Beteiligungstage für das „Landgrafenschloss der Zukunft“

14.04.2024 (pm/red) Im Zuge des Projekts „Landgrafenschloss der Zukunft“ laden die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg alle Interessierten zu Beteiligungstagen am 19. und 20. April 2024 ein, sich mit Ideen und Wissen an der …

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Vancouver City – ganz weit weg zu hause

North Vancouver Foto Hanna GrobeMarburg 12.7.2013 (red) Die Redaktion veröffentlicht einen Reisebericht aus Kanada von einer Studierenden aus Marburg, die das Land zum zweiten Mal bereist: Ich glaube, jeder kennt das: man kommt aus dem zwei- oder dreiwöchigen Urlaub nach hause und denkt, alles müsste sich geändert haben, alles müsse anders aussehen. Tatsache ist, das tut es nie! Aber wenn man doch nun nach 2 Jahren zurückkommt, dann muss sich doch was geändert haben? Tatsache ist, hat es auch dann nicht. Zu mindestens nicht großartig.
Im Juni 2011 habe ich Vancouver, die mit gut 600.000 Einwohnern größte Stadt der Provinz British Columbia im Westen Kanadas, verlassen. Zu dieser Zeit befand sich das lokale Eishockeyteam, die Vancouver Canucks, im Finale um den Stanley Cup, die größte Trophäe im Eishockey überhaupt. Es war Sommer, alle waren guter Dinge und ich musste schweren Herzens zum Studieren nach Deutschland zurück. Seit dem habe ich die Stadt nicht mehr gesehen – außer in den Nachrichten, nachdem die Canucks das Finale im 7. Spiel der Serie gegen die Boston Bruins verloren hatten und es zu Krawallen und Ausschreitungen kam. Aber seit dem Moment, in dem ich das Flugzeug in Richtung Deutschland betrat, hatte ich den Wunsch wiederzukommen. Nachdem es im Sommer 2012 aus verschiedenen Gründen nicht geklappt hatte, hat mich dieses Jahr nichts mehr zurück gehalten, die drei Sommermonate Juli, August und September in Kanada zu verbringen.

Coal Harbour Fot Hanna GrobeDavon, so der Plan, wollte ich mindestens die ersten zwei Wochen in Vancouver verbringen. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber auf keinen Fall, dass sich nichts geändert habe. Bereits im Voraus hatte ich mir ein Zimmer in dem Hostel reserviert, in dem ich das letzte Mal schon gewohnt hatte und landete letztlich nur eine Tür neben dem Zimmer, das ich das letzte Mal bewohnte. Als ich dann am nächsten Morgen in den Coffee Shop meines Vertrauens kam, saßen dort die selben Menschen, die auch vor zwei Jahren schon dort saßen. Und nach den ersten Spaziergängen durch die Stadt kann ich sagen, auch dort hat sich nicht all zu viel verändert. Schlendert man gemütlich den knapp 9 Kilometer langen Seawall entlang, eine Art Promenade am Ufer der Stadt, trifft man immer noch die selbe Mischung aus photographierenden Touristen, schwitzenden Joggern und Radfahrern und Angestellten in der Mittagspause. Läuft man die Hauptstraßen in downtown ab, hört man immer noch mehr Sprachen als man Finger an beiden Händen hat (52 Prozent der in Vancouver lebenden Menschen haben nicht Englisch als Muttersprache) und wieder bin ich fasziniert von den Gegensätzen der Stadt.

Auf den ersten Blick ist Vancouver eine unheimlich reiche Stadt. Die Glasfassaden der Wohntürme in der Innenstadt glänzen, die Autos auf den Straßen sind groß und teuer und hochklassige Lebensmittelgeschäfte sprießen an allen Ecken und Enden aus dem Boden. Dazu kommen edle Restaurants und mehrere gut gefüllte Yachthäfen. Man fragt sich also, woher das ganze Geld kommt und wer es hat. Das ist die Seite, die die Touristen sehen (wollen), wenn sie für drei oder vier Tage in die Stadt kommen.

Die andere Seite der Stadt ist hässlicher, schmutziger und trauriger, aber auch sie macht die Stadt aus. Es sind zum einen die Straßen, die auf jedem Touristenstadtplan sofort durchgestrichen werden, weil ‚man da nicht hingehen sollte‘. Zum anderen sind es Kleinigkeiten, die einem an jeder Ecke begegnen, wenn man einmal seinen Blick dafür geschärft hat. Vancouver gehört zu den Städten mit der höchsten Kriminalitätsrate in Kanada und hat ein ernsthaftes Drogenproblem, welches offensichtlich wird, wenn man in die Straßen geht, ‚in die man nicht gehen soll‘. Diese liegen im sogenannten East End der Stadt und sind geprägt von dem starken Gebrauch von Heroin, Crack, Kokain und Chrystal Meth. Nicht umsonst verteilt Vancouver jährlich bis zu 3 Millionen Nadeln, was die HIV-Rate in der Gegend deutlich gesenkt hat. Nichts desto trotz bleibt das Problem bestehen. Ein weiteres Problem ist die Obdachlosigkeit. Bedingt durch die hohen Immobilienpreise und das milde Klima ist Vancouver ein Anziehungspunkt für viele, die sonst nichts finden.

Am Grouse Mt-Foto Hanna GrobeTrotz oder gerade wegen dieser Ambivalenz ist Vancouver ein wunderbarer Ort, dank seiner fantastischen Lage, eingeklemmt zwischen Bergen und Meer. Wo sonst hat man die Möglichkeit Donnerstag auf einen Berg zu klettern, auf dem noch Schneereste liegen und am nächsten Tag sein Handtuch am Strand auszubreiten, auch wenn das Wasser noch ein bisschen zu kalt zum Schwimmen ist.
Text und Fotos Hanna Grobe

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