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Sanskritexperten erforschen Yoga Deutsch-britisches Team aus der Indologie ediert die Textfassungen eines Grundwerks des Yoga

Kassel 01.03.2021 (wm)  Vom Text zur Übung: Marburger Indologen erschließen in einem neuen Forschungsvorhaben ein Schlüsselwerk des Haṭha-Yoga: die Haṭhapradīpikā. Die Editionsfachleute um Professor Dr. Jürgen Hanneder vom Marburger Fachgebiet Indologie und Tibetologie haben sich für das Projekt mit einem Team der Londoner Universität SOAS zusammengetan, um den Wandel der Textfassungen im Laufe der Zeit nachzuvollziehen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die britische Förderorganisation Arts and Humanities Research Council finanzieren das deutsch-britische Vorhaben unter dem Titel „Licht auf Haṭha-Yoga“ bis zum Jahr 2024 mit über einer halben Million Euro für den Marburger Projektanteil.

Der weltweite Umsatz mit Yoga lag dem Deutschlandfunk zufolge schon 2016 bei schätzungsweise 80 Milliarden Dollar pro Jahr. „Die indische Kultur übt wohl auf keine andere Weise einen so großen Einfluss aus als auf dem Gebiet des Yoga“, vermutet Jürgen Hanneder, der das Fachgebiet Indologie und Tibetologie der Philipps-Universität Marburg leitet. Welche politischen Implikationen das Thema umfasst, zeigt sich an dem Anspruch, den Indien auf die Urheberschaft am Yoga erhebt. Ist Yoga tatsächlich so alt, wie die Anhängerinnen und Anhänger glauben, oder ist er eine Erfindung der späten Kolonialzeit?

Die Forschergruppe will dazu beitragen, die historische Entwicklung des Yoga nachzuzeichnen. „Die Haṭhapradīpikā ist der vielleicht einflussreichste Text des körperlichen Yoga aus vormoderner Zeit“, erklärt Hanneder. Die Schrift werde oft als normsetzend für die Entwicklung des Yoga bis in die Moderne angesehen. „Hinter dem Text verstecken sich aber mehrere Versionen recht unterschiedlicher Länge“, führt der Indologe aus. „Es ist angesichts der großen Popularität nicht verwunderlich, dass der Inhalt in einer großen Zahl an Handschriften überliefert ist.“ Im Druck sei freilich nur ein Ausschnitt aus dieser Vielfalt erschienen.

„Alles in allem zählt man jedoch 250 Manuskripte, so dass deren Zusammenstellung eine gewaltige Aufgabe sein wird“, ergänzt der britische Indologe Dr. James Mallinson, der die Londoner Arbeitsgruppe leitet. Ein Vergleich der Fassungen verspreche, einiges über die Rezeptionsgeschichte und Entwicklungsdynamik einer mittelalterlichen Bewegung auf dem Weg in die Neuzeit zu verraten, meint Hanneder.

Die Projektbeteiligten haben es sich daher zur Aufgabe gemacht, die Haṭhapradīpikā in allen Versionen zu erschließen, also die Originaltexte kritisch zu edieren, zu übersetzen und zu kommentieren. Während die Londoner Gruppe seit Längerem das internationale Zentrum der Yoga-Forschung darstellt, bringt Marburg seine editionswissenschaftliche Expertise ein, die sich bereits in vielen Projekten bewährt hat. „Die Forschungskooperation zwischen Großbritannien und Deutschland hat in der Indologie eine lange Tradition“, betont Hanneder, „wir lassen uns daher von einer vorübergehenden Beeinträchtigung durch die Politik nicht beirren.“

Neben dem Sanskritexperten Hanneder beteiligen sich auf Marburger Seite Dr. Mitsuyo Demoto sowie Hanneders Doktorand Nils-Jacob Liersch an der Forschungsarbeit, der bereits einen frühen Schlüsseltext des Yoga erschlossen hat. Die Londoner Gruppe besteht aus ihrem Leiter Dr. James Mallinson und dem Hatha-Yoga-Spezialisten Dr. Jason Birch. Zwei Mitarbeiter der Universität École française d’Extrême-Orient in Indien vervollständigen die Gruppe.

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