Staatstheater Kassel: „Carmen“ ab 31. März zurück auf dem Spielplan

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Wohnungssuche als erste Hürde des Studienbeginns

dbax0918_0081-studierendeMarburg 15.10.2014 (pm/red) Mit dem diesjährigen Start in das Wintersemester ist erneute die Meldung verbunden, dass es an der Philipps-Universität eine neue Rekordzahl der eingeschriebenen Studierenden gibt. Es sind inzwischen mehr als 26.000 Studierende in Marburg immatrikuliert. Darüber kann sich längst niemand mehr freuen. Weder sind die Studienbedingungen für eine solchen Masse von Studierenden angemessen, noch kann das Studentenwerk und die Stadt Marburg Studierenden Wohnraum in angemessener Ausstattung bieten. Zu dieser gravierenden Problematik nimmt der ‚Verein zur Förderung des studentischen Wohnens e.V.‘ in einer Presseinformation Stellung.  Seit zwei Monaten schon klingelt das Telefon im Büro des selbstverwalteten Studierenden-Wohnheims Bettenhaus.

Das neue Wintersemester steht vor der Tür und mit ihm die Herausforderung vieler neuer StudienanfängerInnen auf dem angespannten Wohnungsmarkt in Marburg einen neue Bleibe zu finden. „Uns erreichen schon seit Beginn der Semesterferien Anrufe oder E-Mails von Eltern und StudienanfängerInnen, die verzweifelt nach einer Unterkunft suchen. Interessant ist dabei, dass je näher der Semesterbeginn rückt sich die anfängliche fröhliche Nachfrage nach einem Zimmer in die dringliche Bitte nach einer Notunterkunft verwandelt.“, kommentiert Annika Sominka aus dem Vorstand des Vereins zur Förderung des studentischen Wohnens.

Das Bettenhaus bietet schon seit Jahren, vor allem zu Semesterbeginn, kostenfrei Wohnzimmer oder Privaträume in den einzelnen Wohngemeinschaften als sogenannte ‚Notbetten‘ an. Das selbstverwaltete Wohnprojekt will damit auf die schwierige Lage der StudienanfängerInnen in Marburg reagieren. Die selbst-organisierte Initiative der Bettenhaus-BewohnerInnen scheint indes mit jedem Jahr dringlicher zu werden.

„Als ich nach Marburg kam, gab es dieses Problem bereits, nur war mein Eindruck, dass die meisten ErstsemsterInnen spätestens Mitte bis Ende Oktober eine Wohnmöglichkeit gefunden hatten. In den letzten Jahren jedoch scheint die Wohnungsnot massiv zu zunehmen. Die Zahl der Studierenden steigt während die wohnungspolitische Situation immer prekärer wird. Vor allem finanzschwache Menschen können die hohen Mieten in Marburg schon lange nicht mehr bezahlen“, kommentiert Clara R. eine ehemalige Bewohnerin des Bettenhauses.

Semesterbeginn macht allgemeine Wohnungsnot umso deutlicher
Die schon seit Jahren bestehende Wohnungsnot in Marburg zeige sich auch dieses Jahr vor allem zu Semesterbeginn. Zwar bieten Universität und Studentenwerk Hilfestellung bei der Wohnungssuche an, doch die schnell vergriffenen Zimmer in Studierendenwohnheimen, die Notunterkünfte auf Feldbetten oder Matratzen für fünf Euro pro Nacht ändern kaum etwas an der angespannten Situation. Wer es sich leisten kann, versuche ein Zimmer in einem der Marburger Hotels oder Jugendherbergen zu bekommen oder friere bei niedrigen Temperaturen im Zelt auf dem Campingplatz. Selbst die Zimmer des noch nicht fertig gestellten Hostels am Marburger Hauptbahnhof seien schon jetzt ausgebucht. Besonders schwerwiegend aber bleibe die Situation für Studierende ohne deutschen Pass, mit finanziell schwieriger Lage und/oder Eltern mit Kind(ern).

Die Stadt und die Universität wissen um dieses Problem, ihnen seien allerdings die Hände gebunden: Für neuen erschwinglicheren Wohnraum fehle das Geld. Auch die jüngst erschiene Studie zur Wohnungsmarktanalyse der Universitätsstadt zeige, wie hoch der Bedarf an Wohnraum geworden ist. Dabei bleibe zu bedenken, dass die von Privatpersonen bisher angebotenen Wohnungen oder Zimmer für viele nicht bezahlbar sind. Für viele StudienanfängerInnen werde so der optimale Studienstart zu einer nervlichen Zerreißprobe.

Wohnungsbaupolitische Fehler der Vergangenheit
Es sei keine Seltenheit, dass bestehender Wohnraum in Marburg für Gewerbezwecke genutzt oder in teure Eigentumswohnungen umgebaut wurde. Dieses Vorgehen wird seit Jahren von verschiedenen Seiten kritisiert, angemessene Reaktionen auf diese wiederkehrende Kritik hätten jedoch gefehlt.
In der Vergangenheit wurde mit dem Collegium Gengium (CG) ein selbstverwaltetes bezahlbares Studierendenwohnheim von der Universität und der Stadt geschlossen, ohne eine Alternative zu schaffen. Neu geschaffener Wohnraum, wie die Studierenden-Appartements zwischen Mensa und Phil-Fak, seien meist nicht nur teuer, sondern auch dezidiert nur auf Studierende zugschnitten. Was zur Folge habe, dass Menschen, die nicht studieren oder auch mit Kindern zentrumsnah wohnen wollten, schlichtweg keine bezahlbaren Wohnungen finden. „Die Wohnungsnot in Marburg ist damit kein reines Studierenden-Problem, auch wenn die Skandalisierung dieser Missstände oft aus einem eher studentisch geprägten Umfeld kommen“, so Annika Sominka vom Verein zur Förderung studentischen Wohnens e.V.

Auch das Bettenhaus braucht Unterstützung
Die hohe Nachfrage sowohl nach Notbetten in den letzten Jahren als auch nach günstigen Zimmern zeige, dass das Konzept des Bettenhauses von sozial verträglichem und solidarischem Wohnen absolut unentbehrlich für Marburg sei. Mit seiner zentralen Lage in der Nordstadt bietet das Bettenhaus für etwa 60 Menschen Wohn- und Lebensraum. Gemeinsam wird das Gebäude mit einem basisdemokratischen Verständnis verwaltet und gestaltet.

Das Wohnprojekt Bettenhaus soll auch in Zukunft nicht nur für bezahlbaren Wohnraum stehen, sondern auch Raum für den Austausch von Menschen unterschiedlicher Herkunft und sozialem Status sein. Es soll weiterhin ein Ort für politische und kulturelle Aktivitäten sein. Dabei wird im Kampf gegen Diskriminierung eine gemeinschaftliche Form des Zusammenlebens entgegengesetzt.

Für die dringend notwendige Sanierung im und am Gebäudes des Bettenhaus braucht der Verein jedoch selbst Unterstützung. Obwohl die Verhandlungen mit dem Land Hessen, der Stadt Marburg und der Philipps-Universität zur Hausübernahme schon seit mehreren Jahren laufen, bleiben die BewohnerInnen beharrlich.
Mehmet Ali Avci vom Vorstand des Bettenhaus erläutert: „In den vergangen 29 Jahren war der Erhalt und die Finanzierung unseres Bettenhauses stets prekär und die Aufrechterhaltung der eigenen Selbstverwaltung ein zeit- und arbeitsintensiver Prozess, der quasi neben Studium, Lohnarbeit usw. passieren musste. Die Forderung nach sozial gerechten Wohnraum, wie sie von uns immer wieder gestellt wird, bedarf nun auch einer politischen Umsetzung.“
Mit starkem Durchsetzungsvermögen wird im Bettenhaus stetig versucht die Forderung „Die Häusern denen, die darin wohnen“ umzusetzen.
„Jedoch braucht es erst einmal ein Haus um darin wohnen bleiben zu können“, kommentiert Annika Sominka die Wohnungsnot in Marburg abschließend.

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