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Aus Natur und dem Leben Werke formen – Die Weise Kunst zu Leben von Werner Knaupp

dbau0607_0026-Knaupp-AusstellungMarburg 21.6.2013 (yb) „Es kann eine der interessantesten Ausstellungen werden, die ich gemacht habe“ meinte Werner Knaupp beim Aufbau seiner Werke im Marburger Kunstverein. Aus dem Zyklus zu den Westmännerinseln präsentiert er großformatige Gemälde – mit Acrylfarbe in schwarz und weiß gestaltete Darstellungen zu wellenumtosten erkalteten Vulkanschloten vor der Küste Islands. Auf eine Zeit, die er im Krematorium Nürnberg verbrachte, beziehen sich seine Plastiken als menschliche Torsi, Darstellung menschlicher Körper nach dem Feuer, gereiht, auch als Schädel fragmententarische Reste. So trifft die Bezeichnung ‚Schwarz‘ für diese beiden Teile aus dem Werk von Knaupp im Kunstverein zu. Heftig in bunten Farben schwelgend dagegen seine fotografierten Blumendarstellungen, verdichtet  an einer Wand.

dbau0607_0027-Knaupp-SkulpturZusammen gibt es je drastische Einblicke in das Werk von Werner Knaupp als einer der Kunst lebt oder aus Leben Kunstwerke formt. Den früheren Kunstprofessor an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg (geboren 1936) hat es zeitlebens zu Reisen und Stationen gezogen: Kalkutta/Indien, Hiroshima/Japan, Guilin/Südchina, nach Mexiko, Hawai und Neuseeland und zur Vulkaninsel Island. Der Kunsthistoriker Thomas Heyden, klassifiziert Werner Knaupp als einen der „wichtigsten deutschen Künstler einer Generation, die sich in den sechziger Jahren vor die Aufgabe gestellt sah, Auswege aus der Sackgasse des Ungegenständlichen zu finden, ohne dabei hinter die Moderne zurückzufallen.“

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Besucher/in kann die Ausstellung wahrnehmen als eigenwillige und höchst existentielle Auseinandersetzung von Knaupp mit dem Leben als Thema – teils verallgemeinert als Natur und Naturgewalten – und dessen Formung als Kunstwerke. Am Malen nach schwerer  Krankheit gehindert, experimentierte er zuletzt mit Fotoapparat und Blumen im Garten. In die Blüten, ihre Formen und Farben ist er hineingegangen. Aus beinahe übergroßer Nähe drängt Blumendschungel entgegen. Man kann ihm folgen, wenn er interpretierend mitteilt „Blumen sind kleine und große Monster“.  Dem Maler und Bildhauer gelingt es aus kleiner Digitalkamera floral Wesenhaftes in eigener Manier zu überformen und präsentieren. Dem unscheinbar Kleinen entlockt und in Riesenhaftes verwandelt, passiert eine ungewöhnliche Defloration. Die Blumenbilder aus dem vergangenen Jahr werden in Marburg zum ersten Mal gezeigt.

In Beschäftigung und Bewältigung mit dem Tod des Vaters hatte Knaupp einen Sommer in das Krematorium Nürnberg verbracht. Er führt Vergänglichkeit menschlichen Daseins vor Augen. In einer Esse geschmiedete und gebrannte Eisenskulpturen finden sich überwiegend als Gruppen auf dem Boden präsentiert. Eisenrohre und Gasflaschen hat er in kräftezehrender Arbeit bei großer Hitze gebrannt und geformt. Aneinandergereiht, mumienhafte leere Hüllen und Schädelreste als plastisches Memento mori.

Betrachter am Werk. Foto Hanna Grobe

Betrachter am Werk. Foto Hanna Grobe

In schwarzer Acrylfarbe das Strömen und Tosen des Meeres fassen, im Farbauftrag mit Pinselführung nachvollziehen und plastisch hervortreten lassen. Die gezeigten Großformate zu den Westmännerinseln, wo an der  Südküste Irlands bizzare Vulkangebilde aus dem Meer ragen, vexieren in reliefartige Malerei, wirken auf merkwürdige Weise anziehend, zum Betrachten herantreten. Auch diesen drastischen Naturszenen hat der Maler seine Sichtweise verliehen, Tiefe und anhaltenden Strom in schwarzer Farbschicht über Farbschichten gerinnend aufgetragen.
Fotos (3) Hartwig Bambey

Im Kunstverein Marburg bis 25. Juli, Gerhard Jahn Platz 5. Di bis So 11 – 17 Uhr, Mi 11- 20 Uhr, öffentliche Führung samstags 16 Uhr.

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