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Hessenweites Modellprojekt zur ärztlichen Versorgung in Marburg-Biedenkopf

Marburg 3.12.2018 (pm/red) Der Landkreis Marburg-Biedenkopf startet ein hessenweit einzigartiges Modellprojekt, das die ambulante medizinische Versorgung in der ländlichen Region sicherstellen soll. In Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Hessen, dem Hessischen Sozialministerium und den Ärztenetzen sollen neue Wege in der Versorgungsplanung gegangen werden.

Das Ziel dabei sind innovative und nachhaltige Konzepte, die künftig eine bedarfsgerechte medizinische und pflegerische Versorgung zusammen abbilden. Zum Auftakt dieser Initiative stellte die Leiterin des Gesundheitsamtes, Dr. Birgit Wollenberg, das Modellprojekt im Landratsamt vor. Mit einem Konzept zur Fachkräftesicherung möchte der Landkreis die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen weiter ausbauen. Ziel ist es, dem zunehmend wachsenden Fachkräftemangel und einer drohenden Unterversorgung bei den niedergelassenen Hausärzten, Pflegefachkräften und Hebammen in der ländlichen Region entgegenzuwirken.

„Obwohl es noch keine gesetzliche Pflicht gibt, werden wir die koordinierende und steuernde Rolle des Gesundheitsamtes ausbauen“, sagte Landrätin Kirsten Fründt. „Sowohl auf dem Gebiet der Gesundheitsförderung und Prävention als auch in der medizinisch-pflegerischen Versorgung wird das Gesundheitsamt hier neue Wege beschreiten“. Das sei notwendig geworden, weil sich der Landkreis zunehmend mit einem wachsenden Fachkräftemangel im medizinischen Bereich und einer drohenden Unterversorgung konfrontiert sehe.

„Bereits mit der im Gesundheitsamt angesiedelten Geschäftsstelle der Initiative ‚Gesundheit fördern – Versorgung stärken‘, die für den Landkreis und die Universitätsstadt Marburg einen Präventionsplan erstellt hat und nun umsetzt, verfügen wir über günstige Voraussetzungen, die Daseinsfürsorge auch auf die Gesundheitsplanung und Versorgungskoordination auszuweiten“, erläuterte Fründt. „Mit diesem Modellprojekt schaffen wir die Blaupause für den hessenweiten Aufbau der kommunalen Gesundheitsplanung“.

„Im Rahmen der Projektförderung wird der Landkreis ein Handlungskonzept zur Fachkräftesicherung in der medizinisch-pflegerischen Versorgung im ländlichen Raum erstellen“, erklärte Dr. Birgit Wollenberg. Mit diesem Modellprojekt habe sich der Landkreis zudem verpflichtet, die kommunale Gesundheitsplanung zur Fachkräftesicherung als Aufgabe des Öffentlichen Gesundheitsdienstes im Landkreis Marburg Biedenkopf modellhaft zu erproben. „Dabei geht es darum, kleinräumige Vorortkonzepte unter Berücksichtigung aller vorhandenen Daten und unter Einbeziehung aller Akteurinnen und Akteure zu entwickeln und umzusetzen“.

Wollenberg begrüßt, dass die KV Hessen als Kooperationspartner für den Aufgabenbereich der ländlichen hausärztlichen Versorgung zur Verfügung steht. „Ohne die Kassenärztliche Vereinigung könnten wir diese wichtige Aufgabe nicht wahrnehmen, weil uns der gesetzliche Auftrag fehlt“, betonte Dr. Wollenberg.

„In der aktuellen Situation sinnvoll mitzuwirken ist nur möglich, wenn man das deutsche Gesundheitssystem, das seit Bismarck ein versicherungsbasiertes Versorgungsystem ist, versteht“, erklärte sie. Auf die sogenannte „Ärzteschwemme“ Anfang der 1990er reagierte der damalige Gesundheitsminister Horst Seehofer 1993 mit einer Bedarfsplanung, die die ärztliche und psychotherapeutische Versorgung regelt. „So soll auf 1671 Einwohner ein niedergelassener Hausarzt kommen, um die Versorgung zu gewährleisten“, sagte Dr. Wollenberg. Dieses Verhältnis werde durch einen Demografie-Faktor und einen weiteren Faktor, der der Krankheitsschwere der Versorgten, Rechnung trägt, modifiziert.

Seit 2013 gebe es vier Planungsebenen: die hausärztliche, die allgemeine fachärztliche, die spezialisierte fachärztliche und die gesonderte fachärztliche Versorgung. Die aktuellen Daten vom 1. Oktober 2018 zeigen, dass die hausärztliche Mittelbereiche Marburg (> 125 Prozent) und Gladenbach (>110 Prozent) überversorgt sind. In Kirchhain und Stadtallendorf sei der Bedarf an Hausärzten gedeckt (96-110 Prozent), es können sich aber zusätzlich Hausärztinnen und Hausärzte niederlassen. In Biedenkopf liege die Versorgung mit Hausärzten jedoch bei 85 Prozent. Dies wird als drohende Unterversorgung definiert. Hier sei der Handlungsbedarf daher besonders groß.

Vor diesem Hintergrund der aktuellen Bedarfslage wird jetzt im Rahmen der Planung die Entwicklung und Erprobung kleinräumiger Vorort-Konzepte vorrangig im Mittelbereich, der hausärztlichen Versorgung, in Biedenkopf (dazu gehören die Stadt Biedenkopf und die Gemeinden Angelburg, Breidenbach, Dautphetal und Steffenberg) beginnen. Eingebettet in die Initiative „Gesundheit fördern – Versorgung stärken“ wird Marion Messik, die neue Versorgungskoordinatorin des Kreises, zusammen mit dem KV-Regional-Center Gießen die Konzepte für eine bedarfsgerechte medizinische und pflegerische Versorgung entwickeln.

Vor einem Jahr hatte der Landkreis Marburg-Biedenkopf beim Hessischen Sozialministerium einen Antrag auf Projektförderung für die Erstellung eines Handlungskonzeptes zur Fachkräftesicherung in der medizinisch-pflegerischen Versorgung im ländlichen Raum gestellt. Im Sommer 2018 hat das Sozialministerium dann mitgeteilt, dass das Projekt des Landkreises Marburg-Biedenkopf mit 74.500 Euro pro Jahr für die Jahre 2018 und 2019 gefördert wird. Die Verlängerung um ein weiteres Jahr hat das Ministerium ebenfalls in Aussicht gestellt. Der Landkreis hat dafür eine Vollzeitstelle für eine Versorgungskoordinatorin geschaffen, um ein integriertes Handlungskonzept zur Fachkräftesicherung in der medizinisch-pflegerischen Versorgung zu entwickeln und umzusetzen.

Von dem Modellprojekt verspricht sich das Sozialministerium Erkenntnisse für einen hessenweiten Aufbau der kommunalen Gesundheitsplanung. Der Landkreis Marburg-Biedenkopf nimmt also eine Vorreiterrolle ein und erweist sich als aktiv gestaltender und innovativer kommunaler Akteur.

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