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Frauennotruf Marburg e.V. bewirbt die Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung mit großer Buskampagne

Stadtbus mit Aufklärung zur Medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung ohne polizeiliche Anzeige im Landkreis Marburg Biedenkopf auf Marburger Stadtbus. Foto nn

24.11.2021 (pm) Von November 2021 bis April 2022 machen Stadtbusse mit der Aufschrift „Jede Vergewaltigung ist ein medizinischer Notfall. Im Krankenhaus erhalten Sie Hilfe“ auf die Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung ohne polizeiliche Anzeige aufmerksam. Betroffene werden aufgerufen sich nach einer Vergewaltigung zur gesundheitlichen Versorgung an die Frauenklinik des Universitätsklinikum Marburg zu wenden. Für anschließende psychosoziale Unterstützung ist die Beratungsstelle des Frauennotruf  Marburg e.V. da.

Betroffene sollen ermutigt werden sich nach einer Vergewaltigung an ein Krankenhaus zu wenden. Anders als häufig befürchtet, müssen sie dabei keine Sorge haben, dass über ihren Kopf hinweg die Polizei gerufen wird. Denn in dieser Situation hat eine gute gesundheitliche Versorgung Priorität. So steht auch in diesem Fall die ärztliche Schweigepflicht an erster Stelle und es zählt nur der Wille der Betroffenen. Die ÄrztInnen und Pflegekräfte in der Frauenklinik des Universitätsklinikum Marburg sind traumasensibel geschult und behandeln jede Versorgung nach Vergewaltigung wie einen Notfall.

Der Frauennotruf Marburg e.V. setzt seit 2017 die Versorgungsstruktur der Medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung ohne polizeiliche Anzeige in Stadt und Landkreis um. „Eine angemessene medizinische Versorgung hat oberste Priorität. Sie sollte möglichst zeitnah erfolgen. Die betroffenen Frauen haben ein Recht auf Versorgung von Verletzungen und auf Antworten zu ihren Gesundheitsfragen, z. B. ob sie Medikamente benötigen“, erklärt Dr. Malin Jansen, Oberärztin der Gynäkologie im Universitätsklinikum Marburg.

Dass die medizinische Akutversorgung unabhängig von einer polizeilichen Strafanzeige gewährleistet ist, ist für viele Betroffene eine wichtige Voraussetzung. Denn viele möchten keine Anzeige erstatten oder sind in der Akutsituation unentschlossen. „Medizinische Versorgung und juristische Strafverfolgung sollten losgelöst voneinander sein“, so Diana Cosic, Rechtsanwältin und Nebenklagevertreterin in Marburg.

Niedrige Anzeigebereitschaft bei Vergewaltigung Laut Zahlen der polizeilichen Kriminalstatistik wurden 2020 lediglich 9.752 versuchte oder vollendete Vergewaltigungen in Deutschland angezeigt. Das macht eine extrem niedrige Anzeigebereitschaft deutlich denn repräsentativen Studien zufolge muss jede siebte Frau in Deutschland einmal in ihrem Leben strafrechtlich relevante sexualisierte Gewalt erleben.

Viele Betroffene erleben das Ermittlungsverfahren als sehr belastend, fühlen sich und das, was sie erlebt haben, in Frage gestellt. Leider kommt es in den wenigsten Fällen nach einer Anzeige zu einem Gerichtsverfahren, selten zu einer Verurteilung des Täters. Hinzu kommen lange Verfahrensdauern von mehreren Jahren, in denen viele Betroffene mit dem Erlebten nicht abschließen nnen.

Das alles sind mögliche Gründe, warum Betroffene sich nach einer Vergewaltigung nicht trauen in ein Krankenhaus zu gehen und in der Folge medizinisch unversorgt bleiben. Die geringe Rate an Verurteilungen angeklagter Täter liegt auch daran, dass in wenigen Fällen ausreichend Beweismittel vorliegen. Auch hier versucht die Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung Abhilfe zu schaffen: Im Rahmen der Untersuchung kann eine vertrauliche Spurensicherung vorgenommen werden. Die gesicherten Befunde werden für ein Jahr in der Rechtsmedizin verwahrt. Für die Entscheidung über eine Strafanzeige entsteht dadurch wertvolle Zeit.

Der Frauennotruf Marburg e.V. unterstützt Betroffene
Der Frauennotruf Marburg ist eine Beratungsstelle bei Vergewaltigung, Belästigung und Stalking und geht auf Wunsch proaktiv auf Betroffene zu, die für eine Akutversorgung ins Universitätsklinikum kommen. Die psychosoziale Beratung kann eine wichtige Stütze in der Verarbeitung des Erlebten sein und unterstützt
beispielsweise individuell bei der Entscheidung für oder gegen eine Anzeige. „Wenn eine medizinische Untersuchung unkompliziert und ohne Sorge, dass die Polizei involviert wird, durchgeführt werden kann, nimmt dies enormen Druck aus der Situation.

Es hilft den Frauen die Kontrolle über sich und ihren Körper wiederzugewinnen. Dies ist ein erster wichtiger Schritt in der Verarbeitung.“, erklärt Catriona Schultz vom Frauennotruf Marburg e.V. Die Buskampagne soll alle Menschen in der Region darauf vorbereiten im Akutfall richtig zu handeln. Erst letztes Jahr hat die Bundesregierung ein Gesetz erlassen, dass Betroffenen das Recht auf eine vertrauliche Spurensicherung nach Vergewaltigung mit Kostenübernahme durch die Krankenkasse zuspricht.

Die flächendeckende Umsetzung ist leider bis heute nicht gegeben. Die Versorgungsstruktur der Medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung ohne polizeiliche Anzeige ist angesiedelt am Gesundheitsamt des Landkreises MarburgBiedenkopf. Finanzielle Förderung erhält das Projekt durch die Stadt Marburg und den Landkreis MarburgBiedenkopf. Die Buskampagne wird finanziert durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration.

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