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Wettbewerb Hasenkopf: Siegerentwurf mit Vision für den Städtebau der Zukunft

Im Livestream und im Erwin-Piscator-Haus wurde der Siegerentwurf für das Wohngebiet am Hasenkopf vorgestellt. Foto Patricia Grähling

13.09.2021 (pm/red) Polygonale Gebäude, Höfe als Treffpunkt, Gemeinschaftsgärten, viel Natur sowie Parkraum nur am Eingang ins Quartier: Der Siegerentwurf für das Baugebiet am Hasenkopf vereine die vielfältigen Vorgaben der Stadt Marburg für modernes Wohnen – möglichst klimaneutral, verkehrsarm und mit einem Minimum an versiegelten Flächen. Den Entwurf hat die Stadt Marburg vorgestellt. Interessierte können ihn online oder im Erwin-Piscator-Haus detailliert anschauen.

 „Der Siegerentwurf ist in jeder Hinsicht ein Modell für zukünftige Stadtentwicklung – keineswegs nur in Marburg!“, sagt Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Danke an die vielen Marburger für ihre Ideen und Anregungen zu der Zukunftsstadt. Wenn man zukunftsfähige Stadt entwickeln will, dann macht es Sinn, diejenigen, die im Quartier betroffen sind, und diejenigen, die vielleicht mal dorthin ziehen wollen, frühzeitig zu beteiligen.“ Dem Büro „Lohrer.Hochrein“ aus München sei es gelungen – gemäß den Ideen der Bürgerinnen und den Vorgaben des Wettbewerbs – ein ganzes Wohngebiet naturnah in die vorgegebene Fläche zu projektieren und zugleich in eine moderne Form zu bringen. „Der Entwurf lebt von der besonderen Struktur der Gebäude“, erklärt Spies. Ungewöhnlich wirke es, dass kein Haus einfach rechteckig geplant sei. Genau das lockere aber die Bauten auf und sorge dafür, dass jede Wohnung einen Ausblick ins Grüne biete.

Der Preisträger, Maximilian Stechele von „Lohrer.Hochrein“, stellte den Entwurf in einem Livestream detailliert vor. Er zeigte jeweils eine Gruppe von polygonen Häusern um einen gemeinsamen Platz gruppiert – der könne etwa Nachbarschaftstreffen dienen. Als Beispiele präsentierte Stechele Wohnungsgrundrisse, die zeigten, dass die ungewöhnlichen Gebäudeformen gute Wohnungsschnitte zulasse. Umgeben sind die Häusergruppen von viel Natur, Allmendeflächen und Gemeinschaftsgärten. Der Platz ist den Menschen und der Natur vorbehalten. Autos werden in einem Parkhaus am Quartierseingang abgestellt – Platz ist für 0,5 Autos pro Wohneinheit.

Polygone Häuser inmitten von großzügigen Grünflächen, die sich in kleinen Gruppen um einen gemeinsam nutzbaren „Hof“ gruppieren – so sieht die Entwurfsplanung für den Hasenkopf aus. Entwurf Lohrer.Hochrein

Geplant sind im Entwurf 330 Wohneinheiten. „Das Wohnangebot richtet sich hier an Menschen, die sich vor allem mit ÖPNV, Car-Sharing, Fahrrad oder zu Fuß bewegen“, so OB Spies. Eine Bushaltestelle gebe es im neuen Quartier, Kindertagesstätte, Bäcker. Ein Gebäude, in dem Hasenkopf-Bewohner/innen  Gäste unterbringen können, ist ebenfalls geplant. „Die Marburger haben sich in unseren Workshops ausdrücklich so ein Boarding-Haus gewünscht, in denen Gäste untergebracht werden können – denn durch das geplante kompakte Wohnen wird man nicht die ganze Familie in der eigenen Wohnung beherbergen können“, erklärte Spies.

Einkaufsmöglichkeiten gibt es bereits im Stadtwald. Das neue Baugebiet am Hasenkopf werde eng angeschlossen, die Infrastruktur solle jeweils gemeinsam genutzt werden. Es entstehe kein neues Quartier. „Unser Ziel ist es, das bestehende Quartier weiterzubauen“, erklärte Stechele.

Ebenfalls auf Wunsch der Bürgerinnen im Entwurf eingeplant: mindestens 30 Prozent sozialer Wohnungsbau sowie Möglichkeiten für gemeinschaftliches Wohnen. Dabei sollen sozialer Wohnungsbau und frei finanzierter Wohnungsbau durchmischt werden – und kein sichtbarer Unterschied entstehen. „Die Wohnungen sollen alle die gleiche Qualität haben“, so der Architekt. Die Gebäude an der Bergseite werden maximal drei Geschosse haben, die Gebäude weiter unten maximal vier Geschosse. Dadurch bleiben alle Bauten unterhalb der Kuppe des Hasenkopfs. Gewählt wurde damit der Entwurf, der auch den geringsten Flächenverbrauch aufweist, indem er auf kompaktes Bauen setzt. Möglich ist eine Umsetzung im modularen Holzbau, wobei dann auch Fassadenbegrünung eine Rolle spielen werde.

Der Vorsitzende des Preisgerichtes, Prof. Dr. Franz Pesch aus Dortmund, berichtete aus der Preisgerichtssitzung zum Wettbewerb: Ein interdisziplinäres Team aus Fachleuten zu den Themen Wohnungsbau, Landschaftsbau oder Mobilität seien involviert worden – ebenso Vertreter der Bürger/innen und der Ortsbeirat. Dann seien alle eingereichten Entwürfe durchgearbeitet und in mehreren Runden bewertet worden. Letztlich habe der Entwurf gewonnen, der die beste Antwort auf die Vorgaben geliefert habe.

In Fragen zum Entwurf ging es unter anderem um Klimawandel und Mobilität, Baupreise und Einfamilienhäuser, Wohnungsgrößen und Balkone. „Klimanotstand bedeutet nicht gleich Baustopp. Wir haben einen hohen Bedarf an sozialem Wohnraum, deshalb müssen wir Wohnraum schaffen“, erklärte Manuela Klug. Der Bedarf an Wohnraum lasse sich nicht mehr komplett durch Nachverdichtung in der Stadt decken. Der Klimawandel sei aber zentraler Punkt bei den Planungen. Den Standard für das Bauen soll die Stadtverordnetenversammlung über den Bebauungsplan festlegen – und kann da etwa eine klimaneutrale Bauweise vorgeben.

Geplant sind am Hasenkopf kompakte Baukörper mit Wohnungen, Einfamilienhäuser wird es nicht geben. Baugebiete für Einfamilienhäuser müsse die Stadt aber auch zur Verfügung stellen – mit Vorgaben für klimafreundliches Bauen und an anderen Stellen. Die Beschlusslage der Stadtverordnetenversammlung sieht etwa im Marburger Osten und kleinteilig in den Stadtteilen Platz für Einfamilienhäuser vor. Zahlreiche Fragen hat die Runde im Livestream beantwortet. Dieser kann weiterhin angeschaut werden unter www.yve.tv/hasenkopf-wettbewerb.

Zielstellung Baubeginn 2024
Das Preisgericht hat Empfehlungen ausgesprochen, die das Architekturbüro noch in den Entwurf einarbeitet. Dann startet die Stadt mit der Bauleitplanung. „Das wird ein aufwändiges Verfahren“, so Manuela Klug, Fachdienstleiterin Stadtplanung. Die Vorgaben aus dem Siegerentwurf müssen detailliert in den Bebauungsplan eingearbeitet werden – damit auch private Bauvorhaben entsprechend ausgeführt werden müssen, beispielsweise mit der besonderen Häuserform. Das Bauleitplanverfahren nehme 1,5 bis 2 Jahre in Anspruch. Ziel sei, dass in 2024 Baubeginn sein könne.

Informationen rund um den Wettbewerb, den Siegerentwurf und die weiteren eingereichten Entwürfe gibt es für alle Interessierten einsehbar im Internet und im Erwin-Piscator-Haus zu sehen. Der Livestream und alle Entwürfe des städtebaulichen Wettbewerbs und Informationen zur Wohngebietsentwicklung am Hasenkopf sind zu finden unter www.marburg.de/wohnenimwesten.

Die Ausstellung der eingereichten Entwürfe geht bis 28. September im Foyer des Erwin-Piscator-Hauses. Es werden Führungen mit Erläuterungen zu den Entwürfen angeboten. Dazu wird um Anmeldung gebeten per E-Mail unter stadtplanung@marburg-stadt.de oder telefonisch unter (06421) 201-1657. Eine Broschüre mit einem Überblick über den umfassenden Beteiligungsprozess, den eingereichten Wettbewerbsarbeiten sowie eine eingehende Darstellung des Siegerentwurfes liegt zur Ausstellung ebenfalls bereit. Außerdem gibt es die Broschüre im Rathaus und im Bauamt.

Zur Entwicklung des städtebaulichen Wettbewerbs
Für die künftige Entwicklung eines neuen Stadtteils am Hasenkopf sind gemeinsam mit Interessierten  im Vorfeld in vier Workshop-Veranstaltungen die Rahmenbedingungen für die Aufgabe des Städtebaulichen Wettbewerbes diskutiert und erarbeitet worden. Diese Ergebnisse wurden von der Stadtverwaltung ausgewertet, geprüft und in den Auslobungstext für die Wettbewerbsaufgabe integriert. Die Ergebnisse setzen Impulse für einen zukunftsweisenden und nachhaltigen Städtebau für ein neues Stadtquartier unter dem Motto: „Hasenkopf – Leben in guten Nachbarschaften“.

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