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Die ältesten Farbfotografien Marburgs und eine bislang unbekannte Verbindung zu Alfred Wegener

Eine der frühen Farbfotografien: Blick auf das Landgrafenschloss Marburg. Fotografie von Georg Mylius, um 1910

Marburg 02.09.2019 (pm/red) Gastbeitrag von Reinhard Forst  Noch bis 5. Februar 2020 kann man im Marburger Staatsarchiv am Friedrichsplatz während der Öffnungszeiten kostenlos eine interessante Ausstellung besuchen. Es geht um die ersten Farbfotos von Marburg, die Frühjahr und Herbst 1911 ein junger Mann aus Leipzig aufgenommen hatte, in einer Zeit, als er gerade mit seiner Doktorarbeit befasst war.

Gerade einmal vier Jahre vorher hatten die Brüder Lumière in Paris dieses Autochrome genannte Verfahren der Öffentlichkeit vorgestellt. Zum ersten Mal war es nun möglich, mit einem Foto eine Farbaufnahme herzustellen. Eingefärbte Kartoffelstärkekörnchen und Rußpartikel spielten hierbei die zentrale Rolle. Dass sich von den Originalplatten, die vom Staatsarchiv dem Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte (Bildarchiv Foto Marburg) übergeben wurden, noch qualitätsmäßig hochwertige Farbbilder herstellen lassen, war eine echte Überraschung.

Der Fotograf, Georg Mylius, schreibt in einem Brief, den er im hohen Alter an seinen Sohn Gering richtete, dass diese Farbfotos damals für Marburg etwas „sensationell Neues“ waren. Diese Formulierung wurde auch zum Ausstellungsmotto. Schon 1912 stellte der Marburger Verlag Elwert eine erste Serie von Ansichtskarten her, die auf Fotos von Georg Mylius beruhten.

Sie dürften zu den ältesten Farbfotoansichtskarten Hessens, wenn nicht sogar Deutschlands zählen. Auch sie sind alle in der Ausstellung zu sehen. Auf ihnen wird als Fotograf Dr. Mylius angegeben. Das heißt, Georg Mylius hatte seine Dissertation erfolgreich abgeschlossen.

Und hier kommt Alfred Wegener ins Spiel. Er prüfte Georg Mylius mündlich in Meteorologie. Als Georg Mylius seinen Antrittsbesuch bei ihm machte, zeigte Wegner ihm einen Globus, den er zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte und meinte, dass die Ostküste Südamerikas und die Westküste Afrikas zusammenpassen. Diese Erkenntnis war die Geburtsstunde der Theorie von  der Kontinentalverschiebung. Als Wegener diesen Gedanken Ende 1912 bei einem Vortrag im Senckenbergmuseum in Frankfurt vortrug, stieß er noch auf Ablehnung.

Von den Farbaufnahmen, die Georg Mylius gemacht hatte, war auch Alfred Wegener angetan. Er machte ihm das Angebot, ihn als Fotograf bei einer Spitzbergen-Expedition zu begleiten. Wegen der Folgen einer überstandenen Kinderlähmung lehnte Mylius ab. Diese Informationen verdanken wir der Enkelin von Georg Mylius, Ulrike Mylius-Fauler, die einen Brief ihres Großvaters aus dem Jahr 1978 in den Familienunterlagen gefunden hatte. Der Wortlaut des Briefes und die Worte, die Ulrike Mylius-Fauler zur Eröffnung der Ausstellung gesprochen hatte, können hier eingesehen werden.

Mittwoch, den 4. September 2019, 19.00h, kann man im Staatsarchiv an einem wohl historisch zu nennenden Vortrag teilnehmen. Der hochbetagte Dieter Woischke, der sich vom Lokomotivführer zu einem der besten Kenner der Marburger Geschichte entwickelt hat, wird Fotos von Georg Mylius zeigen und parallel dazu von ihm selbst gemachte Vergleichsfotos aus dem Jahr 1980.

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