Kasseler Klimaschutzpreis 2024 verliehen

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ADFC-Fahrradklima-Test bewertet Marburg als fahrradunfreundliche Stadt

Demonstration von Radfahrern für bessere Verkehrsbedingungen am 17. Juni 2011 über die Weidenhäuser Brücke. Foto Hartwig Bambey

Demonstration von Radfahrern für bessere Verkehrsbedingungen am 17. Juni 2011 über die Weidenhäuser Brücke. Foto Hartwig Bambey

Marburg 4.2.2013 (pm/red) Marburg ist im Bundesvergleich eine besonders fahrradunfreundliche Stadt. Zu diesem Ergebnis kommt der ‚ADFC-Fahrradklima-Test‘. Hinter ADFC verbirgt sich der ‚Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club‘ als Interessenvertretung für Fahrradfahrer. Im Auftrag des Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung hat der ADFC zum fünften Mal diesen Fahrradklima-Test verwirklicht. Dazu haben fast 80.000 Radfahrende aus ganz Deutschland an einer Befragung teilgenommen und das Fahrradklima in Großstädten und kleineren Städten bewertet. Die Bewertung von Marburg ist auffällig und eindeutig. Die Studentenstadt hat im aktuellen ADFC-Fahrradklima-Test in der Kategorie der Städte unter 100.000 Einwohner lediglich Rang 237 von 252 Teilnehmenden erreichen können. Mehr noch und deutlich negativer die Bewertung in Hessen. Nur in unserem Bundesland betrachtet, hat Marburg mit einer ‚vier minus‘ den viert-schlechtesten Platz.

adfc FahrradklimatestMit der Bewertung von Marburg im aktuellen Test hat sich der Kreisverband Marburg-Biedenkopf des ADFC beschäftigt. Für Uwe Diehl und Wolfgang Schuch sprechen die Ergebnisse im Einzelnen eine deutliche Sprache. So bewerteten die Teilnehmenden die Ampelschaltungen im Durchschnitt mit einer fünf minus. Schlechter wurde dieser Punkt nirgendwo in Deutschland bewertet. Die Konflikte mit Kraftfahrzeugen wurden mit einer fünf plus (zweit schlechtestes Ergebnis) und die Breite der Radwege mit einer glatten fünf (dritt schlechtestes Ergebnis) bewertet. Die signifikant schlechte Gesamteinstufung für Marburg lässt sich mithin in konkreten Bewertungen der am Test beteiligten Radfahrer aufzeigen.

Es lässt sich die Frage stellen, wo Marburg besonders gut bewertet wurde? Positive Einstufungen gab es keine, was Schuch ausdrücklich mit „leider“ kommentiert. Am besten bewertet wurde die Öffnung der Einbahnstraßen für Radfahrer mit einer drei minus. Ansatzweise vorhandene öffentliche Fahrräder finden sich mit der Note vier bewertet. Das ist der einzige Punkt, bei dem Marburg über dem Durchschnitt liegt. Dabei gibt es keine öffentlichen, also städtischen Leihräder. Deren Vorhandensein ist alleine Leistung und Verdienst des ehrenamtlichen Engagements der Mitglieder des Vereins ‚Radlos‘.

Angesichts des durchgehend schlechten Abschneidens von Marburg, ob in bundesweiter Einstufung oder lediglich landesweit für Hessen, kommt die Frage nach dem Abschneiden anderer, vergleichbarer Städte in den Sinn. Gießen als nächstgelegene Stadt mit Studierenden bringt es auf Rang 156. Das in letzter Zeit als ‚Partnerstadt‘ umworbene Tübingen findet sich auf Platz 38. Göttingen belegt Platz 12 und Heidelberg findet sich auf Rang 10.
Zudem ist festzustellen, dass die Städte, die besonders viel für den Radverkehr getan haben, im Ranking weit nach oben gerutscht sind. In Hessen gilt dies für Frankfurt und Kassel.

ADFC Marburg-Biedenkopf will konsequente Fahrradförderung

Der ADFC Marburg-Biedenkopf will Veränderungen sehen und benennt dazu jetzt endlich eine konsequente Fahrradförderung. „Den Lippenbekenntnissen müssen nun Taten folgen“ sagt Uwe Diehl als Vorsitzende des ADFC Marburg-Biedenkopf. „Der Klimatest bestätigt genau die Lücken, die wir seit Jahren anprangern“, meint Wolfgang Schuch als verkehrspolitischer Sprecher des ADFC Kreisverbandes. „Derzeit werden werden genau die Fehler, die der Klimatest aufzeigt, beim Umbau des Bahnhofsvorplatzes wiederholt.“ Schuch bemängelt fehlende Anschlüsse und Wegeführungen für Radfahrer vom Bahnhof zur Bahnhofstraße oder in den Krummbogen. Die Liste seiner Kritikpunkte zählt mehr als 10 gravierende Planungsfehler auf.

„Wenn Marburg nicht beim nächsten Klimatest Schlusslicht sein will, müssen die Planungen zum Bahnhofsvorplatz dringend abgeändert werden“, sagt Wolfgang Schuch. Es bleibe zu hoffen, dass dieses schlechte Marburger Ergebnis einen Ruck in der Marburger Verkehrspolitik und -planung auslöse, meint der engagierte Radfahrer.

Ob freilich die Erstellung eines Radwegestadtplans für Marburg, wie auf Antrag von SPD und GRÜNEN in der Januarsitzung der Stadtverordneten beschlossen wurde, ein zielführender Weg werden kann, sei als Frage aufgeworfen. Wenn bei der seit vielen Jahren geplanten und aktuell mit Millionenaufwand betriebenen Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes Belange von Fahrradfahrern krass missachtet werden, wie es der ADFC aufzeigt, erscheinen Zweifel an Willen und Fähigkeit städtischen Handelns nur allzu begründet.

Hintergrundinformation
logo adfcDer Fahrradklima-Test fand 2012 zum fünften Mal statt und wurde unterstützt vom BMVBS sowie der Fahrrad-Fachhandelsgruppe ZEG. Rund 80.000 Radfahrer machten mit. Mit Antworten auf 27 Fragen in fünf Kategorien konnten die Teilnehmer beschreiben, wie willkommen sie sich auf den Straßen ihrer Städte fühlen. 332 Städte haben die für die Wertung notwendige Mindestanzahl an eingeschickten Fragebögen erreicht, darunter alle 80 deutschen Städte mit über 100.000 Einwohnern.

—>Ausführliche Informationen zum Test sind online zu finden.

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