Beteiligungstage für das „Landgrafenschloss der Zukunft“

14.04.2024 (pm/red) Im Zuge des Projekts „Landgrafenschloss der Zukunft“ laden die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg alle Interessierten zu Beteiligungstagen am 19. und 20. April 2024 ein, sich mit Ideen und Wissen an der …

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Ohnmächtig gegenüber den Genen: Marburger forscht an Erbursache für häufige Kreislaufkollapse

Marburg, 22.4.2013 (pm/red) Eine deutsch-australische Forschergruppe hat unter maßgeblicher Beteiligung eines Marburger Wissenschaftlers herausgefunden, wo ein Gen sitzt, das für häufige Kreislaufzusammenbrüche verantwortlich ist. Ihre Ergebnisse wurden jetzt in der US-amerikanischen Medizinzeitschrift „Neurology“ veröffentlicht.
Wer oft in Ohnmacht fällt, hat die Veranlagung hierzu nicht selten von Vater oder Mutter geerbt. „Meist spielen dabei mehrere Gene zusammen mit Umweltfaktoren eine Rolle“, erläutert Dr. Karl Martin Klein von der Philipps-Universität, Mitarbeiter des Epilepsiezentrums Hessen und Erstautor der aktuellen Studie. In manchen Fällen reicht jedoch ein einziges Gen aus, um häufige Kreislaufkollapse hervorzurufen. Das fand die Gruppe heraus, indem sie Familien untersuchte, in denen derartige Anfälle gehäuft auftreten. Die Wissenschaftler ermittelten auch den Ort auf den Chromosomen, an dem eine solche Erbanlage lokalisiert ist.

Statistisch gesehen erleidet jeder Vierte mindestens einmal im Leben einen Kreislaufzusammenbruch, bei dem sich die Blutgefäße reflexhaft weiten. Die Folge: Der Blutdruck sackt ab, der Kreislauf kollabiert, das Gehirn wird schlecht durchblutet und es kommt zu einer vorübergehenden Bewusstlosigkeit.

Die Autoren der aktuellen Studie untersuchten Familien, in denen bei mehreren Familienmitgliedern so genannte vasovagale Synkopen auftraten. Das sind Ohnmachtsanfälle, die zum Beispiel ausgelöst werden, wenn die Betroffenen Blut sehen oder lange stehen; weitere typische Auslöser sind Verletzungen und medizinische Maßnahmen, aber auch Furcht und Schmerzen.

Das Team erhob zunächst die Kranken- und Familiengeschichte von 44 Familien mittels ausführlicher Telefoninterviews, die die Wissenschaftler auf Basis eines Fragebogens führten. Bei sechs der untersuchten Familien ergab sich der Verdacht auf eine erbliche Ursache. Um die hierfür verantwortlichen Gene zu identifizieren, untersuchten die Forscher in fünf der betroffenen Familien das Genom mit molekulargenetischen Methoden.
In der größten dieser Familien ließ sich der Hang zu Ohnmachtsanfällen auf einen bestimmten Chromosomenabschnitt  zurückführen; das ursächliche Gen konnte bisher nicht identifiziert werden. Offenbar können verschiedene Gene diese Ohnmachtsanfälle auslösen.

Vor Kurzem hatten die Autoren bereits eine Studie über Ohnmacht veröffentlicht, in der sie eineiige mit zweieiigen Zwillingspaaren verglichen, bei denen jeweils mindestens ein Zwilling Ohnmachtsanfälle erlitten hat. Das Ergebnis: Bei zwei Drittel der eineiigen Zwillingpaare sind beide Geschwister betroffen  – doppelt so häufig wie bei zweieiigen Zwillingen. Auch dieser Befund legt nahe, dass die Anfälligkeit genetisch verursacht ist; denn eineiige Zwillinge besitzen dieselben Gene, weil sie aus ein- und derselben Eizelle abstammen.

Bei beiden Studien arbeitete Klein im Rahmen eines Forschungsaufenthalts bei Professor Dr. Samuel F. Berkovic in Melbourne mit australischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammen.

Originalveröffentlichung: Karl Martin Klein & al.: Autosomal dominant vasovagal syncope: Clinical features and linkage to chromosome 15q26, Neurology (16. April 2013)

Zwillingsstudie: Karl Martin Klein & al.: Evidence for genetic factors in vasovagal syncope: a twin-family study, Neurology 79 (2012), 561-565, DOI: 10.1212/WNL.0b013e3182635789

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