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Baustopp an A 49 aufgehoben – Scharfe Kritik von BUND wegen bleibender Risiken

Hexyl-Brocken

Ein Beispiel für altlasten-spezifische Gefahrstoffe: Brocken von braunem Hexyl treten im Trassenverlauf offen zu Tage. Quelle Andreas Müller-Forst, Amöneburg.

17.08.2022 (pm/red) Nach drei Monaten eingestellter Bauarbeiten an der A 49 Baustelle nahe Stadtallendorf wegen des Funds von hochgiftigen Hexyl hat das Regierungspräsidium Gießen heute die Aufhebung des Baustopps verfügt. Der Erdaushub im Baustellenbereich könne „wie vorgesehen schadlos auf der Baustelle der A 49 weiterverwendet werden.“ Es bestehe „keine Gefährdung für den Boden, das Grundwasser oder den Menschen“ so das Regierungspräsidium in heutiger Pressemitteilung. Vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Vogelsberg wird die Aufhebung des  Baustopps scharf kritisiert. „Baustopp aufheben heißt: das Trinkwasser für 500.000 Menschen riskieren“ erklärt Dr. Wolfgang Dennhöfer für den BUND Vogelsberg.

Wenn das RP schreibt >>Der Altlastenverdacht hat sich nicht bestätigt<< dann ist das eine grobe Verdrehung der Tatsachen. Nach wie vor durchquert die Trasse der A 49 eine der gefährlichsten Rüstungsaltlasten Europas. Nicht umsonst hat der  BUND vor Beginn der Rodungsarbeiten im September 2019 dagegen geklagt. Und nicht umsonst hat die Geschäftsführung des Zweckverbands Mittelhessischer Wasserwerke mehrfach erklärt: Der Bau der A 49 durch das Wasserschutzgebiet ist „wie eine Operation am offenen Herzen“, so Dennhöfer.

Schon im Mai hatte der Landesverband des BUND kritisiert: „Der nun nötige Baustopp wegen der Altlastenfunde auf der Trasse der A49 bestätigt die Planungsfehler. Die Altlastenproblematik wurde unzureichend untersucht und nun besteht das Risiko der Grundwasserverschmutzung in einem Trinkwassergewinnungsgebiet, aus dem eine halbe Millionen Menschen versorgt werden. Wir fragen uns, welche Risiken noch im Boden schlummern.“

A49 Trasse durch Wasserschutzgebiet

Die A49 verläuft von Stadtallendorf bis zur Anbindung an die A5 (VKE 40) fast vollständig im Wasserschutzgebiet, davon rund 3,5 km in der Wasserschutzzone II. Eigentlich dürfen in der Schutzzone 2 des Wasserschutzgebietes keine Löcher gegraben und keine Geländeeinschnitte vorgenommen werden, weil die obersten Erdschichten als Filter für Schmutz und Schadstoffe dienen.

Annähernd die gesamte Trasse im Herrenwald sei gekennzeichnet durch die vollständige Entfernung des Oberbodens und damit dessen Absorbtions- und Filterwirkung. An mehreren Stellen werde außerdem die Trasse in das anstehende Gestein eingeschnitten und durchtrenne dabei abdichtende Lehmschichten im Bundsandstein welche die tieferliegenden Grundwasserhorizonte schützen, gibt der BUND zu bedenken.  Die natürliche Schutz-und Filterwirkung dieser Schichten wird damit „durchlöchert“.

Statt immer wieder die Risiken klein zu reden müsse das Land Hessen endlich die gravierenden Versäumnisse bei der Altlastensanierung und beim Grundwassermonitoring  beseitigen. Für die Autobahntrasse im Herrenwald müsse eine neue und gründlichere Gefährdungsabschätzung durchgeführt werden.

Dazu listet der BUND in seiner heutigen Stellungnahme zur Aufhebung des Baustopps eine Reihe von Überlegungen, Hinweisen und Bedenken auf:

  • Es muss endlich verhindert werden, dass weiterhin giftige Sprengstoffreste durch die Bauarbeiten fein zerteilt und in der Gegend verstreut werden. Die Arbeiter die mit dem giftigen Hexyl in Kontakt gekommen sind, direkt oder durch das Einatmen von Staub, müssen medizinisch untersucht werden. Das betrifft z.B. die Bagger- und LKW-Fahrer die Boden aus dem „WASAG“-Gelände aufgeladen und abgefahren haben (WASAG= das Gelände der ehemaligen Sprengstofffabrik südlich der Kaserne im Herrenwald).
  • Wir brauchen dringend ein „numerisches Grundwassermodell“ das den Trassenverlauf der A49 im Einzugsgebiet der Trinkwasserbrunnen darstellt – und die Risiken, die damit verbunden sind. Stattdessen handelt das  Land Hessen erst, wenn hartnäckige Bürger unbestreitbare  Untersuchungsbefunde vorlegen. Was die A 49 besonders gefährlich macht ist: 500 000 Menschen werden aus einem Grundwasserkörper versorgt, der schon ohne Autobahnbau riskant war: Auf dem Grundwasserkörper liegt dort eine „Blase“ aus giftigem Trinitrotoluol.

    Nach langen hydrogeologischen Untersuchungen wurde ein sorgfältig ausbalanciertes System von Schluck- und Einspeise-Brunnen errichtet, das die Strömung des Grundwassers von den Trinkwasserbrunnen wegleitet. Die  Autobahn durchschneidet die oberen Bodenschichten. Das gefährdet diese Balance. Mit einem modernen hydrogeologischen Modell können  entsprechende Störfälle simuliert werden – unter Berücksichtigung der Fließrichtung innerhalb der betroffenen Grundwasserkörper. Auf dieser Basis kann dann beurteilt werden, ob das im Sanierungsplan geforderte Grundwassermonitoring hinreichend ist

  • Die aktuellen Untersuchungsergebnisse müssen veröffentlicht werden, ebenso muss dokumentiert werden welche Materialien aus den Bereichen der „WASAG“ hinaus transportiert  wurden und andernorts z.B zum Dammbau verwendet wurden.
  • Die bisher nicht berücksichtigten  sprengstofftypischen Parameter wie Dinitrodiphenylamin, Trinitrochlorbenzol und Tetryl sind in das Grundwassermonitoring aufzunehmen.

Der BUND trägt mit der Aufhebung des Baustopps dringende Hinweise und Bedenken vor. Vor dem Hintergrund, dass die Querung eines Wasserschutzgebietes durch die A 49 Trasse in dem zurückliegenden Rechtstreit nicht hnreichend gewürdigt wurde, wäre das Regierungspräsidium gut beraten weitere Maßnahmen ins Auge zu fassen.

—>Bericht dazu in Hessenschau online.

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