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Sinti und Roma mit Musik, Zeitzeugen und Bildern gegen Vorurteile und Diskriminierung

Fatima Stieb und Dr. Udo Engbring-Romang führten durch die Ausstellung „Der Weg der Sinti und Roma“. Foto Nadja Schwarzwäller.

Marburg 8.11.2017 (pm(red) Vorbehalte und Vorurteile prägen die Geschichte der Sinti und Roma bis heute. „Tartaren“, „Böhmen“, „Heiden“, „Ägypter“ oder „Zigeuner“ sind Begriffe, mit denen sie belegt wurden. Gegen Diskriminierung und für mehr Information hat der Landesverband Hessen des Verbandes deutscher Sinti und Roma einen Kulturabend im Marburger Rathaus veranstaltet – mit Musik, einer Lesung aus Zeitzeugenberichten und einer Ausstellung.

500.000 Sinti und Roma wurden in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet, 17.000 davon in Deutschland, etwa 800 in Hessen. Die Vorurteile und Stigmata, die Grundlage dieses Völkermords waren, wurden danach weitgehend unhinterfragt übernommen und weitergetragen, so Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies bei der Eröffnung des Kulturabends im Rathaus. Erst jetzt beginne das Bemühen um die Sinti und Roma – nach dem Krieg sei das entweder gar nicht oder in einer nicht angemessenen geschehen, so der Oberbürgermeister.

Rinaldo Strauß, Vorsitzender des Landesverbandes Hessen des Verbandes deutscher Sinti und Roma, bestätigte, dass es eine Wiedergutmachung oder Entschädigung für die verfolgten Menschen – wenn überhaupt – erst sehr spät gegeben habe. Im Jahr 1982 wurde der Völkermord an Sinti und Roma während des Nationalsozialismus durch den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt erstmals politisch anerkannt. Im Bewusstsein der Bevölkerung habe sich aber erst etwas mit dem Aufleben der Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma geändert. Der Verband deutscher Sinti und Roma gründete sich 1980 in Darmstadt und engagiert sich unter anderem für Überlebende und ihr Recht auf Opferentschädigung.

Die Verfolgung und Ausgrenzung von Sinti und Roma haben indes schon Jahrhunderte vor der NS-Zeit begonnen, so Rinaldo Strauß. Um den rund 40 Gästen des Kulturabends einen kurzen Einblick in die Geschichte zu geben, führten Dr. Udo Engbring-Romang und Fatima Stieb durch die mobile Ausstellung „Der Weg der Sinti und Roma“. Diese stellt der Landesverband seit 2015 Schulen und anderen Einrichtungen zur Verfügung. Inzwischen sind auch Bildungsmaterialien oder Handreichungen für Lehrkräfte zum Thema entstanden. “Wir müssen verstehen, wenn wir überwinden wollen“, erläuterte Rinaldo Strauß.

Dr. Udo Engbring-Romang, Autor der Ausstellung, erläuterte, der Weg von Sinti und Roma in die Gegenwart sei fast ausschließlich von Ausgrenzung und Verfolgung begleitet. Alte Bilder, in denen die „Zigeuner“ als fahrendes Volk, als Diebe und Wegelagerer stigmatisiert werden, wirken zum Teil bis heute, was die öffentliche Wahrnehmung angeht. In einer Studie aus dem Jahr 2014 antworteten 49 Prozent der Teilnehmenden auf die Frage, ob es eine Bevölkerungsgruppe gebe, die durch ihr Verhalten Feindseligkeit bei der Allgemeinheit hervorrufe, „Sinti und Roma“.

Insbesondere in einer Zeit, in der der Rechtspopulismus wieder erstarke, müssen Aufklärung und das Bemühen um Bildung verstärkt werden, betonte Rinaldo Strauß. Für Musik sorgten Romeo Franz, Sunny Franz und Aaron Weiß. Ein gut 30-minütiger Film informierte über die Arbeit des Landesverbandes, und zum Abschluss gab es eine Lesung aus einem Buch, in dem Zeitzeugen über ihre Erlebnisse in der Nazi-Zeit berichten.

In einer kurzen Ansprache rief Professor Dr. Wilhelm Solms bei der Verleihung spontan zu einer Förderung von jungen Sinti und Roma im Bereich der Bildung auf. Im November 2016 fand bereits ein Benefizabend statt, um Spenden zu generieren. Im Jahr 2018 wird nun erstmals ein Stipendium ausgeschrieben, das vor allem symbolischen Wert habe und ein Ansporn für andere junge Sinti und Roma sein soll, so Solms.

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