Staatstheater Kassel: „Carmen“ ab 31. März zurück auf dem Spielplan

24.3.2024 (pm/red) Nach mehrmonatiger Pause kehrt die beliebte Opernproduktion wieder auf den Spielplan zurück: Georges Bizets „Carmen“ in der Inszenierung von Florian Lutz ist ab Ostersonntag, 31. März, wieder im Opernhaus, in der Raumbühne ANTIPOLIS …

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Trotz gewachsenem Anteil der Löhne am Einkommen weiter einseitiger Verteilungstrend

Marburg 8.12.2012 (pm/red) Der Anteil der Löhne am gesamten verfügbaren Einkommen der Privathaushalte ist zuletzt gestiegen. Doch die langjährige einseitige Verteilungsentwicklung in Deutschland wird damit nicht gestoppt. Zu diesem Ergebnis kommt Dr. Claus Schäfer, Leiter des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung, im neuen WSI-Verteilungsbericht. Finanzielle und soziale Ungleichheit würden auch die Wirtschaftsentwicklung schädigen, warnt der Wissenschaftler.

Mehr Beschäftigte, stärkere Lohnsteigerungen und längere Arbeitszeiten – diese drei Faktoren haben dazu geführt, dass die Arbeitnehmerentgelte 2011 brutto so stark gestiegen sind wie lange nicht mehr. Im Zuge der stabilen wirtschaftlichen Entwicklung hat sich auch das gesamtwirtschaftliche Gewicht der Lohneinkommen wieder etwas erhöht. Die Netto-Lohnquote stieg allerdings nur geringfügig auf 44,5 Prozent des verfügbaren Einkommens im Sektor Private Haushalte (das entspricht 36,6 Prozent des gesamten Volkseinkommens). Der Wert von knapp 43 Prozent in der ersten Hälfte 2012 lasse allerdings erwarten, dass es im gesamten Jahr keinen weiteren Zuwachs geben wird, schätzt WSI-Leiter Schäfer im neuen Verteilungsbericht des Instituts.

Einseitiger Verteilungstrend nicht korrigiert
Schäfer sieht keine echte Wende im langjährigen Trend, nach dem Unternehmensgewinne und Kapitaleinkommen gegenüber den Löhnen an Boden gewinnen. Verglichen mit den 1960er- bis 1980er-Jahren, als die Netto-Lohnquote über 50 Prozent lag, sei das Kaufkraftpotenzial der Arbeitseinkommen nach wie vor „auf einem historisch niedrigen Niveau“, schreibt der Forscher. Die „jüngsten kleinen Verbesserungen, die in nächster Zeit möglicherweise schon wieder von konjunktureller Abkühlung revidiert werden“, könnten die gewachsene Ungleichheit nur zu einem kleinen Teil korrigieren.

Die private Konsumnachfrage, die bislang neben dem Export in Nicht-EU-Länder die Nachfrageflaute infolge der Eurokrise einigermaßen kompensiert habe, steht damit nach Schäfers Analyse auf unsicherem Fundament. Zumal verschiedene aktuelle Untersuchungen zeigten, dass die Löhne der besser Verdienenden und vor allem die Top-Einkommen deutlich stärker gestiegen sind als die anderer Erwerbstätiger. Diese Spreizung sei auch darauf zurückzuführen, dass die wachsende Beschäftigung mit steigender Prekarität einhergehe. Als Folge sieht Schäfer eine strukturell zu schwache Binnennachfrage. Sie trage dazu bei, dass deutsche Unternehmen trotz guter eigener Finanzmittel nicht genug im Inland investierten. Da auch der Staat zu wenig investiere, drohten Kapitalstock und Infrastruktur in Deutschland zu veralten.

Um diese Entwicklungen abzuwenden, hält der Forscher einen nachhaltigen Wandel in der Verteilungsentwicklung für nötig, unter anderem durch Steuererhöhungen auf große Einkommen und Vermögen. Bislang wirke die Steuerpolitik in die Gegenrichtung- So lagen die direkten Steuern auf Gewinn- und Vermögenseinkommen 2011 bei durchschnittlich 7,7 Prozent. Die durchschnittliche Lohnsteuerbelastung auf Arbeitseinkommen betrug hingegen 15,5 Prozent.

Zudem sei es kontraproduktiv, wenn Europa zur Bekämpfung der Krise im Euroraum auf rigide Sparpolitik und die Senkung von Sozialstandards setze. Nur eine auf Wachstum und weniger soziale Ungleichheit ausgerichtete Politik könne die „gegenwärtige Gefahr einer selbstverstärkenden Abwärtsspirale eindämmen“, schreibt der Forscher. Ein großes Problem sieht Schäfer in diesem Zusammenhang in einer unnötig hohen Abhängigkeit der europäischen Staaten von Finanzmärkten und Rating-Agenturen. Er hält es für sinnvoll, die Rolle der Europäischen Zentralbank grundsätzlich zu überdenken, damit sie ähnlich wie die Zentralbanken in den USA oder Großbritannien die Möglichkeit hätte, öffentliche Haushalte zu moderaten Zinsen direkt zu finanzieren.

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