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19. Marburger Kamerapreis an Thomas Mauch verliehen – 60 Jahre hinter der Kamera jenseits von Mainstream und Masse

Der 81-jährige Thomas Mauch zählt seit mehr als 60 Jahren zu den prägenden Akteuren der deutschen Filmlandschaft. Foto Georg Kronenberg

Marburg 12.03.2019 (pm/red)  Thomas Mauch ist der Preisträger des Marburger Kamerapreises 2019. Der 1937 in Heidenheim an der Brenz geborene Kameramann nahm die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung am 9. März in der Alten Aula der Philipps-Universität von Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies und dem Vizepräsidenten der Philipps-Universität, Prof. Dr. Michael Bölker, entgegen.

Anlässlich des vortägigen Weltfrauentages betonte Oberbürgermeister Dr. Spies Thomas Mauchs besondere Perspektive auf die weiblichen Lebenswirklichkeiten. Der von ihm fotografierte Film Unter dem Pflaster ist der Strand sei zu einem zentralen Werk der deutschen Frauenbewegung geworden. So habe ihn seine Arbeit mit Ula Stöckl und Helma Sanders-Brahms mit einem neuen, dem „weiblichen Blick“ vertraut gemacht. „Thomas Mauch machte sich mit diesem aber nicht nur selbst vertraut. Er war auch Lehrer von mancher Kamerafrau und trug damit wesentlich dazu bei, dass wir heute diesen ,weiblichen Blick‘ auf der Leinwand erleben können“, so der Oberbürgermeister.

Prof. Dr. Michael Bölker hob hervor: „Gerade in einer Zeit, in der jeder mit einfachsten Mitteln Bilder machen kann, ist es wichtig, dass wir uns Gedanken darüber machen, wie Bilder entstehen, welcher zugrunde liegenden Logik ihre Gestaltung folgt, welchen Verbreitungswegen sie folgen und welche möglichen Effekte sie auf Betrachter haben.“ Dies sei angesichts der heutigen Fülle von Bildern eine der zentralen Aufgaben, vor denen die Gesellschaft – und damit auch die Universität – stehe.

Die Laudatio auf den Preisträger hielt die Kamerafrau Anna Crotti, mit der Mauch unter anderem Edgar Reitz Heimat-Zyklus und Christian Wagners Die Flucht der Frauen (2007) drehte.

Thomas Mauch erhielt die Auszeichnung für seine „reichhaltige […] bildkünstlerische […] Tätigkeit, die sich niemals dem Massengeschmack angebiedert und auch keinen aktuellen Moden blind gefolgt ist“, wie die Jury begründet. „Dabei hat er […] einen herausragenden Korpus an Filmen visuell gestaltet und sich so nachhaltig um die deutsche Filmkultur verdient gemacht. Neben den zahlreichen stilbildenden Meilensteinen und den ästhetisch eigenständigen Solitären […] finden sich in seinem reichen Werk auch Filme, die sich weder für den Mainstream noch für den Massenerfolg interessiert haben, sondern stets einen eigenen Weg gesucht haben.“

Thomas Mauch zählt seit mehr als 60 Jahren zu den prägenden Akteuren der deutschen Filmlandschaft. Bislang umfasst seine Filmografie über 70 abendfüllende Filme sowie zahlreiche Kurzfilme und Fernsehprojekte. Sein dokumentarischer Stil prägte die Anfänge des Neuen Deutsche Films; so führte er – gemeinsam mit Edgar Reitz – die Kamera in Alexander Kluges Abschied von gestern (1966). Er fotografierte Werner Herzogs Debüt-Spielfilm Lebenszeichen (1968), Aguirre, der Zorn Gottes (1972) und Fitzcarraldo (1982), mit Klaus Kinski in der Hauptrolle. Auch den feministischen Aufbruch des deutschen Films unterstütze Mauch mit seiner Kameraarbeit – wie in Ula Stöckls Neun Leben hat die Katze (1968) oder Unter dem Pflaster ist der Strand (1975) von Helma Sanders-Brahms.

Die Universitätsstadt Marburg und die Philipps-Universität vergaben den von Prof. Dr. Malte Hagener, Fabio Kühnemuth und dem Fachdienst Kultur geleiteten und organisierten Marburger Kamerapreis zum 19. Mal. Die Verleihung fand im Rahmen der 21. Bild-Kunst Kameragespräche statt, die mit dem Film Auch Zwerge haben klein angefangen (1970, Regie: Werner Herzog) eröffnet wurden.

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