Staatstheater Kassel: „Carmen“ ab 31. März zurück auf dem Spielplan

24.3.2024 (pm/red) Nach mehrmonatiger Pause kehrt die beliebte Opernproduktion wieder auf den Spielplan zurück: Georges Bizets „Carmen“ in der Inszenierung von Florian Lutz ist ab Ostersonntag, 31. März, wieder im Opernhaus, in der Raumbühne ANTIPOLIS …

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Marktfrühschoppen ist gescheitert – Feiern geht ganz anders

Blockierter Marburger Marktplatz am Sonntagmorgen. Foto Fabian Melber

Blockierter Marburger Marktplatz am Sonntagmorgen. Foto Fabian Melber

140707 (yb) Der Marktfrühschoppen in Marburg ist als “Fest der Bürgerinnen und Bürger“ gescheitert. Das musste mitansehen und anhören, wer am ersten Julisonntag am Platz vor dem Rathaus anwesend war. Stattfinden konnte die Veranstaltung nur mittels massivem Polizeiaufgebot und -einsatz. Das alleine bereits ist mehr als bedenklich. Es würde den veranstaltenden ‚Marktfrühschoppenverein‘ wirtschaftlich ruinieren, müsste er für die Kosten für den Tageseinsatz der Hundertschaft Bereitschaftspolizei aufkommen. Die Demonstranten waren – alleinegelassen von der Kommunalpolitik – mit ihrer Strategie und in ihrem Auftreten erfolgreich. Etwa 80 Teilnehmende junge Frauen und Männer blockierten morgens den Ort des Geschehens. Dann wurden von der Polizei der Marktplatz geräumt, indem alle TeinehmerInnen einzeln vom Platz getragen wurden. Um 11 Uhr wurden verspätet hastig Tische, Bänke und Ausschank aufgestellt. Mit gut halbstündiger Verspätung ging es los.

dbau0706 Teilnehmer MarktfruehschoppenDie Aktivisten waren weiter anwesend, standen hinter einer Polizeikette in der Barfüßerstraße. Sie hatten sich ab 7.00 Uhr morgen mit mit Zelten, Sofas, Matratzen und Planschbecken eingerichtet, um den Marktfrühschoppen und den damit verbundenen „Schulterschluss zwischen extremer Rechter, Verbindungsstudenten und bürgerlicher Mitte“ zu verhindern. Wie sich später zeigte, „waren wieder jede Menge an DB-Burschenschaftern auf dem Platz, wie u.a. auch Philip Stein und Adrien Volkmann von der Germania, welche Schlüsselpersonen der Marburger Neurechten Szene sind“, informieren sie in ihrer Pressemitteilung vom 7. Juli.

Polizisten mit Helm im Einsatz, der Anblick alleine offenbart eine Entgleisung, die mit dem Marktfrühschoppen in Marburg einher gegangen ist. Foto Hartwig Bambey

Polizisten mit Helm im Einsatz, der Anblick alleine offenbart eine Entgleisung, die mit dem Marktfrühschoppen in Marburg einher gegangen ist. Foto Hartwig Bambey

„Wir sind überrascht und wütend! Vertreter*innen der Stadt sprachen sich zu vielen Gelegenheiten gegen den Marktfrühschoppen aus. Egon Vaupel feierte die Ausladung der DB-Burschenschaften von der Wartburg in Eisenach. Aber in dem Moment, in dem wir in Marburg wirklich versuchen, den Marktfrühschoppen zu verhindern, zieht sich die Stadt auf juristische Spitzfindigkeiten zurück.“ So der Kommentar von Gerda Maler von der Gruppe d.i.s.s.i.d.e.n.t. Die AktivisInnen hoffen, dass ihre Blockade zu weiterer Diskussion um den Marktfrühschoppen beitragen wird. Dazu haben sie in der Tat Anlass geliefert und mit anhaltender Präzenz, mit Sprechhören und Trillerpfeifen die Veranstaltung lautstark gestört.

dbau0706 Marktfruehschoppen 2014Unter solchen Gegebenheiten konnte der Marktfrühschoppen nur als gestörte Veranstaltung mühsam über die Bühne gehen. Die etwa 400 Gäste bestanden weit überwiegend aus Mitgliedern studentischer Verbindungen und Burschenschaften. Nur wenige Marburger Bürgerinnen und Bürger nahmen teil, darunter sehr wenige Stadtverordnete. Repräsentanten der Stadt und des gesellschaftlichen Lebens wussten den Ort an diesem Tag geflissentlich zu meiden.

Musikkapelle vor dem Rathaus und Trillerpfeifen von oben, dazu allerorten Polizei. Damit kann es kein ungezwungenes Fest werden, ebensowenig wie Teilnahme von erklärten Rechtsradikalen hinehmbar ist.

dbau0706 Tilmann PfeifferSichtlich genervt und unbelehrbar zeigte sich Tilmann Pfeiffer im Interview mit Medienvertretern. Der Marktfrühschoppen sei unpolitisch, waren seine Worte. Befragt danach, ob sein indifferentes Verhalten und seine fehlende Abgrenzung gegen die Teilnahme von Mitgliedern rechtsradikaler Studentenverbindungen als Fehler zu betrachten sei, wiegelte er mit Ausflüchten ab.

Neben anhaltenden lautstarken Protesten kam es an vielen Stellen zu Diskussionen, auch zwischen Demonstrierenden und teilnehmenden Besuchern, vereinzelt zwischen Verbindungsstudenten und Demonstranten.

„Deutschlands kürzestes Volksfest“ konnte damit nur äußerst mühsam stattfinden. Die Veranstaltung ist an die Wand gefahren. Der Veranstalter verweigert die nun einmal gebotene Abgrenzung gegen die Teilnahme von Rechtsradikalen. Ein solches Ereignis braucht Marburg nicht, ist schädlich und peinlich. Doch offenbar braucht es weitere Diskussionen, gerade nachdem sich die Kommunalpolitik in 2014 weitestgehend rausgehalten hat.

Einstimmiger Beschluss der Marburger Stadtverordneten im Gegensatz zum stattfindenden Marktfrühschoppen.

Einstimmiger Beschluss der Marburger Stadtverordneten im Gegensatz zum immer noch stattfindenden Marktfrühschoppen.

„Wir kündigen an, den öffentlichen Raum auch im nächsten Jahr nicht den rechten Traditionen zu überlassen und den Marktfrühschoppen endgültig in die Geschichtsbücher zu verbannen“, übermitteln die Demonstranten abschließend.
Angesichts der eindeutigen diesbezüglichen Beschlusslage der Stadtverordneten-versammlung, des fragwürdigen Geschehens an diesem Sonntag und der negativen Wirkungen nach innen wie nach außen, sollte solchem Marktfrühschoppen das letzte Stündlein geschlagen haben. Die Menschen, ob Alteingesessene oder Studierende, und die Stadt Marburg verdienen gute und frohe Feste ohne Staatsgewalt mit Hundertschaft.

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