Beteiligungstage für das „Landgrafenschloss der Zukunft“

14.04.2024 (pm/red) Im Zuge des Projekts „Landgrafenschloss der Zukunft“ laden die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg alle Interessierten zu Beteiligungstagen am 19. und 20. April 2024 ein, sich mit Ideen und Wissen an der …

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Runder Tisch in Marburg: Flüchtlinge frühzeitig integrieren

 Zusammen mit seiner persönlichen Referentin Elke Siebler stellte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies die aktuelle Arbeit des Runden Tisches Integration sowie die Willkommensmappe der Stadt vor. Foto Heiko Krause


Zusammen mit seiner persönlichen Referentin Elke Siebler stellte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies die aktuelle Arbeit des Runden Tisches Integration sowie die Willkommensmappe der Stadt vor. Foto Heiko Krause

Marburg 23.02.2016 (pm/red) Flüchtlinge sollen in der Universitätsstadt Marburg bestmöglich und frühzeitig integriert werden. Der Runde Tisch Integration soll sich dieser Herausforderung annehmen. Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies informierte zusammen mit seiner persönlichen Referentin Elke Siebler die Öffentlichkeit bei einem Pressegespräch über die Ergebnisse der jüngsten Sitzung. OB Spies erinnerte daran, dass der Runde Tisch vor mehreren Jahren von seinem Amtsvorgänger Egon Vaupel initiiert wurde, „als es eine unschöne Debatte zu der geplanten Moschee gegeben hat.“ Das Gremium habe versucht, innerhalb der Stadtgesellschaft versöhnlich zu wirken. „Und das sehr erfolgreich“, freute sich das Stadtoberhaupt, das zeige beispielsweise, dass es in der Moschee einen „Orbach-Keller“ geben werde, benannt nach dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde.

Der Runde Tisch Integration habe es geschafft, die jahrhundertealte Tradition der Offenheit in der Stadt aufleben zu lassen. Das zeige sich augenblicklich deutlich an der Hilfsbereitschaft, die die Marburgerinnen und Marburger an den Tag legen. Lange habe das Gremium nicht getagt, aber angesichts der derzeitigen Situation, so ist sich Spies sicher, sei er wieder nötig geworden, um sich den Herausforderungen der Integration angesichts der vielen Menschen, die Schutz in Deutschland und Marburg suchten, zu stellen.

Bei der Sitzung im Rathaus, so berichtete der Oberbürgermeister, habe es eine ausgesprochen gute Beteiligung gegeben. Unter anderem Vertreter der Religionsgemeinschaften, der Ausländerbeirat und Mitglieder der Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung hätten ein „sehr breites Zusammentreffen“ ermöglicht.

Wie Spies erläuterte, leben in der Universitätsstadt drei Gruppen von Schutzsuchenden mit unterschiedlichem Aufenthaltsstatus. Im Flüchtlingscamp in Cappel lebten Menschen in der Erstaufnahme. Für sie und ihre Betreuung sei ausschließlich das Regierungspräsidium in Gießen verantwortlich. Gleichwohl habe die Stadt freiwillig viel getan, diese Menschen zu unterstützen.

Mit dem Portal in Gisselberg sei jüngst eine Anlaufstelle für Flüchtlinge, wie für ehrenamtliche Helfer entstanden. Neben bereits bestehenden Angeboten wie Deutschunterricht oder Alphabetisierungskursen, Kinderbetreuung, Alltagstraining, Asylberatung oder dem IT-Treffpunkt, könnten dort auch Unterricht für Kinder, kreative Angebote, Sprechstunden für Schwangere und Arabisch/Farsi für Helfer angeboten werden, so Spies. Zudem befinde sich dort die Kleiderkammer, die neben den Flüchtlingen allen Inhabern des Stadtpasses offensteht. Jeden Tag kommen etwa 250 Menschen, Flüchtlinge und Marburger, nach Auskunft Sieblers in die Anlaufstelle, das zeige die Bedeutung.

Neben der dritten Gruppe derjenigen, deren Asylantrag genehmigt ist, soll sich laut Auskunft des Oberbürgermeisters verstärkt denjenigen gewidmet werden, die nach der Erstaufnahme im Asylverfahren sind und der Stadt zugewiesen wurden. Aktuell sind das etwa 670 Menschen. Bei ihnen sei klar, dass sie voraussichtlich lange hier bleiben, so Spies, umso wichtiger sei die Integration. Was in kleinen Orten bei entsprechendem Willen in Nachbarschaften schnell gelinge, sei in einer Stadt ungleich schwerer. Deshalb soll nach dem Willen des Runden Tisches, der in Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Themen weiterarbeitet, verstärkt auf Ehrenamt gesetzt werden.

Die Stadt, genauer gesagt das Sozialamt, so versicherte der Oberbürgermeister, sei natürlich für die Asylbewerber verantwortlich und stelle sich dem auch. Es gehe darum, eine Wohnung zu beschaffen und die Existenz zu sichern, sowie weitere Hilfestellung zu geben. Gleichwohl gibt es Dinge, die das Hauptamt außerhalb der Räume der Behörde nicht leisten kann.

Geplant seien Patenschaften. Engagierte Bürgerinnen und Bürger können die Zugewiesenen, die immer freitags kommen, begrüßen. Sie geben anschließend Hilfestellung etwa bei der Erstellung eines Kontos oder zeigen Wege zu Behörden. „Und sie zeigen, wie das Leben hier funktioniert“, so Spies. So soll die erste Zeit in der Universitätsstadt leichter gemacht werden.

Siebler betonte, dass Integration nicht totale Anpassung bedeutet, vielmehr gehe es darum, im Sinne des Zusammenlebens aufeinander zuzugehen. „Es ist erforderlich, gemeinsame Werte zu entwickeln. Etwa 1300 Menschen engagieren sich in Marburg bereits für Flüchtlinge. Für die Patenschaften würden jedoch weitere Marburger gesucht. Interessenten können sich mit der Flüchtlings-Koordinatorin Gudrun Fleck-Delnavaz per E-Mail Fleck-Delnavaz@Marburg-Stadt.de in Verbindung setzten.

Laut Siebler ist auch die Willkommensmappe der Stadt angepasst worden. Die Inhalte sind in allen erforderlichen Sprachen verfügbar, denn deutsch ließe sich nicht in kurzer Zeit lernen. Enthalten sind neben einem Gruß des Oberbürgermeisters unter anderem ein Innenstadtplan, die Angebote in Gisselberg, Verzeichnisse öffentlicher Spielplätze und Grünflächen, sowie Hinweise zur Gewaltfreiheit gegenüber Frauen und Kindern. Den Menschen müssten auch Beschäftigungsangebote gemacht werden, so Spies. Schließlich dürften sie nicht arbeiten, sollten andererseits aber auch nicht nur zuhause sitzen.

Wie das Stadtoberhaupt weiter berichtete, gebe es zudem Gespräche mit der Agentur für Arbeit, Menschen, während ihr Asylverfahren läuft, auf einen späteren Einstieg in das Arbeitsleben vorzubereiten. Qualifikationen in der Heimat seien hier meist nichts wert. Papiere oft auch nicht vorhanden. Gezielte Qualifikation so früh wie möglich helfe bei der Integration. „Die Menschen haben Schlimmes erlebt und sollen nicht drei Jahre warten, dass etwas passiert“, so Spies abschließend.

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