Beteiligungstage für das „Landgrafenschloss der Zukunft“

14.04.2024 (pm/red) Im Zuge des Projekts „Landgrafenschloss der Zukunft“ laden die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg alle Interessierten zu Beteiligungstagen am 19. und 20. April 2024 ein, sich mit Ideen und Wissen an der …

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Überfordert uns die Energiewende?

Marburg 17.10.2013 (pm/red) Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011 gab es eine breite Zustimmung für die Energiewende in Deutschland. Nach nunmehr zweieinhalb Jahren stellt sich Ernüchterung ein, was die gesellschaftlichen und individuellen Kosten dieses Mammutprojekts anbelangt – aber auch Enttäuschungen hinsichtlich des bislang erreichten Ausbaus regenerativer Energieformen. Überfordert uns daher die Energiewende? „Nein“, sagt Prof. Dr. Christian Rehtanz von der TU Dortmund, „denn wir haben die Potentiale, um sie zu bewältigen“, so der Leiter des Instituts für Energiesysteme, Energieeffizienz und Energiewirtschaft.

Laut Rehtanz ist die Energiewende ein gesamtgesellschaftliches Thema: „Es geht nicht nur um technische Zuverlässigkeit, sondern wir müssen uns auch fragen, was wirtschaftlich und umweltkompatibel ist und was wir erreichen wollen“, so der Referent. Er führte aus, warum die Energiewende sinnvoll sei: Nicht nur für den Klimaschutz und die CO2-Verringerung oder wegen der Knappheit fossiler Ressourcen, sondern auch um sich zukünftig weniger abhängig von außereuropäischen Energieimporten zu machen. Dass die Erzeugung von Energie immer auch Eingriffe in die Landschaft bedeuten würde, sei unvermeidbar: „Man kann gegen das Windkraftrad vor seiner eigenen Haustür protestieren, aber das kann bedeuten, dass an anderer Stelle ein Eingriff erfolgt, der vielleicht noch massiver ausfällt.“

Auch Fragen zur Erreichbarkeit müssten diskutiert werden, meinte Rehtanz. Zwar seien die Potentiale, um die Energiewende zu schaffen, vorhanden, aber die Unstetigkeit von Wind und Sonne sei bekannt. Für eine sichere Energieversorgung werde daher weiterhin eine gesicherte Leistung benötigt, die über einen Mix aus flexiblen Gaskraftwerken, Demand Side Management (Nachfragesteuerung), Speicher und Im- und Exporte bereitgestellt werden könne.

Rehtanz warnte davor, beim Ausbau der erneuerbaren Energien nur auf Effizienz zu achten: „Das kann auf Kosten der Stabilität und Sicherheit gehen.“ Zwar könne ein Energiesystem kleinere Störungen ausgleichen, größere könnten jedoch zum Gesamtkollaps führen, was weitreichende Folgen hätte: Ein bundesweiter Kollaps würde innerhalb weniger Tage zum Chaos führen, da wir nicht nur bei Strom und Licht, sondern zum Beispiel auch bei Heizung und Wasser von der Elektrizität abhängig seien. Er plädierte daher dafür, ausreichend Kapazitäten zu schaffen, um einen möglichen Black-out zu verhindern. „Wir müssen die Speicherkapazitäten ausbauen, benötigen noch fossile Kraftwerke und müssen weiterhin importieren.“

Zur Frage der Wirtschaftlichkeit erklärte der Referent, dass der Strompreis zukünftig nicht explodieren werde. Die gesetzlich geregelte EEG-Umlage würde sich zwar zunächst erhöhen, aber eine Spitze von voraussichtlich ca. 7 Cent nicht überschreiten. Das liege unter anderem am steigenden Strompreis und daran, dass der Anteil von Strom aus fossilen Energien durch den Rückbau von Kraftwerken im Strom-Mix geringer werden würde.

Darüber hinaus habe die Energiewende in jedem Fall wirtschaftliche Vorteile: „Deutschland ist derzeit Spitzenreiter beim Ausbau der Erneuerbaren, und mit unserem Know-how können wir auch im Ausland punkten.“ Allerdings benötige man für neue Technologien Rohstoffe aus anderen Ländern, so wie man derzeit von Kohleimporten abhängig sei. Als Beispiele nannte er Platin für Brennstoffzellen oder Kupfer für effiziente Elektromotoren. Hier müsse man einen Mittelweg zwischen Autonomie und Abhängigkeit finden.

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