Vortrag „Alle reden vom Faschismus – was hat das zu bedeuten?“
23.062025 (pm/red) Im Vortrag am 2. Juli will der Marburger Historiker Joachim Hösler der Frage nachgehen, warum der Faschismus-Begriff inzwischen inflationär verwendet wird. „Alle reden vom Faschismus – was hat das zu bedeuten?“ stellt zur Diskussion, ob der bürgerliche Alarm-Antifaschismus an Stelle von Aufklärung Ablenkung betreibt – von tiefgreifenden Krisen eines Kapitalismus, der nur noch im Modus von Dauer-Katastrophen funktioniert.
Bürgerliche Gesellschaftswissenschaften haben in der Vergangenheit großen Wert darauf gelegt vom „Nationalsozialismus“ zu sprechen, nicht vom deutschen Faschismus. Wer in der Bundesrepublik den Faschismus-Begriff benutzte, geriet unter Verdacht, Marxist oder Kommunist zu sein.
Seit rund zehn Jahren verwenden viele den Begriff, die ihn zuvor gemieden haben. Dabei wird Faschismus bei der AfD entdeckt, ebenso gelten Moskau oder die USA unter Trump als faschistisch. In Italien wird die Regierungschefin Meloni kurioserweise als postfaschistisch bezeichnet.
„Die Etikettierung von rechten Positionen als rechtsextrem oder faschistisch ist mittlerweile so inflationär wie der Rassismusvorwurf. Differenzierungen sind unzulässig, denn stets ist es fünf vor zwölf“ hat der Journalist Wolfgang Michal dazu im „Freitag“ angemerkt.
Der Marburger Historiker Prof. Dr. Joachim Hösler wird sich in der Veranstaltung dieses Faschismus-Verständnisses annehmen und damit einhergehende Begriffe und Theorien erläutern. Er hinterfragt, ob der aktuelle Faschismus-Diskurs einen Versuch darstellt, mittels Alarm-Antifaschismus tatsächliche gesellschaftliche Probleme und ihre Ursachen zu verdecken.
Der Vortrag mit Diskussion der DKP Marburg-Biedenkopf am 2. Juli im Konferenzsaal, Schwanallee 27-31, beginnt 19.00 Uhr.