Beteiligungstage für das „Landgrafenschloss der Zukunft“

14.04.2024 (pm/red) Im Zuge des Projekts „Landgrafenschloss der Zukunft“ laden die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg alle Interessierten zu Beteiligungstagen am 19. und 20. April 2024 ein, sich mit Ideen und Wissen an der …

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Marburger Kreislaufwirtschaft – Bioabfall zu Kompost und Biogas für Blockheizkraftwerk

Großer Bahnhof zur Inbetriebnahme der BiogasanlageMarburg 26.5.2010 (yb) Kompost aus Küchenresten und Gartenabfällen machen viele. Kompost produzieren, dabei zuvor und zusätzlich in einem hochtechnisierten aneroben Prozeß mit Methanbakterien Gas erzeugen, um daraus Strom und Fernwärme zu erzeugen, sind Auslegung und Leistung einer neuen Biogasanlage in Cyriaxweimar und eines Blockheizkraftwerkes gut einen Kilometer weiter oben im Stadtwald. High-Tec und Nachhaltigkeit, Energieproduktion und Kreislaufwirtschaft gehen in der Universitätsstadt Marburg zusammen und sind als neues kommunales Energieprojekt jetzt in Betrieb.

Zunächst gibt es beim Ortstermin nichts besonderes zu erkennen. Großvolumige Gebäudeanlagen mit grüner Außenhaut sind neu entstanden. Daneben steht eine bereits ältere große Halle in offener Bauweise mit langen Kompostaufschüttungen (Mieten). Die Luft müffelt, schon ein ziemlich strenges Aroma. Die Nase meldet und merkt sofort, dass es hier Gärungsprozesse geben muss.

Drei Millionen Euro wurden hier in den letzten Monaten investiert und verbaut. Die Marburger Entsorgungs-GmbH (MEG) als Tochterunternehmen der Stadtwerke Marburg betreibt die jetzt in Betrieb gegangene Trockenfermentationsanlage zur Energiegewinnung. In 5 Fermentereinheiten lässt man anaerob, ohne Luft(sauerstoff), Methanbakterien gewissermassen an die Arbeit gehen und gewinnt Methangas. Energie aus Bioabfällen.

Bioabfälle – was so alles zusammenkommt

Die Bioabfälle aus der Stadt Marburg, das sind rund 8.000 Tonnen im Jahr, werden mit dem Radlader in die Fermentertunnel eingebracht. Direkt angelieferte Garten-und Parkabfülle, 2.000 Tonnen, unterschiedliche biologisch abbaubare Lieferungen gewerblicher Herkunft und hochkalorisienhaltige Fermente, wie Brot-und Gebäckreste, 1.000 bis 2.000 Tonnen, ergänzen die Füllmenge auf die Jahreskapazität von 12.000 Tonnen.

Von Interesse ist, was dabei rauskommt

In einer Komposierungsanlage wird Kompost gemacht. In der neuen Trockenfermentationsanlage wird auch Kompost gemacht. Doch vorher wird in dem dreiwöchigen Fermentationsprozeß Methangas erzeugt. Dieses wird in einem hochtechnisierten Prozeß gereinigt und zwischengelagert. Das Methangas fließt von der Anlage in Cyriaxweimar durch eine Mikrogasleitung in ein neues Blockheizkraftwerk (BHKW) im nahegelegenen Stadtteil Stadtwald. In zwei großen 8-Zylinder-Gas-Verbrennungsmotoren des BHKW enstehen schließlich Strom und Wärme.

Wärme und Strom, die in den Haushalten wieder ankommen

Die Stadtwerke speisen die anfallende Wärme aus dem Blockheizkraftwerk in das vorhandene Fernwärmenetz am Stadtwald. Diese Nahwärmenetz versorgt Bewohner, Gewerbetreibende, die beiden Schulen und die zwei Gründerzentren auf dem Areal der ehemaligen Tannenbergkaserne mit Raumwärme und Warmwasser. Stromerzeuger und Lieferant sind die Marburger Stadtwerke sowieso. Als Energiequelle dafür sind nunmehr erschlossen die biologischen Abfallstoffe ihrer Bürger. Eine neuartige Kreislaufbeziehung.

Aussagen bei der Einweihung der Anlage in Cyriaxweimar

Egon Vaupel, Oberbürgermeister

„Diese Form der professionellen und umweltverträglichen Verwertung von Abfällen im Sinne des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes hat Leuchtturmcharakter und wird weit über Marburg hinaus vorbildlich sein. Wieder einmal haben unsere kommunalen Unternehmen den Beweis gebracht, dass sie nicht nur marktfähig, sondern auch innovativ sind.“

Franz Kahle, Bürgermeister

„Den komplizierten technischen Vorgang kann man einfach beschreiben: In Marburg entstehen aus Grünabfallen und Küchenresten Biogas, Strom, Wärme und Kompost. Die Devise lautet: Nie waren Kartoffelschalen wertvoller als heute und damit ist Mülltrennung mehr denn je ein Muss für jeden verantwortbewussten Haushalt.“

Norbert Schüren, Geschäftsführer Stadtwerke Marburg

„Der Ausbau von Nahwärmeinseln sowie Bau und Betrieb von Blockheizkraftwerken gehört zum Kerngeschäft der Stadtwerke. Es war nahe liegend, hier, in gut 1 km Entfernung vom Fermenter, das Biogas zu verstromen und die abfallende Wärme in das bereits vorhandene Nahwärmenetz einzuspeisen.“

Jürgen Wiegand, Geschäftsführer Marburger Entsorgungsgesellschaft

„Was unser Konzept von anderen unterscheidet, ist, dass wir mit organischen Abfällen arbeiten und keine landwirtschaftlichen Erzeugnisse zur Energieerzeugung verbrauchen.“

Rainer Kühne, Geschäftsführer Stadtwerke Marburg

„Sukzessive haben die Stadtwerke in den vergangenen Jahren ihre eigenen Stromerzeugungsanlagen ausgebaut. Im letzen Jahr haben unsere sieben BHKW in Marburg bereits mehr als eine Million kWh Strom erzeugt. Mit den neuen BHKW kommen wir unserem Ziel, 20 Prozent Strom selbst zu erzeugen, wieder ein großes Stück näher.“

Daten und Zahlen zur Biogasanlage und Blockheizkraftwerk

  • Durchsatzleistung 12.000 Tonnen im Jahr, entspricht dem Aufkommen von Marburg
  • Gärrest zur Verarbeitung als Kompost:  10.500 Tonnen im Jahr
  • Prozessdauer Methangasgärung im Fermenter: 21 bis 23 Tage
  • gebaut: 5 Fermentertunnel für zeitversetzte Befüllung im kontinuierlichen Betrieb
  • Anlagenkapazität: 1,6 Millionen Kubikmeter Biogas (Methan) im Jahr
  • Blockheizkraftwerk Stadtwald 2 x 185 kW Leistung
  • ->kann 2,5 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen
  • ->reicht aus um 800 Haushalte zu versorgen

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