Beteiligungstage für das „Landgrafenschloss der Zukunft“

14.04.2024 (pm/red) Im Zuge des Projekts „Landgrafenschloss der Zukunft“ laden die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg alle Interessierten zu Beteiligungstagen am 19. und 20. April 2024 ein, sich mit Ideen und Wissen an der …

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Mobilitätsstudie für die Lahnberge vorgestellt

Verkehr Lahnberge dbau1107_0025Marburg 14.11.2014  (pm/red) ‚Verkehrliche Anbindung: Marburg Innenstadt – Campus Lahnberge‘ war das Thema der öffentlichen Informationsveranstaltung, zu der Bürgermeister Dr. Franz Kahle ins Universitätsklinikum auf den Lahnbergen eingeladen hatte. Diplom-Ingenieur Wolfgang Nickel (Planungsgruppe Nord, Kassel) stellte die Ergebnisse einer im Rahmen des Klimaschutzteilkonzeptes „Mobilität – Projekt Lahnberge“ vorgenommenen Untersuchung zu der derzeitigen verkehrlichen Anbindung der Institute der Philipps-Universität sowie der Kliniken des Universitätsklinikums Gießen und Marburg vor. Er beschrieb über Auswirkungen möglicher Maßnahmen in der Zukunft.
Verkehr Lahnberge dbau1107_0029Mehr als 150 Interessierte waren gekommen. Die Lahnberge seien als Standort von Klinik und Wissenschaft ein „aktiver Stadtteil“ auch im Hinblick auf die Entwicklung zum naturwissenschaftlichen Campus der Philipps-Universität, so Kahle. Gleichwohl, so der Bürgermeister, solle keine Infrastruktur wie etwa Wohnungen oder Einkaufsmöglichkeiten geschaffen werden. Vor diesem Hintergrund gelte es die Voraussetzungen zu schaffen, dass die Menschen auf den Lahnbergen arbeiten, aber weiter in der Stadt wohnen könnten.

In Erwägung gezogen werden müssten alle Möglichkeiten von Mobilität, so Kahle, ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem Pkw oder dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). „Und eine Seilbahn könnte oder sollte eine mögliche Option sein“, hob Kahle zur Studie hervor. Diese mache aber nur Sinn, wenn sie in den ÖPNV eingebunden und somit auch mit dem Semesterticket genutzt werden könne. Studierenden solle es gut möglich sein, an beiden Standorten der Uni zu studieren, auf den Lahnbergen sowie im Lahntal bei den Geisteswissenschaften.

Verkehrskonzept Lahnberge 141107„Die Mobilität der Menschen wird weiter wachsen“, sagte Dipl. Ing. Nickel. Er wies darauf hin, dass die Menschen, was die Fortbewegungsmittel betreffe, immer flexibler würden. Es gelte, ein umfassendes Mobilitätskonzept zu erarbeiten, das an der Nachfrage ansetze. Nach Fertigstellung des Campus Lahnberge der Universität würden dort über 10.000 Menschen arbeiten und studieren. Für das  Uniklinikum werde von  4.500 Mitarbeitern ausgegangen. Hinzu kämen täglich 1.200 Patienten und Besucher. Alle zusammen werden einen Jahresverkehrsaufwand von 100 Millionen Kilometern verursachen. Zurückgelegt werden dann 42.600 Wege an einem Werktag in der Vorlesungszeit, wovon 73 Prozent auf die Universität entfallen.

Die heutige Verkehrsmittelnutzung würde durch das Wachstum am Standort Lahnberge ohne ein neues Verkehrskonzept zusätzliche Probleme bereiten. Derzeit wählten Uni-Mitarbeiter für 63 Prozent der Wege den Pkw, auch weil eine große Zahl außerhalb Marburgs lebe und 14,8 Kilometer im Durchschnitt für einen Weg zurücklege. Studierende nutzten bei einem durchschnittlichen Wegewert von 8,8 Kilometern bereits zu 83 Prozent den Bus, auch dadurch bedingt, dass die Mehrzahl in der Innenstadt wohne, so Nickel. Trotz der topografischen Lage würden aber bereits drei Prozent von ihnen und sechs Prozent der Mitarbeiter mit dem Fahrrad auf die Lahnberge kommen.
Dem entsprechend groß sei die zukünftige Bedeutung besonders für Fahrräder mit Elektrounterstützung (Pedelecs) einzuschätzen. Neben weiteren Maßnahmen im Radwegenetz müsse daran angeschlossen eine zentrale, schnelle Verbindung auf die Lahnberge geschaffen werden, empfahl Nickel. Dafür müssten ausgehend vom Alten Kirchhainer Weg Waldwege befahrbar gemacht werden. „Und die ganzjährige Befahrbarkeit muss sichergestellt werden.“ Etwa 2,9 Kilometer seien notwendig. Bis zu 170 Höhenmeter mit durchschnittlich bis zu 5,8 Prozent Steigung sind zu bewältigen.

Anliegen PKW-Verkehr  reduzieren      

Auch aus Klimaschutzgründen sei es wünschenswert, den PKW-Verkehr zu reduzieren. Eine weitere Möglichkeit sei die Förderung von Fahrgemeinschaften, sagte Nickel. Im Rahmen einer Weiterentwicklung von Parkraumbewirtschaftung könnten diese ebenfalls bevorzugt behandelt werden.
Derzeit würden etwa 280 Busse werktäglich fahren. Das sei ein hoher energetischer Aufwand, befand der Experte. Deshalb gelte es möglichst energiesparende Technik einzusetzen. Auch zukünftig werde der ÖPNV der Hauptlastträger sein. Möglich sei es, in der Zukunft die Buslinien zur besseren Erreichbarkeit durch den neuen Campus fahren zu lassen.
Würden keine Maßnahmen ergriffen, so die Berechnung auf Basis der maximalen werktäglichen Verkehrsmengen für das Jahr 2020, würden wie heute noch 33 Prozent der Wege (14.100) mit dem eigenen PKW zurückgelegt. Der Anteil des ÖPNV läge bei 60 Prozent (25.500), hinzu kämen nur geringe Mengen von Rad- oder Mitfahrern.

Panorama Innenstadt, Oberstadt mit Hörsaalgebäude im VordergrundMobilitätskonzept beschreibt Optionen                                        

Mit den Maßnahmen des Mobilitätskonzeptes, aber ohne Seilbahn, würden etwa 50 Prozent der Wege (21.300) mit dem ÖPNV zurückgelegt. 25 Prozent (10.600) wären es mit dem Pkw als Selbstfahrer. Deutliche Zunahmen hätten Fahrrad und Pedelec mit 15 Prozent (6.400) und die Fahrgemeinschaften mit zehn Prozent (4.300).
Die Umsetzung aller Maßnahmen würde bereits deutlich zu Kohlendioxideinsparungen führen. Eine zusätzlich errichtete Seilbahn würde für noch mehr Entlastung sorgen, so Nickel. Gehe das Basisszenario noch von 46,8 Tonnen CO2 am Tag und 8060 Tonnen im Jahr aus, würden die Maßnahmen ohne Seilbahn immerhin zu einer Reduzierung um 23 Prozent und 1880 Tonnen weniger führen. Mit Seilbahn seien es sogar minus 37 Prozent, was 2977 Tonnen weniger entspreche.

 Auch die Fahrradmitnahme werde erleichtert. Ausgehend von der Uferstraße mit guter Anbindung an die Busse vor der Stadthalle wäre aber eine zweite Talstation am Ludwig-Schüler-Park sinnvoll, so Nickel, damit auch der nur 700 Meter entfernte Hauptbahnhof einbezogen werde. Die Seilbahn solle als Teil des gesamten ÖPNV-Systems organisiert werden. Immerhin würden viele Fahrgäste im Anschluss auch auch den Stadtbus nutzen.

Mit dem eigenen PKW würden nur noch 9.300 Wege, somit 20 Prozent Anteil, zurückgelegt.
Abschließend betonte Kahle, dass auch bei der Verwirklichung der Seilbahn der Bus weiterhin eine gewichtige Rolle spiele, beispielsweise für die Studierenden, die im Studentendorf lebten und für die der Umweg nicht sinnvoll sei. 9.400 Wege sieht die Studie vor.

VKL Szenarien mit SeilbahnWeiterer Termin am 2. Dezember mit Thema Seilbahn

Am 2. Dezember soll in einer weiteren Veranstaltung im Klinikum näher auf die Seilbahn eingegangen. Dann soll es intensiver um Technik, Umsetzungsmöglichkeiten und die Finanzierung gehen. Die Studie war 2012 von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung in Auftrag gegeben worden.  Prüfungsauftrag: Alle Möglichkeiten der Verkehrsanbindung untersuchen. Eine Entscheidung dazu wurde in den städtischen Gremien noch nicht gefällt. (-141114-08:57 CET-)

—>Beitrag zum Thema vom September 2010

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