Offener Brief gegen Kürzungen an hessischen Hochschulen
10.06.2025 (pm/red) Die Personalräte und Studierendenvertretungen der hessischen Hochschulen warnen in einem offenen Brief vor Kürzungen in der Wissenschaft. »Gemeinsam treten wir für ein gutes Studium und sichere und gute Beschäftigung an hessischen Hochschulen ein«, heißt es in dem Schreiben an die Landesregierung, das die Interessenvertretungen von insgesamt 20.000 Beschäftigten und rund 240.000 Studierenden wortgleich beschlossen haben. Zudem rufen die Gewerkschaften ver.di und GEW morgen an der Uni Kassel und der TU Darmstadt um 13 Uhr zu Kundgebungen auf. Weitere Proteste sind für den 18. Juni 2025 geplant.
»Personalräte, Studierendenvertretungen und Gewerkschaften schlagen gemeinsam Alarm: Die drohenden Budgetkürzungen an Hessens Hochschulen gefährden zukunftsweisende Forschung, die Ausbildung künftiger Fachkräfte und Arbeitsplätze«, so Gabriel Nyč, bei ver.di Hessen zuständig für Hochschulpolitik.
»Die Krise des Landeshaushalts ist durch steuerpolitische Entscheidungen hausgemacht. Sie darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten und Studierenden ausgetragen werden. Zur Finanzierung des Gemeinwesens müssen Vermögende und Konzerne endlich angemessen herangezogen werden.«
Die Vorsitzende des Hauptpersonalrats der Uni Gießen, Sabine Leib (ver.di), ergänzt: »An Bildung und Wissenschaft zu sparen, ist genau der falsche Weg. Erste Leidtragende sind die Studierenden und die vielen befristet Beschäftigten, denen Wissenschaftsminister Timon Gremmels eigentlich eine Perspektive bieten wollte.« Schon jetzt würden befristete Verträge wegen der unsicheren Finanzierung teilweise nicht verlängert. »Die besten Köpfe zu verlieren, kann sich Hessen schlicht nicht leisten.«
Roxana Sierocki von der LandesAStenKonferenz betont: »Investitionen in die Hochschulen sind Investitionen in die Zukunft.“ Die CDU-geführte Landesregierung sei dabei, diese aufs Spiel zu setzen.« Schon jetzt seien die Studienbedingungen oft schwierig, müssten Studierende mit wenig Unterstützung und noch weniger Geld durchkommen. »Es darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen, ob man erfolgreich studieren kann. Um Chancengleichheit zu schaffen, brauchen die Hochschulen die auskömmliche und verlässliche Finanzierung, die CDU und SPD im Koalitionsvertrag versprochen haben«.
Die stellvertretende Vorsitzende der GEW Hessen, Simone Claar, kritisiert die signalisierten Kürzungen an den hessischen Hochschulen. »Die möglichen Kürzungen der Landesregierung würden die Qualität der hessischen Forschung und Lehre senken. Unmittelbare Folgen könnten sein, dass Studienplätze abgebaut und weitere Stellen gesperrt oder gestrichen werden.«
Um die Hochschulen zukunftsfähig zu machen, seien stattdessen umfassende Investitionen ins Personal sowie in Gebäude und Technik nötig. Dafür müssten im neuen Hochschulpakt mindestens die Tariferhöhungen und Kostensteigerungen der kommenden Jahre vollständig ausgeglichen werden. »Bereits jetzt bröckeln die Seminarräume. Deshalb streiten Studierende und Beschäftigte an den hessischen Hochschulen gemeinsam für eine auskömmliche Finanzierung, die gute Lehre und Forschung ermöglicht,« so Claar abschließend.
Offener Brief der Personalräte und der Allgemeinen Studierendenausschüsse hessischer Hochschulen
NO CUTS – keine Kürzungen bei der Wissenschaft!
Sehr geehrter Ministerpräsident, Herr Boris Rhein,
Sehr geehrter Wissenschaftsminister, Herr Timon Gremmels,
Sehr geehrter Finanzminister, Herr Alexander Lorz,
wir, die Interessenvertretungen der Beschäftigten und Studierenden an den hessischen Hochschulen, fordern Sie als Vertreter der Landesregierung auf, im Hochschulpakt 2026-2030 eine auskömmliche Grundfinanzierung der Hochschulen festzuschreiben. Hochschulen bilden die Fachkräfte von morgen aus. Gute Bildung und Forschung sind gerade in Zeiten wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Umbrüche unverzichtbar.
Investitionen in die Hochschulen sind daher Investitionen in die Zukunft.
Wir fordern:
• Eine auskömmliche Hochschulfinanzierung – mindestens die Tariferhöhungen und Kostensteigerungen müssen vollständig ausgeglichen werden
• Gute Arbeits- und Studienbedingungen – keine Kürzungen, kein Abbau von Studienplätzen und -leistungen
• Die mit den Gewerkschaften 2024 vereinbarte Schaffung unbefristeter Beschäftigungsverhältnisse muss vollständig und verbindlich umgesetzt werden
• Erhalt der Arbeitsplätze – kein Arbeitsplatzabbau, keine Stellensperren, keine weitere Leistungsverdichtung
• Umfassende Investitionen in Gebäude, Labore, Werkstätten und Technik, um gute Lehre und Forschung zu ermöglichen
Gemeinsam treten wir für ein gutes Studium und sichere und gute Beschäftigung an hessischen Hochschulen ein. Die unterzeichnenden
Personalräte vertreten zusammen 20.000 Beschäftigte, die ASten 240.000 Studierende an hessischen Hochschulen.
10. Juni 2025, Sabine Leib Vorsitzende des Hauptpersonalrats beim Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur
Unterzeichner:
Roxana Sierocki Vorsitzende der LandesAStenKonferenz
Folgende Personalratsgremien haben unterzeichnet:
Hauptpersonalrat beim Hessisches Ministerium für Wissenschaft und
Forschung, Kunst und Kultur
Personalrat der Universität Kassel
Personalrat der Frankfurt University of Applied Sciences
Personalrat der Justus-Liebig-Universität Gießen
Personalrat der Philipps Universität Marburg
Personalrat der Hochschule Geisenheim University
Gesamtpersonalrat der Hochschule RheinMain
Personalrat der Hochschule RheinMain Wiesbaden
Personalrat der Technische Universität Darmstadt
Für die Studierendenvertretungen hat die LandesAStenKonferenz den Offenen Brief beschlossen.