Beteiligungstage für das „Landgrafenschloss der Zukunft“

14.04.2024 (pm/red) Im Zuge des Projekts „Landgrafenschloss der Zukunft“ laden die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg alle Interessierten zu Beteiligungstagen am 19. und 20. April 2024 ein, sich mit Ideen und Wissen an der …

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Documenta 13 lädt zur kunstvollen Promenade in der Karlsaue

Die Gustav-Mahler-Treppe zwischen Karlsaue als Örtlichkeit mit zahlreichen Werken der Documenta 13 verbindet hinauf zur Documentahalle, zum Friedericianum und der Innenstadt von Kassel.

Marburg 10.7.2012 (yb) Im Sommer 2012 besuchen und erleben nicht alleine Kunstfreunde die Werke und Präsentationen der Documenta 13. In der weitlaufigen Parklandschaft der Karlsaue begegnen Spaziergängern ebenso Installationen der laufenden Welkunstausstellung, wie Jogger oder Radfahrer viele der zahlreichen Pavillons und Objekte ‚en plein air‘ kaum übersehen können. Überhaupt empfiehlt es sich für die Karlsaue mit Orangerie einen ganzen Tag einzuplanen. Ein Mietrad ist nützlich für diejenigen, die möglichst viele der Werke in der Parklandschaft nahe zur Fulda sehen und wahrnehmen wollen. Installationen, bewachsene Landart und viele Pavillons machen den Weg lohnend, der leicht zum kunstvollen Spaziergang über Stunden werden kann.

Schon beim Hinabgehen auf der Gustav-Mahler-Treppe gibt es diesen Blick in die Karlsaue zur Baumskulptur aus Bronze mit Flußstein ‘Idee di Pietra’ von Giuseppe Penone. Im Juni 2010 aufgestellt, begleitete die Skulptur den Prozess des Werdens der Documenta 13.

Die große Rasenfläche vor der Orangerie bietet Raum und Maß zur Orientierung. Dazu empfiehlt sich unbedingt die handlich gefaltete Karte und zum Nachlesen das Begleitbuch, worin sich alle 189 Künstler der diesjährigen Weltkunstausstellung in Kassel samt ihren Werken vorgestellt und erläutert finden. Alle Fotografien von Hartwig Bambey

Massimo Batolini aus Livorno / Italien zeigt einen in den Boden eingelassenen rechteckigen Teich. Darin wogt das Wasser in einer regelmäßigen Welle hin und her. Ob als Symbol ständiger Bewegung und Wandlung, Metapher für gebändigte Kraft und Energiefluß oder als meditative Anmutung – diese von Getreide umwachsene Installation steht für fließendes Leben und zugleich Geschlossenheit im festgefügten System.

Der 1966 geborene Song Dong lebt in Peking und gilt als Vertreter chinesischer Konzeptkunst. Zu seinem Werk gehören Performance, Installation, Skulptur, Fotografie, Videokunst und Malerei. Der imposante inzwischen bewachsene Hügel ‘Doing Nothing Garden’ findet sich in zentraler Position mitten auf der großen Freifläche ein Stück von den Gebäuden der Orangerie abgerückt. Schichten von Schutt und organischen Abfälle geben Form und Grundlage für Bewuchs mit Gras, Kräutern und Blumen. Auf Schildern gibt es ‘Doing’ und ‘Nothing’ zu lesen. So präsentiert sich eine zugleich organische Kunstlandschaft, die zeigt, dass im ‘Nichtstun’ sich schöpferische Kräfte entfalten können.

 

Seitlich an den Längsachsen und Wegeverbindungen in der Karlsaue finden sich Pavillons mit Präsentationen. Zu deren Betreten und Besichtigung wird die Eintrittskarte benötigt, die Besucher bei den frei aufgestellten Werken nicht vorzeigen müssen. Dieser Pavillon firmiert als ‚Time/Bank (e-flux: Julieta Aranda und Anton Vidokle) und hinterfragt Geldwirtschaft im Verhältnis zu davon unabhängiger Naturalwirtschaft und anderen Tauschsystemen.

 

Am Ende der Wegeachse zwischen Orangerie zur zentralen Teichanlage erhebt sich eine Stahl-Holzkonstruktion mit der Anmutung einer Aussichtsplattform von Sam Durant aus Los Angeles. Der Titel ‚Gallows Composite‘ der Installation verweist auf Furchtbares. Durant setzt sich in seinen Arbeiten mit der Todesstrafe in den USA auseinander. Historisch bedeutsame Hinrichtungsstätten finden sich konstruktiv zu einer Einheit verbunden. Besucher können hinaufsteigen und die Bestandteile erkunden. Was als Aussichtsgalerie anmutet, „ist in Wahrheit ein beißendes Anti-Denkmal, das auf die Todesstrafe in Geschichte und Gegenwart aufmerksam machen will.“(Katalog)

 

Auf einer kleinen Lichtung unter Bäumen am Rand des Parks findet sich die Klanginstallation ‚for a thousand years‘ von Janet Cardiff und Georg Bures Miller, die in Berlin und Kanada leben. Aus zahlreichen rundum verteilten Lautsprechern erklingen zarte Spärenklänge, mäandrieren zu an- und abschwellenden Chorgesängen und mutieren zu robusten Geräuschkulissen, gar berstendem Krachen detonierender Bomben. Passanten sind sitzend auf Holzstümpfen zum Verweilen eingeladen und werden umflossen von einer komponierten Welt der Geräusche als vollständig umfangendes Hörerlebnis. Fotocomposite Hartwig Bambey

 

An einer abgelegenen Stelle über einem Wasserlauf eine alte moosbewachsene Holzhütte. Vor Jahrzehnten für Schwarzschwäne errichtet und schon ewig verwaist, gastiert in dem vormaligen Vogelhaus ein besonderes Archiv. ‚The Wordly House‘ zeigt ein Archiv inspiriert von Donna Haraways Schriften über Multispezies-Koevolution zusammengestellt von Tue Greenfort. Darin finden sich Diarien und Hefte, Bücher und Schriften samt Lesemappen als Aufforderung zum Blättern und Lesen. Am anderen Ende eine Sitzbank vor Leinwand mit Videoprojektionen zum Kreatursein.

Der kunstvolle Spaziergang in der Karlsaue mit Werken der Documenta 13 soll mit einer Impression einer hier nicht benannten Installation enden. ‚Landart‘, ‚Arte Povera‘, Installationen, Konzeptkunst und vieles mehr laden ein – wollen ausgewählt, erlaufen, besichtigt und erlebt werden. An einem Tag wird man die zahlreichen Werke in der Karlsaue kaum allesamt wahrnehmen können. Dazu kommt der Park selbst mit seinen Angeboten zum Verweilen. Documenta 13 satt gibt es zudem im Fridericianum, in der Documentahalle, in der Neuen Galerie, im Ottoneum und an an vielen weiteren Orten in der Stadt.

–> weiterer Beitrag in das Marburger. zur Documenta 13

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