Beteiligungstage für das „Landgrafenschloss der Zukunft“

14.04.2024 (pm/red) Im Zuge des Projekts „Landgrafenschloss der Zukunft“ laden die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg alle Interessierten zu Beteiligungstagen am 19. und 20. April 2024 ein, sich mit Ideen und Wissen an der …

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Empfehlungen zur Verhinderung von Katastrophen und Folgeschäden

22.07.2021 (pm/red) Nach den jüngsten Extremwetterereignissen mit Starkregen, zerstörerischen Hochwasserfluten, Stromausfällen und unterbliebener wirksamer Vorwarnung an die Bevölkerung erneuern Stadtplaner, Architekten und Umweltforscher ihre bereits vor Jahren vorgelegten Empfehlungen und Vorschläge zur Verhinderung von derartigen Katastrophen und Folgeschäden. Die Vorschläge beziehen sich auf die unmittelbare Betroffenheit der Menschen wie auf planerische und bauliche Maßnahmen mit längerfristigen Folgewirkungen.

Frühwarnsysteme verbessern und Bevölkerungsschutz stärken
Auch für kleinere Flusseinzugsgebiete gelte es, die Vorhersage von Hochwasserwellen zu verbessern und zuverlässige Warnsysteme aufzubauen. Neben der Entwicklung von robusten Vorhersage-Modellen ist die Etablierung einer dauerhaften und verlässlichen Kommunikation mit Vertretern von Städten und Gemeinden sowie den BürgerInnen vor Ort unerlässlich. Nur eine Warnung, die Menschen verstehen und der sie vertrauen, werde zu den gewünschten Handlungen führen, so die Kernaussage. Hinzugefügt werden kann, dass Warnungen überhaupt wahrgenommen werden müssen, wie zum Beispiel unüberhörbarer Sirenenalarm.

Schwammfähigkeit und Speicherfähigkeit steigern
Neben etablierten Schutzlösungen wie Deichen, Mauern und Poldern gelte es vermehrt, Gemeinden, Städte und Landschaften wie Schwämme zu konzipieren und die Wasserrückhaltefähigkeit in der Landschaft zu verbessern. Jeder Kubikmeter Wasser, der nicht über die Kanalisation in Bäche und Flüsse eingeleitet wird, trägt zur Abflachung von Hochwasserwellen bei, kann diese aber, wie bei den Ereignissen 2021, nicht verhindern.

Daher sei es grundlegend, die Potentiale zum Wasserrückhalt und das Speichervermögen von Flussauen, Wald- und Agrarlandschaften, aber auch in den dichter besiedelten Bereichen durch zusätzliche Grün- und Freiflächen zu steigern. Gerade für extreme Niederschläge sollten zusätzliche Speicherräume und grüne Infrastrukturen konzipiert werden, dass diese auch als Notwasserwege im Fall der Fälle vorbereitet sind. Ein hohes Speichervermögen für Wasser hilft nicht nur in Hochwasser-, sondern auch in Trockenzeiten.

Prüfung von kritischen Infrastrukturen
Bei der Sanierung, dem Wiederaufbau nach Katastrophen und dem Neubau von öffentlichen Infrastrukturen und Gebäuden – insbesondere sogenannten kritischen Infrastrukturen – gelte es, die Risiken für Extremwetterereignisse abzuschätzen und Bemessungswerte entsprechend zu erneuern. Dies schließe auch die Berücksichtigung von Kaskadeneffekten durch die Unterbrechung von Versorgungsleistungen in Infrastruktursystemen ein.

Stromversorgung und medizinische Versorgung gewährleisten
Infrastrukturen (Versorgung mit Wasser, Strom etc.), das Rückgrat unserer modernen Gesellschaft, müssen so konzipiert werden, dass sie auch in extremen Wetterlagen funktionieren oder entsprechende Rückfalloptionen erlauben. Es ist nicht hinnehmbar, wenn gerade während einer Krise notwendige Kommunikationsnetze, medizinische Dienstleistungen und Einrichtungen ausfallen, da sie nicht hinreichend auf solche Extremereignisse vorbereitet sind.

Sicherheit von Schutzstandards von Gebäuden erhöhen
Ob Wiederaufbau, Neubau, oder Sanierung im Bestand: Die Sicherheit und Eignung von Gebäuden sind von Anfang an mitzudenken,  Schutzstandards sind zu erhöhen, insbesondere von Einrichtungen, die besonders vulnerable Gruppen wie Kinder, Senioren oder behinderte Menschen beherbergen. Dafür bedarf es, ähnlich wie bei der energieeffizienten Sanierung, finanzieller Förder- und Anreizinstrumente sowie der Etablierung vorsorgeorientierter Versicherungsprämien.

Bei Bauanträgen und Immobilienverkäufen sollten systematisch entsprechende Informationen über Starkregen- oder Hochwassergefahren bereitgestellt und abgefragt werden. Zukunftsherausforderungen im Gebäudebestand allein appellativ bzw. reaktiv meistern zu wollen, werde nicht ausreichen, betonen Experten.

Gestaltungs- und Durchsetzungswille notwendig
Für den Umbau bedürfe es des Innovations- und Gestaltungswillens auf Seiten von Städten, Gemeinden, Investoren und Privatpersonen ebenso des Einsatzes von Finanzierungs- und Anreizinstrumenten auf Seiten des Bundes bzw. der Länder. Es brauche durchsetzungsstarke Instrumente in der Planung sowie kohärente und standardisierte Rahmenwerke und Vorgehensweisen.

Des Weiteren sollten Nutzen und Lasten des Umbaus hin zu besser abgesicherten Städten und Gemeinden solidarisch verteilt werden. Ein Beispiel: Gemeinden, die im Oberlauf von Flüssen mehr Raum für Wasser schaffen, werden davon nur indirekt profitieren; Gemeinden im Unterlauf aber unmittelbar, da das Überflutungsrisiko reduziert wird.

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