Bildarchiv Foto Marburg: Eine Million Kunstbilder zur kostenfreien Nutzung

18.01.2025 (pm/red) Das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg (DDK) macht ab Januar seine umfangreiche Sammlung mit Millionen von Fotografien zur europäischen Kunst und Architektur für die gebührenfreie Nutzung zugänglich.

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Zur Zukunft des Landgrafenschlosses Marburg – mit arg konfusen Vorschlägen eines Planungsbüros

Landgrafenschloss: Das Schloss soll wieder in seiner Gesamtheit mit Wilhelmsbau, Schlosspark und Schlossplatz erfahrbar werden. Das vorgestellte Zukunftskonzept umfasst einen Zeitraum bis 2038. Foto Georg Kronenberg

12.12.2024 (pm/red) Das Marburger Landgrafenschloss soll zu einem Museums-, Kultur- und Erlebnisort werden: Wie das einmal aussehen könnte, zeigt das Zukunftskonzept des Büros Space4, das vor dem Beirat und dem Kuratorium zur Schlossentwicklung vorgestellt wurde. Dazu gehören ein Besuchszentrum, ein Schlosscafé, Aufzüge und ein neues Raumkonzept.

Schon der Empfang der Schlossbesucher wird in dem visionären Konzept ganz neu konzipiert: Ein Besuchszentrum als ersten Anlaufpunkt schlagen die Architekten des von der Universität beauftragten Büros vor – in Form eines Neubaus zwischen dem Schlosspark und der Burg am Rande des heutigen Parkplatzes. Denkbar wäre auch ein Zentrum auf der Nordterrasse. Dabei orientieren sich die Planer an den Dimensionen der historischen Bebauung, die es früher an diesem Ort gab. So stand einst eine Schmiede am Rand des Parkplatzes und ein Wirtschaftsgebäude auf der Rückseite des Schlosses. Das Zentrum soll Platz für Informationsschalter, Museumsshop, Warte- und Medienraum, sanitäre Anlagen und Schließfächer bieten.

Schlossplatz nach historischem Vorbild als Treffpunkt, für Märkte und Kultur

Zugleich soll das Landgrafenschloss in Zukunft „wieder mehr in seiner Gesamtheit mit dem Wilhelmsbau, dem Schlosspark und dem Schlossplatz wahrgenommen werden“, erläuterte Henning Meyer von Space4 bei der Präsentation. Dafür soll sich der heutige Parkplatz vor der Stipendiaten-Anstalt nach historischem Vorbild wieder zu einem echten Vorplatz wandeln, auf dem die Gäste flanieren und sich ausruhen können, wo aber auch Märkte und Theater stattfinden könnten. Auch das Areal rund um das Schloss könnte mit „Fledermaus-bänken“, „Kunst am Schlossberg“ und Spielelementen belebt werden.

Fürstensaal: Der Fürstensaal ist einer der größten und schönsten weltlichen Säle der europäischen Gotik. Er soll mehr als bislang Teil des Schlossrundgangs mit wechselnden Ausstellungen werden. Grafik Copyright: Space4 GmbH

Neu aufgeteilt werden sollen die Räume der Burg: Der Fürstensaal, der als einer der größten und schönsten weltlichen Säle der europäischen Gotik gilt, soll mehr als bislang Teil des Schlossrundgangs mit wechselnden Ausstellungen werden. Feiern, Bankette, Foren, Podiumsdiskussionen, Konferenzen und Konzerte sollen stattdessen im Wilhelmsbau stattfinden, der derzeit aus Brandschutzgründen geschlossen ist. Damit würde das Schloss zugleich mehr Räume für „Dialog und Demokratie“ bieten.

„Schaufenster der Wissenschaft“ im Dachgeschoss, Café im Wilhelmsbau

Stadtmodell: Das Schloss soll wieder in seiner Gesamtheit mit Wilhelmsbau, Schlosspark und Schlossplatz erfahrbar sein – im ausgestellten Modell wie auch in der Realität. Grafik Copyright: Space4 GmbH

Im Museum soll ein Modell der Universitätsstadt den Auftakt für die Inszenierung des Schlosses „als erstes Exponat“ bilden. Reflektiert werden soll das Schloss als historischer Ort – es war einst Burg, Residenz, Festung, Gefängnis, Archiv und „Art Collecting Point“ der Amerikaner. Dazu gehört die kritisch durchleuchtete Geschichte der Burg als Symbol landgräflicher Macht.

Zugleich soll das Schloss das zukünftige Stadt- und Landesmuseum aufnehmen und ein Ort werden, an dem Geschichte erlebt werden kann. Die heute unzugänglichen Sammlungen sollen dazu aufbereitet und das Museum in den Erlebnisort Schloss integriert sein.

Schaufenster: Im bislang selten geöffneten Dachgeschoss sieht das Konzept ein „Schaufenster der Wissenschaft“ vor. Grafik Copyright: Space4 GmbH

Im bislang nur für einzelne Führungen geöffneten Dachgeschoss soll ein sogenanntes „Schaufenster der Wissenschaft“ eingerichtet werden. Dazu gehören temporäre Ausstellungen, Einblicke in die Fachforschung sowie Möglichkeiten für Forschungsprojekte mit Laien aus der Stadtgesellschaft. Zudem sollen die Gäste in einer „Datenbank der Geschichten“ stöbern können, in der zum Beispiel Objekte aus universitären Sammlungen – etwa aus der Anatomie, Physik und Zoologie – vorgestellt werden.

Dazu würden sogenannte „Satelliten“ installiert – etwa zum Marburger Religionsgespräch im Landgrafenzimmer, zum Behring-Labor und zum Schlosscafé, wo Marburger Keramik präsentiert werden könnte. Das zukünftige Café soll im Erdgeschoss des Wilhelmsbaus untergebracht werden.

Neue Aufzüge innen und außen für Barrierefreiheit

Um das Schloss möglichst barrierefrei zu machen, schlägt Space4 einen außen angebrachten Aufzug an der Nordseite des Wilhelmsbaus vor, der den Veranstaltungsraum im ersten Obergeschoss erschließt. Innen führt ein weiterer Aufzug in die oberen Stockwerke. Ein brückenartiger Verbindungsgang führt vom Wilhelmsbau zum Foyer des Kernschlosses. Zudem soll es einen weiteren Aufzug im Südflügel geben, mit dem das Landgrafenzimmer erreicht werden kann. 

Mit dieser Abschlusspräsentation durch Space4 sei die „erste Station“ erreicht, ein visionäres Konzept für die weitere Entwicklung liege auf dem Tisch, sagte Uni-Präsident Prof. Thomas Nauss bei der Vorstellung. Damit sei aber noch nicht geklärt, wie es finanziert werde.  Das Büro schätzt die Kosten auf 135 Millionen Euro, in denen auch Sanierungskosten enthalten sind.

„Das Land Hessen unterstützt die Entwicklung des Marburger Landgrafenschlosses nachhaltig: Wir haben für die dringend erforderliche Dachsanierung rund 11,7 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Das Zukunftskonzept, dessen Entwicklung das Land Hessen mit 460.000 Euro gefördert hat, spiegelt den Öffnungsprozess des Marburger Schlosses wider. So könnte ein innovatives und leistungsstarkes Museum, das gleichzeitig als hochwertiger Veranstaltungsort genutzt werden kann, aussehen. Hinsichtlich der hohen Kostenschätzung besteht weiterer Gesprächs- und Verhandlungsbedarf“, so Wissenschafts- und Kunstminister Timon Gremmels.

„Das Marburger Landgrafenschloss ist eine der bedeutendsten Immobilien des Landes Hessen und ein historisches Denkmal von nationaler Bedeutung“, betonte Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies.

Äußerst erfreulich und positiv wertet der Uni-Präsident, dass sich Land, Universität und Stadt in dieser Haltung einig sind und den Prozess gemeinsam angestoßen haben: „Wir alle wissen, dass es unmöglich ist, diese große Vision aus laufenden Mitteln für Spitzenforschung und Bildung zu finanzieren. Hier sind vor allem Bund und Land gefragt“.

„Das Landgrafenschloss kann kein Nebenprodukt des Universitätsbetriebs sein“, stimmte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies dem Uni-Präsidenten bei, „seine Entwicklung steht in einer Linie mit der anderer bedeutender Schlösser und Burgen in Deutschland“.

Ein schöner Anlass und ein schönes „Geburtstagsgeschenk“ könnten laut Spies entsprechende Zusagen von Bund und Land zum 500-jährigen Universitätsjubiläum 2027 sein. Dabei habe die Stadt Marburg auch Mittel eingeplant, um sich in einem gewissen Umfang an den Kosten für den Teil Stadtmuseum zu beteiligen.

Drei Jahre später, also frühestens im Jahr 2030, könnte mit dem Bau des Besuchszentrums begonnen werden. Davor – und quasi als nächsten Schritt – schlägt das Zukunftskonzept die Gründung einer Entwicklungsgesellschaft vor.

„Die Arbeit fängt jetzt erst richtig an“, so OB Spies. Er mahnte zu Geduld, Behutsam- und Beharrlichkeit, denn: „Es dauert auf jeden Fall länger, als man denkt.“

Zugleich sei er glücklich über das Schloss in der Stadt, das „große Geschenk“ für Marburg, so OB Spies, das schon um die 1.000 Jahre „ziemlich schadlos“ überstanden habe.

Bessere Erreichbarkeit muss noch entwickelt werden

Das Konzept, dem mehrere Workshops und Beteiligungstage mit umfangreicher Bürgerbeteiligung vorangingen, soll nun in den städtischen Ausschüssen vorgestellt werden. Dort wird voraussichtlich zu gegebener Zeit auch über die Frage diskutiert, wie Besucher künftig zum Schloss kommen, die den Fußmarsch über das steile Kopfsteinpflaster scheuen.

Die kommenden Jahre sollen aber nicht nur mit Planungen und Diskussionen gefüllt werden. Die Planer empfehlen, schon bald temporäre Sitzbänke an der Schlossmauer aufzustellen, Stationen zum Mitmachen einzurichten sowie Flohmärkte und Hofkonzerte zum Stöbern und Lauschen zu veranstalten.

Redaktionelle Nachbemerkungen

Veröffentlicht ist die „Gemeinsame Pressemitteilung der Universitätsstadt Marburg und der Philipps-Universität Marburg“ vom 25. November 2024. Lediglich die Überschrift wurde (kommentierend) von der Redaktion das Marburger. formuliert. Die Luftbild-Fotografie und die drei Grafiken wurden – samt der Bildunterschriften – mit der Pressemitteilung übersendet. Gestaltung des Artikels mit Platzierung der Illustrationen und grau unterlegten Hervorhebungen von der Redaktion. Die Schreibweise folgt den geltenden Regeln. 

Quelle ist alleine die Pressemitteilung (pm). Bei der Vorstellung des „Zukunftskonzept des Büros Space4, … vor dem Beirat und dem Kuratorium zur Schlossentwicklung“ war die Redaktion von das Marburger. nicht anwesend. Das Zukunftskonzept des Büros Space4 liegt der Redaktion nicht vor.

  • Wer die Anregungen, Ideen, Initiativen, Vorschläge und Diskussionen zur Entwicklung des Landgrafenschlosses der zurückliegenden 15 Jahre begleitet und verfolgt hat, kann überrascht, erstaunt und sogar verwundert sein. Was hier als „Konzept“ eines ortsfremden Planungsbüros mit Sitz in Stuttgart vorgelegt wird, muss angesichts der Lückenhaftigkeit und konfusen, geradezu willkürlichen Zusammenstellung von teilweise kruden Vorschlägen Kopfschütteln auslösen.
  • Insofern ist Marburgs OB Thomas Spies zuzustimmen, wenn er „Geduld, Behutsam- und Beharrlichkeit“ für die weiteren Meinungsbildungsprozesse und späteren Maßnahmen einfordert. Mehr als ein erster – beauftragter und bezahlter – Aufschlag hat die Stadt Marburg, die Philipps-Universität und die Bürgerinnen und Bürger bisher nicht erreicht.
  • Da geht mehr, viel mehr, vor allem braucht es deutlich mehr inhaltliche Substanz, womöglich zuvor beauftragte Historiker, Kunsthistoriker und Kenner der Stadtgeschichte, schlußendlich dann ein, besser mehrere dafür qualifizierte Planungsbüros und vorher formulierte präzise Beauftragungen seitens Stadt und Universität.

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