Autonome Nationalisten übernehmen Stil- und Aktionsformen der radikalen Linken
Marburg 12.11.2012 (pm/red) Woran erkennt man einen Neonazi? Springerstiefel, Glatze, Bomberjacke? Das war einmal. Junge Neonazis – sogenannte Autonome Nationalisten – tragen Che-Guevara-Shirts, Palästinensertücher, Buttons, Aufnäher und Irokesenschnitt, gehen sprayen, hören Hardcore und Hip-Hop. Sie sind extrem rechts, sehen aber links aus. Jan Schedler, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum, erforscht diese Spielart des Neonazismus.
Sozialwissenschaftler untersucht kulturelle Dimension
Anfang der 1990er-Jahre bilden sich in der neonazistischen Szene in Deutschland zwei Strömungen. Die einen organisieren sich in der NPD, die anderen treten lose organisierten ‚Freien Kameradschaften‘ bei, die bei verschiedenen Veranstaltungen in Aktion treten. Aus diesen Kameradschaften entwickeln sich ab 2002 die Autonomen Nationalisten, vorwiegend junge Leute zwischen 15 und 25 Jahren. Hauptmerkmal, sdie gleichen ihr äußeres Auftreten nicht mehr mit dem historischen Nationalsozialismus ab, sondern adaptieren Symbole und Kleidungsstil der radikalen Linken. Über dieses trendige Äußere ist es für sie leichter, gezielt Jugendliche anzusprechen.
Veränderung der rechten Szene
Die Autonomen Nationalisten übernehmen aber nicht nur äußere Merkmale, sondern auch Aktionsformen. So treten sie bei Demonstrationen zum Beispiel in sogenannten ‚Schwarzen Blöcken‘ auf, vermummen sich mit Kapuzen und Sonnenbrillen. Diese Strategie, mit der sie sich die Autonomen Nationalisten bei der radikalen Linken bedienen, bezeichnen die Sozialwissenschaften als ‚Bricolage‘. Dabei handelt es sich um eine Kulturtechnik, bei der beispielsweise Symbole oder Stilelemente, wie Kleidung, aus ihrem ursprünglichen Kontext entfernt und in einen neuen platziert werden. Die Folge ist, dass sich die ursprüngliche Bedeutung ändert. Inwiefern die Autonomen Nationalisten die gesamte rechte Szene damit beeinflusst und verändert haben, erforscht Jan Schedler seit einigen Jahren.
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