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Forderung nach mehr Einsatz der Kirchen für Religionsfreiheit

Marburg 1.12.2012 (pm/red) Die Religionsfreiheit gerät in Deutschland nach Einschätzung der Sozialethikerin Prof. Marianne Heimbach-Steins, Münster zunehmend unter Druck. Immer häufiger stoße Religion in der Öffentlichkeit auf Unverständnis und Ablehnung, bis hin zur Aggression. „In einer zunehmend säkularen und pluralen Gesellschaft ist das Recht auf Religionsfreiheit nicht mehr selbstverständlich“, schreibt die Forscherin des Exzellenzclusters ‚Religion und Politik‘ der Uni Münster in einer neuen Studie. „Welche Güter es schützen soll, darüber besteht keineswegs Konsens.“ Als Beispiele nennt sie Streit um Symbole wie Kopftuch, Burka, Kruzifixe und Moscheen, um Blasphemie-Vorwürfe und die Anerkennung von Kirchen als Körperschaft öffentlichen Rechts. In solchen Konflikten zeige sich, wie stark in der Öffentlichkeit, Justiz und Politik das Verständnis für die Bedeutung des Religiösen schwinde.

„Die christlichen Kirchen sollten sich in dieser religionspolitisch aufgeheizten Lage für die Religionsfreiheit aller einsetzen, auch und gerade der religiösen Minderheiten“, so Prof. Heimbach-Steins. Außerdem sollten Kirchen und Religionsgemeinschaften die Bedeutung ihrer religiösen Praktiken gegenüber Nicht- und Andersgläubigen transparent und glaubwürdig erläutern. „Sie sollten öffentlich Rechenschaft darüber abgeben, was ihnen selbst im Sinne der Religionsfreiheit als schützenswert erscheint“, unterstreicht die katholische Theologin. Andernfalls würden Grenzen des Verstehens zu „Quellen von Misstrauen und Argwohn gegenüber der Sozialverträglichkeit der Religion.“

Religionsfreiheit Innerkirchlich bis heute umstritten
Mit Blick auf die katholische Kirche erinnert die Sozialethikerin daran, dass erst das Zweite Vatikanische Konzil die Religionsfreiheit vor 50 Jahren als Menschenrecht anerkannt habe. „Bis heute sind die Anerkennung dieses Rechtes und die Konsequenzen für die Kirche selbst innerkirchlich umstritten. Das zeigt sich nicht zuletzt an der Auseinandersetzung um die fundamentalistische Piusbruderschaft.“ Wenn Papst Benedikt XVI. die Religionsfreiheit vor allem als ‚Bollwerk gegen den Relativismus‘ verstehe, drohe ein Rückschritt hinter die Position des Konzils.

In der Kirche sei eine Haltung der „Abwehr gegenüber den Errungenschaften der modernen Freiheitsgeschichte“ immer noch nicht überwunden, schreibt die Forscherin. „Genau darin liegt eine tiefe Ursache der gegenwärtigen Kirchenkrise. Der nach außen vertretene Anspruch auf Religions- und Gewissensfreiheit wird innerkirchlich nicht konsequent eingelöst. Es fehlt an Anerkennung der Freiheit, Autonomie und Beteiligung der Gläubigen.“ Ein glaubwürdiges Eintreten für die Menschenrechte verlange aber Stimmigkeit. Wo sie fehle, kehrten immer mehr Menschen der Kirche den Rücken.

Kein sozialer Frieden ohne Religionsfreiheit
Die Sozialethikerin hebt hervor, in einer religiös vielfältigen Gesellschaft könne der soziale Frieden nicht ohne das Recht auf Religionsfreiheit bestehen. Für ein friedliches Miteinander brauche die Gesellschaft eine Ordnung, die die Freiheit weltanschaulicher Überzeugungen und religiöser Bekenntnisse schütze, und eine Kultur der Toleranz gegenüber Andersdenkenden. „Indem Religionsfreiheit jedem Menschen das Recht auf Bekenntnisfreiheit und freie Religionsausübung bietet, kann sie ein friedliches Miteinander fördern.“ Die laizistische Forderung, Religion ins Private zu abzudrängen, führe hingegen zu sozialer und kultureller ‚Verarmung‘ der modernen Gesellschaft.

Literatur: Marianne Heimbach-Steins: ‚Religionsfreiheit. Ein Menschenrecht unter Druck‘, Paderborn 2012. Schöningh Verlag 232 Seiten, 24,90 Euro, ISBN 978-3-506-77212-1.

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