdum geführt wurden. Das erfordere ein fundamentales Umdenken in der Ökonomie und im politischen Handeln. Obwohl die Zinsen in den USA über Jahre auf Null gesetzt waren und sich auch in den führenden europäischen Industrieländern auf einem nie da gewesenen Rekordtief bewegten, gehe es der Wirtschaft insgesamt nicht besser. Politiker/innen und Wirtschaftsberater stünden vor einem Rätsel.

Den Grund für dieses scheinbar paradoxe Phänomen sieht der amerikanisch-taiwanesische Konjunkturforscher in der Bilanzrezession, wie er es formuliert, in der die Geldpolitik nicht mehr richtig funktioniere – jedenfalls nicht mehr wie vor dem Zusammenbruch der US-amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008, der die globale Finanzwelt aus den Angeln hob.

Sparen und Schuldenabbau das falsche Mittel
Entgegen der üblicherweise zu Grunde gelegten makroökonomischen Logik und angewandten Praxis streben nach einer Spekulationsblase Unternehmen und private Haushalte derzeit danach, ihre Verschuldung zu reduzieren, sogar bei Zinssätzen nahe der Null-Prozent-Marke. Der private Sektor sei nicht länger darauf aus, Profit zu maximieren. Statt mithilfe des ‚günstig‘ angebotenen Geldes zu investieren, würde der Cashflow genutzt, um Außenstände abzubauen oder – aus Sicht des auch als Regierungsberater tätigen Finanzexperten – noch schlimmer, um Ersparnisse zu bilden und damit ihre Kreditwürdigkeit zu erhöhen. Folgten zu viele Unternehmen diesem Beispiel, beuge sich am Ende gar der Staat den Warnungen von internationalen Regulierungsbehörden und populistischen Politiker/innen, dann komme es eben zu dieser Bilanzrezession: das gesamte Finanzsystem friere ein, der Konjunkturkreislauf werde unterbrochen. Ein Beispiel dafür sei Japan.

Handeln gegen Konjunktureinbruch erfordert Ausgabenpolitik
Da Teile Europas sich mit der ‚japanischen Krankheit‘ infiziert hätten, könne der ganze Kontinent von den Japanern dennoch etwas lernen, gerade in der jetzigen Situation. Denn nach dem Platzen der Spekulationsblase auf dem Aktienmarkt und dem Zusammenbruch des Immobilienmarktes haben die Regierungen im Land der aufgehenden Sonne seit 1991 trotz aller gegenteilig lautenden Empfehlungen und der Kritik aus dem Ausland weiter Geld ausgegeben – in großem Stil – und damit während der gesamten Krise das Bruttoinlandsprodukt gestützt und den Einbruch der Konjunktur verhindert. Was von außen wie Stagnation aussieht, sei aus seiner Sicht Gesundung von innen und Gegenmittel gegen einen Konjunktureinbruch.

Das Geld dürfe nicht in den Banken stecken bleiben, sondern müsse ausgegeben, in Umlauf gebracht werden, mahnte Richard Koo: „Der Staat muss die hohen Ersparnisse von Unternehmen und privaten Haushalten aufnehmen. Im schlimmsten Fall droht ansonsten eine schwere Depression.“ Das erfordere ein fundamentales Umdenken in der Ökonomie und im politischen Handeln. Damit sprach der Ökonom, der einst für die Federal Reserve Bank of New York gearbeitet hat und heute als Chefökonom für das Nomura Research Institute tätig ist, einer Gruppe von Nachwuchswissenschaftler/innen und Promovierenden aus dem Herzen, die sich im April 2012 in Berlin zur Young Scholars Initiative (YSI) zusammengeschlossen haben.

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