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„Lokal und global: Arbeitslose in Arbeit!“ – Kunstausstellung der Arbeitsloseninitiative Gießen 

Kunstausstellung ALI Foto U.WöllGießen 23.01.2016 (red) Gastbeitrag von Ursula Wöll “Ich wollte ein wenig provozieren“, so erläutert Claudia Heine ihre den drei Affen nachempfundene Skulptur „Nix hören, nix sehen, nix sagen“. Auf den Körpern der drei Figuren sind allerhand Mißstände zu lesen, die danach schreien, dass man sich einmischt. Die Arbeit ist Blickfang in der Ausstellung der Arbeitsloseninitiative Giessen eV. (ALI), die im Giessener Jokus in der Ostanlage zu sehen ist. Diese Kunstausstellung ist Teil des Filmfestivals ‚Globale Mittelhessen‘, das sozial engagierte Dokumentarfilme in Marburg, Giessen, Wetzlar und Heuchelheim zeigt (das Marburger.de berichtete).

Die Ausstellung mit dem Titel „Lokal und global: Arbeitslose in Arbeit!“ zeigt etwa 70 Gemälde, Skulpturen, Fotomontagen und Installationen von etwa 30 KünstlerInnen, die erwerbslos sind. Als Mitglieder der ALI treffen sie sich regelmäßig im Rahmen eines Kunstprojekts der Initiative. Die ALI bietet nämlich neben Fachkursen für einen leichteren Wiedereinstieg ins Arbeitsleben auch eine Plattform für Diskussionen, um dem Problem der Vereinzelung ihrer Mitglieder ohne Arbeitsplatz etwas entgegen zu setzen. Dazu gehört zunächst einmal einmal das Café. Aber auch im Kunstprojekt debattiert man über den Zustand der Gesellschaft und realisierbare Utopien. Dabei blickt man über den lokalen Tellerrand auf die globale Situation. Die Ideen münden hier in eine künstlerische Umsetzung. Zwar entstehen meist individuelle Arbeiten, doch mitunter entstehen schon mal gemeinschaftliche Kunstwerke.

Wandbild ALI Foto U.WöllEin großes wandfüllende Bild ist gemeinschaftlich entstanden, sogar zusammen mit den Leuten der Arbeitsloseninitiative Wetzlar eV. (WALI). Es zeigt markante Örtlichkeiten im Stadtbild Giessens und Wetzlars. Man hatte vorher überlegt, was jeweils an sozialen Einrichtungen vorhanden ist oder auch fehlt, um das Leben der BewohnerInnen angenehmer zu machen. Nicht nur diese große Arbeit zeigt ein erstaunliches künstlerisches Niveau. Die meisten Beteiligten hatten ja zuvor überhaupt keine Praxis in der künstlerischen Umsetzung von Ideen. Sie hatten mit Buntstiften zuletzt in der Schule hantiert. Dementsprechend wenig Zutrauen hatten sie zunächst in ihre Fähigkeiten.
Doch „Chapeau!“ kann man nur rufen, wenn man die Ergebnisse sieht.

Fotomontage Kunstausstellung ALI Foto U.WöllJoseph Beuys, der vor genau 30 Jahren verstarb, hatte sicher recht mit seinem Satz: „Jede/r ist ein/e Künstler/in.“ Voraussetzung dazu ist wohl, dass man etwas vermitteln will, dass etwas in einem brennt. Im Fall dieser Ausstellung wollten die Beteiligten auf gesellschaftliche Mißstände hinweisen. Die lagen für die einen eher auf lokaler Ebene, für andere aber auch in entfernten Ländern.
Eine Fotomontage prangert etwa an, dass 10 Prozent der Deutschen 66 Prozent des Gesamtvermögens, aber 50 Prozent zusammen nur 1,4 Prozent davon besitzen. Tanja Eckert trieb das Problem der afrikanischen Kindersoldaten zu einer künstlerischen Darstellung an.

Nochmals Chapeau! Die Vernissage am 23. Januar zeigte, dass die seit 1986 existierende Arbeitsloseninitiative ALI, die ihre Räume im Giessener DGB-Haus hat, offenbar eine wunderbare Möglichkeit der künstlerischen Entwicklung bietet.

Plakatmotiv Kunstausstellung ALI Foto U.WöllUnter der behutsamen Anleitung von Martina Bodenmüller wurden schlummernde Talente geweckt. Die KünstlerInnen können auf ihre Werke stolz sein. Leider ist die Ausstellung im Jokus nur bis zum 31. Januar zu sehen.
Mehr unter www.ali-giessen.de, und zum Filmfestival unter www.globalemittelhessen.de

Fotos von Ursula Wöll.

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