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‚Heroes‘ als Projekt gegen Unterdrückung im Rathaus präsentiert

Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies begrüßte die Berliner Heroes Mert Albayrak links, Asmen Ilhan, Can Alpbek und rund 40 interessierte Gäste im Historischen Rathaussaal. Foto Tina Eppler

Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies begrüßte die Berliner Heroes Mert Albayrak links, Asmen Ilhan, Can Alpbek und rund 40 interessierte Gäste im Historischen Rathaussaal. Foto Tina Eppler

Marburg 11.5.2016 (pm/red) Heroes, Helden –  das wollen alle sein. Eine gleichnamige Initiative aus Berlin verbindet das mit dem Kampf für Gleichberechtigung. Die Mitglieder der „Heroes“ arbeiten in Workshops mit Jugendlichen, vor allem mit Migrationshintergrund. Sie bieten Raum, ohne Tabus miteinander zu sprechen und sich zu entwickeln. Das Gleichstellungsprojekt „Heroes“ ist das erste seiner Art, mittlerweile wird schon in acht weiteren Städten „Gegen Unterdrückung im Namen der Ehre“ gearbeitet. Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies hat zur Europawoche drei Heroes im Historischen Rathaussaal begrüßt.

Vor rund 40 Gästen berichteten die Heroes Asmen Ilhan, Can Alpbek und Mert Albayrak aus der Praxis. „Wir glauben an eine Gesellschaft, in der der jeder Mensch unabhängig von Geschlecht und kulturellem Hintergrund dieselben Möglichkeiten und Rechte hat“, so ihr Leitmotiv. Marburgs Oberbürgermeister nahm in diesem Sinne zum Auftakt der Veranstaltung Bezug auf die Ereignisse der Silvesternacht von Köln, auf die Ausschreitungen bei Karnevalsumzügen oder auf dem Oktoberfest. Seiner Meinung nach geht es in der Debatte vor allem um die Fragen des Umgangs von Männern mit Frauen. „Das eigentliche Problem lautet, wer bringt den Jungs Benehmen bei?‘ – und zwar ganz egal woher sie kommen, wo sie groß geworden sind und welchen kulturellen Hintergrund sie haben“, so das Stadtoberhaupt. „Die Universitätsstadt Marburg hat deshalb lange bevor es dazu eine öffentliche Debatte gab, bereits viele Projekte ins Leben gerufen, um die Frage der Gewaltprävention offensiv anzugehen“, so Spies weiter.

„Um dieses Niveau werden wir weit über die Region hinaus beneidet“, erklärte Marburgs Oberbürgermeister. Es gehöre zum Charakter der Stadt Marburg, vernünftig miteinander zusammenzuleben, Konflikte nicht emotional auszuagieren, sondern präventiv zu vermeiden. Dies sei eine Frage angemessenen Umgangs und Chancengleichheit, führte Spies aus. „Ich benutze ungern das Wort Integration, weil es einerseits inflationär und andererseits gleichbedeutend mit Assimilation benutzt wird“, erläuterte Spies. Der größte Teil der Probleme über die gerade im Zusammenhang mit Integration oder Jugendlichen mit Migrationshintergrund geredet werde, sei die Folge sozialer Diskriminierung, machte der Oberbürgermeister deutlich. „Daran müssen wir dringend arbeiten“, betonte das Stadtoberhaupt. Trotzdem sei es auch wichtig, dass man den heranwachsenden Jungen dabei helfe, leben zu lernen.

„Heroes ist ein Projekt, das gegen patriarchale Strukturen und gegen Diskriminierung arbeitet“, erläuterte Asmen Ilhan. Dies läuft in zwei Schritten ab. Zunächst bietet der Verein für angehende Heroes ein Jahr lang wöchentliche, freiwillige Trainings, führte Ilhan aus. „Die jungen Männer können sich dort mit Themen wie Ehre, Gleichberechtigung, Unterdrückung, Sexismus, Rassismus, Antisemitismus, Jungfräulichkeit und Menschenrechten auseinandersetzen.“ Später werden sie dann als Heroes zertifiziert und sind in der Lage, eigenständig Workshops zu geben, so die Referenten.

Auch in der Marburger Adolf-Reichwein-Schule gab es am 4. Mai solch einen Workshop der Heroes für Jugendliche. „In Schulklassen, Ausbildungsstätten und Jugendeinrichtungen arbeiten wir mit Mädchen und Jungen zum Thema Ehre und stärken ihr Bewusstsein gegen Unterdrückung“, erläuterte Mert Albayrak. Es geht um Geschlechterbilder in der Gesellschaft: Wie hat ein Mann zu sein? Wie hat eine Frau zu sein?

Zumeist sei die Familienehre ein Schwerpunkt, die sich unter anderem auf die Sexualität der Frau beziehe, führte Ilhan weiter aus. So gehe es darum, dass über den „Ehrbegriff“ im Sinne der Gleichberechtigung zu diskutieren. Denn noch immer werde es oft als Ansehensverlust für die Familie angesehen, wenn beispielsweise die nicht verheiratete Tochter oder die Schwester die Jungfräulichkeit verliert.

Mit Hilfe von Rollenspielen bekommen bei den Heroes die jungen Menschen, vor allem mit Migrationshintergrund,  die Gelegenheit, offen über Themen zu diskutieren, die sonst in ihrem Alltag tabuisiert werden. „Die Workshops geben Denkanstöße. Wir regen dazu an, die eigene Haltung kritisch zu hinterfragen“, machte Can Alpbek deutlich.

Die Heroes gibt es außer in Berlin unter anderem auch in Duisburg, Offenbach, Schweinfurt, München und Augsburg. Die Städte werden vom Berliner Projekt betreut. Weitere Projekte sind im Aufbau. Darüber hinaus werden Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer sowie Sozialarbeiter angeboten. Als Modellprojekt entsteht derzeit das Programm „Heroes parents“. Dort soll auch mit den Eltern etwa zum Umgang mit Kindern und den Beziehungen untereinander gearbeitet werden.

„Heroes – gegen Unterdrückung im Namen der Ehre“ ist ein Gleichstellungsprojekt des Vereins Strohhalm und wurde mit Unterstützung der World Childhood Foundation im Jahr 2007 in Berlin gegründet. Zur Veranstaltung in Marburg hatte das Gleichberechtigungsreferat der Universitätsstadt Marburg in Kooperation mit dem Jugendbildungswerk eingeladen.

—>Weitere Informationen zum Projekt online.

->Startseite

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