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Netzwerk: „Wir haben keine Flüchtlingskrise, sondern eine Krise des Umgangs mit Geflüchteten“

Flüchtlingsinitiativen des Landkreises Marburg-Biedenkopf zeigen Zusammenhalt beim Jahresausklang des EFI-Netzwerkes. Foto nn

05.12.2023 (pm/red) 15 Initiativen der Flüchtlingsbegleitung in Marburg-Biedenkopf sehen mit zunehmende rechtsextremistischer Stimmung, mit Hass und Hetze gegen Geflüchtete, stärken sie ihren Zusammenhalt im EFI-Netzwerk.

„Das kann doch nicht alles sein?“ ruft der Kreisbeigeordnete Marian Zachow den Ehrenamtlichen zu, als er im Jahresrückblick von Überforderung, Problemen und negativer Stimmungsmache gegenüber Geflüchteten spricht. „Hier beim EFI-Netzwerk gibt es viele Beispiele für gelungene Integration, die Sie mit Herz und Überzeugung geleistet haben“. Nur seien diese kaum sichtbar in der Öffentlichkeit.

Die Marburger Stadträtin Kirsten Dinnebier betont, dass die Stimmung nicht dazu führen sollte, dass Menschen Deutschland wieder verlassen, obwohl sie als Fachkräfte dringend benötigt werden. Dr. Jens Ried, Bürgermeister in Cölbe, erklärt: „Wir haben keine Flüchtlingskrise, sondern eine Krise des Systems, wie wir die Aufnahme, Unterbringung und Integration von Geflüchteten im Zusammenwirken der unterschiedlichen Ebenen gestalten“.

Haltung zeigen gegen Rassismus

Über den Umgang mit Geflüchteten spricht Nurgül Santur, Koordinatorin des EFI-Netzwerkes des Landkreises Marburg-Biedenkopf, angesiedelt bei integral gGmbH. Darüber, welches Glück Geflüchtete haben, engagierten Menschen zu begegnen, die sich um sie kümmern, die bei Wohnungssuche, Familienzusammenführung, bei der Suche nach Arbeit unterstützen.

Ein Umgang auf Augenhöhe und mit Wertschätzung. „Besonders in den aktuellen Umbruchzeiten leistet diese Hilfe einen zentralen Beitrag für den Zusammenhalt der Gesellschaft“ so die Koordinatorin. Sie betonte, dass es wichtig sei, eine klare Haltung gegen Rassismus zu zeigen. 

Zivilcourage sei gefragt: In einem Supermarkt wurde eine Frau mit Fluchthintergrund beleidigt. Eine Flüchtlingshelferin schreitet ein. Sie konfrontiert den Angreifer und klagt die umstehenden Supermarktbesucher an, wieso sie nichts sagen. Dabei ruft sie aktiv zur Zivilcourage auf: Handeln statt Wegsehen.

Ein anderes Beispiel hat eine Flüchtlingshelferin in Wetter erlebt. Ein Mann im Auto belästigte zwei geflüchtete Kinder auf ihrem Schulweg. Sie ging zu ihm, sagte „Ich sehe, was du tust! Hör auf damit“ und stellte Strafanzeige bei der Polizei. Damit hatte sie Erfolg. Es dürfe aber nicht darum gehen, sich selbst in Gefahr zu bringen. Hilfe rufen und Unterstützungsangebote zum Beispiel des Landkreises zu nutzen, stehe an erster Stelle.

Haltung zeigen. Dafür ist auch Dr. Kurt Bunke bekannt. Namentlich angelehnt an Georg Büchners einstiges Flugblatt, das soziale Missstände anprangerte, hat er den Online-Newsletter „Mittelhessischer Landbote“ ins Leben gerufen. Darin publiziert er Artikel zu Flucht und Asyl sowie Diskriminierung und Rassismus.

Projekte, um Fremdheit abzubauen

Gewürdigt wurden auch die zahlreichen Projekte der Initiativen. Helga Sitt vom Arbeitskreis Kirchhain erzählt vom „Kaffee auf Achse“. Aus einem alten, ausgebauten Bauwagen wurde ein mobiler Ort der Begegnung für Einheimische und Neubürger*innen. Hier wird gemeinsam Kaffee getrunken, erzählt, gespielt und Fremdheit abgebaut.

Es gibt viele weitere Projekte der Flüchtlingshilfe im Kreis. Eines ist das Azubi-Projekt in Gladenbach, bei dem knapp 20 Menschen während ihrer Ausbildung begleitet und unterstützt wurden. Drei Fahrradwerkstätten in Marburg und Oberweimar verhelfen zu mehr Mobilität. In Wetter gab es ein Computerkurs für Frauen mit Fluchtgeschichte. Eine Vernissage zeigte Antikriegskunst aus Russland.

Veranstaltungen wie Spendenläufe, Filmvorführungen, Bildungs- und Mitmach-Angebote z.B. zu ökologischen Themen wurden durchgeführt. „Viele Geflüchtete sind angekommen“, sagt Helga Sitt. Sie seien in Schule, Ausbildung und Arbeit. So funktioniere Integration und daran habe die Arbeit des EFI-Netzwerkes einen großen Anteil.

Das Fazit des Abends: Das Netzwerk der Flüchtlingsinitiativen ist eine starke Plattform, die Kraft, Mut und Hilfe gebe und eine klare, gemeinsame Haltung ermögliche: „Das, wie sich jede und jeder von Euch – ob haupt- oder ehrenamtlich – für Geflüchtete einsetzt, hat Wertschätzung verdient. Macht so weiter, wie bisher!“ bestärkt Nurgül Santur zum Abschluss. 

 

 

 

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