Kasseler Klimaschutzpreis 2024 verliehen

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Umfrage zu Gutbürger versus Wutbürger

Marburg 07.02.2019 (pm/red) Die Einstellung der Deutschen zur Flüchtlingskrise ist gespalten. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die das Marburg Centre for Institutional Economics (Macie) der Philipps-Universität gemeinsam mit der Stadt Marburg vorgestellt hat. Seit 2015 hat die Universitätsstadt 2.240 Geflüchtete aufgenommen.

„Das ist ein Thema, das uns alle bewegt“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies zur Begrüßung der rund 100 Gäste bei der Veranstaltung mit dem Titel „Gutbürger versus Wutbürger“ im Rathaussaal. Spies betonte, dass es BürgerInnen sowie KommunalpolitikerInnen in Marburg „über alle Grenzen hinweg“ gelinge, eine angemessene Haltung gegenüber Menschen einzunehmen, die vor Krieg, Not und Verfolgung flüchten mussten.

7.500 Menschen seien bei der Demonstration gegen Rechtsradikalismus und Rassismus im vergangenen Jahr in der Universitätsstadt auf die Straße gegangen. Die Aufnahme von 200 zusätzlichen Geflüchteten sei einstimmig im Stadtparlament beschlossen worden. Der Bundesinnenminister war allerdings nicht auf die Initiative eingegangen.

Dass die Ansichten zur Flüchtlingsfrage bundesweit anders ausfallen, zeigte die repräsentative Umfrage, für die mehr als 2.000 Menschen aus ganz Deutschland interviewt wurden. Die Ergebnisse der Studie stellten der Marburger Professor für Makroökonomie, Bernd Hayo, sowie Florian Neumeier vom Ifo-Institut vor. Fragen zum Faktenwissen der Interviewten zeigten, dass es große Lücken gibt.

So konnte ein Drittel der Befragten überhaupt nichts zur Anzahl der Asylsuchenden insgesamt (1,2 Millionen), dem Anteil aus muslimischen Ländern (zwei Drittel), dem Anteil an Kriegsflüchtlingen (60 Prozent) oder der Höhe der Kosten geben (einschließlich Unterkunft und Kurse etwa 1000 Euro pro Monat und Flüchtling). Die Zahl der Muslime und die Kosten werden deutlich überschätzt, während die Zahl der Menschen, die vor Krieg und Terror fliehen, unterschätzt wird.

Vergleicht man verschiedene Bevölkerungsgruppen, so die Studie, hängt die Einstellung zu Flüchtlingen vor allem am Wohnort – es gibt große Unterschiede zwischen Ost und West – sowie an der Parteienpräferenz, wobei AfD und Grüne am weitesten auseinanderliegen. Auch der Bildungsgrad und – in geringerem Maß das Geschlecht beeinflussen das Antwortverhalten der Befragten bei dem Thema. Dagegen spielen Einkommen und Alter geringere Rollen.

Nach den Interviews steht die Mehrheit der Befragten einer unveränderten Beibehaltung des Grundrechts auf Asyl kritisch gegenüber. Über mögliche Ursachen dieses Antwortverhaltens gibt die Studie allerdings keine Auskunft.

Zahlen zu den Geflüchteten in Marburg

Im Anschluss lieferte der Leiter des städtischen Fachdienstes Migration und Flüchtlingshilfe, Wolfgang Engler, Zahlen und Fakten zur Situation in Marburg. Seit 2015 hat die Stadt 2240 geflüchtete Menschen aufgenommen. Das entspricht drei Prozent der Bevölkerung. Insgesamt haben von den 77.000 Einwohnern der Stadt knapp 10.000 (13 Prozent) eine ausländische Staatsangehörigkeit. Unter ihnen sind zahlreiche Studierende und WissenschaftlerInnen.

Unter den Geflüchteten sind 830 alleinlebende Männer, 220 alleinlebende Frauen, 570 Kinder und Jugendliche sowie 240 Familien. 1570 der Geflüchteten haben bereits positive Bescheide, nur 75 sind ausreisepflichtig. Nach den Zahlen des Kreisjobcenters steigt die Zahl der Erwerbstätigen und der Auszubildenden unter den Geflüchteten seit 2018 steil an.

Die Voraussetzung dafür schaffen die zahlreichen Deutschkurse an der Volkshochschule, die schon sehr früh und kostenlos belegt werden können: „Um die Integration voranzubringen, sind die Deutschkurse am Wichtigsten“, so Engler. Außerdem werden die Geflüchteten in Orientierungskurse, Praktika und Einstiegsmaßnahmen vermittelt, damit sie möglichst bald eine Arbeit oder Ausbildung starten können.

Eigens eingerichtet wurde das Integrationsportal in der Mauerstraße, wo es Hausaufgabenhilfe, Bewerbungstraining, Kinderangebote, das Café Refugium, Treffen von Migrantenvereinen sowie Deutschkurse gibt. Regelmäßig sind Ombudspersonen vor Ort. Die Stadt hat zudem mit Shérif Korodowou einen eigenen Integrationsbeauftragten, der als Mittler zwischen Verwaltung und Stadtgesellschaft wirkt.

 

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