Beteiligungstage für das „Landgrafenschloss der Zukunft“

14.04.2024 (pm/red) Im Zuge des Projekts „Landgrafenschloss der Zukunft“ laden die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg alle Interessierten zu Beteiligungstagen am 19. und 20. April 2024 ein, sich mit Ideen und Wissen an der …

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Aufbruch in die Utopie oder vom schmerzvollen Augenblick, wenn Europas Küste als schmaler Nebelstreif ins Meer sank

Abschied von Auswanderern in historischem Stich

Abschied von Auswanderern in historischem Stich

Marburg 21.02.2016 (red) Am Dienstag, 23. Februar – 19 Uhr, wird in Giessen der Dokumentarfilm über die „Giessener Auswanderergesellschaft“ von 1834 gezeigt, verbunden mit einer Lesung historischer Texte. Allein von 1815 bis 1914 wanderten 7 Millionen Deutsche nach Amerika aus, im Spitzenjahr 1854 waren es 230400. Schiere Not oder Angst vor Verfolgung trieb sie übers Meer. „Es gab Gefühlsausbrüche, wenn der schmerzvolle Augenblick gekommen war und Europas Küste als schmaler Nebelstreif ins Meer sank“, so ein Amerikafahrer an Bord seines Dreimaster-Seglers. Die Nerven lagen blank: der Abschied von Verwandten, von den Gräbern, den Farben, Tönen und Gerüchen der Heimat, der erste Blick der Landbewohner auf die Wasserwüste und die qualvolle Enge im Zwischendeck, so ähnlich müssen es die zu uns heute flüchtenden Menschen auch erleben.

Pfarrer Münch aus Niedergemünden

Pfarrer Friedrich Münch aus Niedergemünden

Auch um an die Parallelen zu erinnern, bildete sich vor  wenigen Jahren eine Gruppe, die „Reisende Sommerschule“, der sowohl Leute aus Giessen, etwa vom Stadtarchiv, aus Bremen und auch Nachfahren der Einwanderer aus Missouri angehören. Sie erforschten die „Giessener Auswanderergesellschaft“ und reisten auf ihren Spuren. Zu dieser Gesellschaft von 1834 gehörten der Pfarrer Friedrich Münch aus Niedergemünden und der  Giessener Jurist Paul Follenius als Gründer, neben 500 Menschen, die bereit waren zu emigrieren. Sie wollten in Amerika eine demokratische Musterrepublik gründen.

Als die Überlebenden nach monatelanger Odyssee in Missouri ankamen, mussten sie ihren Traum begraben. Da sie den Kauf von Sklaven ablehnten und das Farmland eigenhändig bearbeiteten, lagen die utopischen Ziele bald brach. Die neuen Dörfer hielten an Sprache und Bräuchen der Heimat fest und erregten damit den Unmut ihrer Umgebung. Wie weit müssen die Neubürger sich anpassen? Eine spannende Frage noch immer auch hierzulande.

Die „Reisende Sommerschule“ gab ein Buch „Aufbruch in die Utopie“ (Edition Falkenberg, 19,90 Euro) heraus und zeigte bereits eine Ausstellung über ihre Reise von Bremen nach Missouri im Jahr 2013, zu der auch Gäste aus Missouri angereist waren. Nun wird der Dokumentarfilm darüber präsentiert, verbunden mit einer Lesung aus historischen Quellen und anschließender Diskussion. Die Veranstaltung soll die Verdrängung der historischen deutschen Auswanderung aufbrechen und Parallelen zu heute aufzeigen. Sie beginnt um 19 Uhr im ZIBB, Hannah-Arendt-Straße 6-10  in Giessen. Es laden ein das Stadtarchiv Giessen, das Literarische Zentrum und der ViBB eV.
von Ursula Wöll

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