Beteiligungstage für das „Landgrafenschloss der Zukunft“

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Hundstage ohne die Solar-Carports

Dunkelblaues Dach mit solarmodulen über parkenden Kfz

Visualisierung Bürgersonnenkraftwerk mit Solar-Carports auf Parkplatz der Kreisverwaltung in Marburg-Cappel vom Verein Sonnenintiative

Marburg 9.7.2010 (yb) Dass an einem Freitagnachmittag nicht mehr viele Autos bei der Kreisverwaltung parken, überrascht nicht sonderlich. Dass jedoch am zweiten Freitag in diesem Juli auf dem hinteren Parkplatz der Kreisverwaltung Marburg-Biedenkopf nackte Betonkonsolen gen Himmel ragen, lässt nicht alleine hochsommerliche Sonnenstrahlen auf Autodächer und Asphalt prallen. Seit mindestens 9 Tagen sollten an diesem Ort 1.100 Quadratmeter Solarkollektoren montiert sein, um Sonnenstrom zu produzieren. Doch außer einer Zahl frischer Betontragteile ist von dem angekündigten Bürgersonnenkraft nichts zu sehen. Stattdessen heftiger Sonnenschein und Hitze. Hundstage im Sommer 2010 in Marburg.

Ankündigung als Vorzeigeprojekt mit Stichtag 1. Juli

Dabei war der 1.Juli Stichtag für die Fertigstellung eines großflächigen Solar-Carport für Ökostrom. Vor kurzem mitgeteilt in einer Pressemitteilung des Landkreises, amtlich. Der Landkreis stellt nicht alleine die Flächen zur Verfügung. Als „Vorzeigeprojekt eine der größten Solaranlagen im Landkreis“ kündigte Landrat Robert Fischbach den neuartigen Solar-Carport an. Der hier engagierte Verein „Sonneninitiative e.V.“ vorankündigt in seinem Internetauftritt die Fertigstellung zum 1. Juli.

Parkplatz der Kreisverwaltung in Marburg mit viel Sonne: Betonkonsolen gebaut, Traggestelle fehlen, Solarkollektoren nicht montiert (Foto H.Bambey)

Mitarbeiterparkplatz der Kreisverwaltung Marburg: Betonkonsolen gebaut, Traggestelle nicht geliefert und Solarmodule nicht montiert. Jetzt gibt es jede Menge Sonne, womöglich einen Hitzerekord, nur nicht das groß angekündigte neue Bürgersonnenkraftwerk in Marburg. Und das in der Stadt, der es darum geht einen Ruf als (zumindest hessische) Solarhauptstadt zu konstituieren.

Lieferant im Verzug

Die nackten Betonfundamente auf dem Parkplatz erinnern entfernt an ein Stelenfeld. Je zwei einbonierte Gewindestäbe rechts und links machen sichtbar, dass hier noch etwas montiert werden soll. Es geht nicht um Kunst oder Gedenken. Dieser Platz soll neben dem Abstellen von PKW der ökologischen Stromerzeugung dienen. Wenn dann demnächst die Tägergestelle geliefert worden sind. Kann es losgehen mit Verspätung.

Kein Stelenfeld sondern zukünftiges Bürgersonnenkraftwerk mit Solar-Carport auf Parkplatzfläche (Fotos Hartwig Bambey)

„Die Solarmodule und die Gleichrichter haben wir schon erhalten. Die lagern wir bereits vor Ort“ berichtet Hans-Christian Quast am Telefon. Er ist errreichbar an diesem Freitagnachmittag, ist für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins Sonneninitiative zuständig. Der umtriebige Verein verkündet im Internetauftritt, verantwortet von Christian Quast, dass man an sechs Standorten rechtzeitig fertig geworden ist. Nur eben in Marburg nicht. Die Lieferfirma für die Traggestelle der Solarmodule habe den Termin nicht gehalten. Ohne Gestelle könnten Solarmodule nun einmal nicht montiert werden, erläutert Diplom-Kaufmann Quast.

Fristversäumnis bedeutet Verlust von Fördergeldern

Der Bundesgesetzgeber will die Förderung von Solaranlagen kürzen. Zum 1. Juli 2010 und noch einmal zum 1. Oktober. Das müssen jetzt die Anleger vom Bürgersonnenkraftwerk auf dem der Parkplatz Kreisverwaltung hinnehmen. Die seien selbstverständlich längst darüber informiert. Dass es bei ihrem Projekt nicht geklappt habe mit der Fertigstellung, berichtet der Diplom-Kaufmann Quast, zugleich stellvertretender Vereinsvorsitzender. Doch das sei verkraftbar. Ein mehr oder weniger von 10 Prozentpunkten sei nicht ausschlagebend. Eine viel größere Rolle bei der Finanzierung käme steuerlichen Vorteilen zu, bei steuerlicher Absetzbarkeit bis 50 Prozent im ersten Jahr.

Die Erläuterungen wirken plausibel. Auf Nachfrage: Finanziell sei das Bürgersonnenkraftwerk mit den Solar-Carports schon lange in trockenen Tüchern gewesen. Sonst hätte man  mit dem Bau nicht begonnen. Dafür brauche es ein durchfinanziertes Projekt. Die Sonneninitiative sei nur ein eingetragener Verein. Der koordiniere, könne jedoch keinesfalls finanzieren oder Projektträger sein.

Es sei richtig rund gegangen in der letzten Zeit erzählt Hans-Christian Quast. Die Kürzungspläne bei der Solarförderung hätten die laufenden Projekte unter Druck gesetzt. Darüber wird informiert in eigenen Internetseiten. Und davon, dass man mit der Kürzung nicht einverstanden ist. Von Vertrauensschutz ist zu lesen. Und von Einspruch, der für das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe in Vorbereitung ist.

Bei dem Verein gibt es eine angestellte Mitarbeiterin für die Abrechnungen. Dazu noch einen freien Mitarbeiter für technische Wartung der Anlagen, die Jahrzehnte laufen sollen. Das andere ist wohl ehrenamtlich.  Seit 2003 ist die Sonneninitiative aktiv, in Stadt und Landkreis Marburg und weit darüber hinaus.

Viel blauer Himmel und viel Sonne über Marburg und viel mehr Solarkollektoren zur Stomerzeugung soll es in Marburg geben

Aktivitäten für Solarstrom in Marburg

Die Investoren für das noch unfertige Bürgersonnenkraftwerk auf dem Parkplatz der Kreisverwaltung werden sehen, wann ihr Solar-Carport ans Netz geht. Bei den Hundstagen werden die wochentags dort parkenden Mitarbeiter der Kreisverwaltung froh sein, wenn dies bald geschieht. Dann stehen ihre Fahrzeuge nicht länger in der Sonne, sondern werden beschattet von Solarmodulen zur Stromerzeugung.

Im Rathaus der Stadt Marburg wird derweilen an der Überarbeitung der gerichtlich verworfenen Solarsatzung gearbeitet. Die soll bereinigt um juristische Mängel im Herbst in Kraft gesetzt werden.

Weitere allgemeine Informationen zur beabsichtigten und vom Bundesrat abgemilderten Kürzung der Solarförderung finden sich im Internet.

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