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Heilpflanze Arnica montana: Naturschutz und erfolgreiche Landwirtschaft müssen sich nicht ausschließen

Wer die Heilpflanze Arnica montana pflegt, erhält auch den für die Biodiversität wertvollen Magerrasen. Foto Andreas Titze

08.08.2022 (pm/red) Erhalt der Biodiversität mit der Heilpflanze Arnica montana ist Gegenstand eines Projektes im Botanischen Garten Marburg. Magerrasen bietet einen wertvollen Schutzraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten. Doch in den vergangenen Jahrhunderten ging der Anteil der besonders schützenswerten Grünflächen immer weiter zurück – unter anderem aufgrund des wirtschaftlichen Drucks auf die Landwirtschaft.

Ein Projekt der Philipps-Universität Marburg soll dem Rückgang nun entgegenwirken: Die Heilpflanze Arnica montana trägt zum Erhalt des Magerrasens bei und birgt für Landwirte großes ökonomisches Potenzial. Das wollen Marburger Wissenschaftler deutlich machen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fördert das Projekt „Revitalisierung und ökologische Aufwertung bodensaurer Magerrasen durch die Anreicherung und nachhaltige Nutzung der Heilpflanze Arnica montana“ mit knapp 380.000 Euro für vier Jahre.

Wertvoller Lebensraum Magerrasen

Magerrasen hat eine sehr lange Geschichte. Schon in der Frühsteinzeit ließen die Menschen ihr Vieh auf vormals bewaldeten Flächen weiden. Die Tiere verbissen junge Sträucher und Bäume und zurück blieb besonders artenreicher, nährstoffarmer und wasserdurchlässiger Boden – der Magerrasen. „Es handelt sich um die ältesten landwirtschaftlich genutzten Grünlandflächen in Deutschland. Geprägt von unterschiedlichsten Kraut- und Halbstrauchpflanzen bietet der Magerrasen einen wichtigen Lebensraum für zahlreiche Arten“, informiert Dr. Andreas Titze, Leiter des Botanischen Gartens der Philipps-Universität Marburg. „Hier ist über viele Jahrhunderte ein komplexes Beziehungsgefüge zwischen Pflanzen, Insekten, Amphibien, Reptilien und Vögeln entstanden, das besonders schützenswert ist.“

Insektenfeinde industrialisierte Landwirtschaft und Pestizideinsatz

Doch der Flächenanteil des Magerrasens ist mittlerweile in Deutschland auf unter vier Prozent gesunken. Dies ist unter anderem auf die Industrialisierung der Landwirtschaft, den zunehmenden Einsatz von Pestiziden sowie den immer stärkeren wirtschaftlichen Druck, dem Landwirte ausgesetzt sind, zurückzuführen. „Das ist eine sehr problematische Entwicklung, da viele dieser Insektenarten, zum Beispiel Hummeln, für eine optimale Bestäubung bei 70 Prozent unserer Nutzpflanzen verantwortlich sind. Indirekt schadet sich die Landwirtschaft damit also auch selbst“, sagt Titze.

Zielstellung Lebensraum Magerrasen mit Arnica montana erhalten

Das neue Projekt des Botanischen Gartens der Universität Marburg soll dazu beitragen, den wichtigen Lebensraum Magerrasen zu erhalten und dem weiteren Abbau auch langfristig entgegen zu wirken. „Eine Schlüsselrolle nimmt hier Arnica montana ein. Der Erhalt und die Pflege dieser Heilpflanze trägt dazu bei, dass auch alle anderen für diesen Lebensraum typischen Pflanzen und mit ihnen assoziierten Insekten, Amphibien, Reptilien und Vögel erhalten und in ihrem Bestand gefördert werden“, sagt Titze. Wer Arnica montana pflegt, erhält im Prinzip automatisch den wertvollen Magerrasen, bedingt durch die angepasste Flächenpflege.

Arnica montana und weitere wertvolle Medizinalpflanzen

Gleichzeitig ergebe sich für Landwirte ein erheblicher ökonomischer Vorteil, wird erläutert. Arnica montana ist eine wertvolle Heilpflanze, die entsprechend vermarktet werden kann – und sie bringt Gesellschaft mit: Thymus pulegioides, Galium verum, Veronica officinalis oder Betonica officinalis sind ebenfalls wertvolle Medizinalpflanzen, die zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe enthalten und zum Beispiel eine sehr positive Wirkung auf die Tiergesundheit haben. So verbessern sie unter anderem die Futteraufnahme, wirken antimikrobiell und entzündungshemmend sowie verdauungsfördernd. „Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, das krautreiches Tierfutter den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung deutlich minimiert und gleichzeitig die Qualität der Milchzusammensetzung signifikant erhöht“, so Titze.

Innerhalb des Vorhabens werden im Botanischen Garten ca. 40.000 Jungpflanzen gezüchtet, um sie im Anschluss in Grünflächen einzubringen und für die Landwirtschaft verfügbar zu machen. „Momentan bespielen wir zwei Flächen im Landkreis Marburg-Biedenkopf und drei im Vogelsbergkreis – insgesamt ca. fünf Hektar Grünland“, erläutert Titze. Nach drei Jahren sollen sich die Pflanzen dann selbstständig auf der Fläche vermehren.

Nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung gefährdeter Grünlandbiotope

Die notwendige Flächenpflege soll von den Landwirten umgesetzt werden. „Die Blütenköpfe der Heilpflanze können dann geerntet und entsprechend vermarktet werden. Auch diesen Vorgang begleiten wir, da wir durch unsere Arbeit mit Heilpflanzen seit vielen Jahren gute Kontakte zu relevanten Firmen pflegen“, sagt Titze. Durch das Projekt soll damit auch gezeigt werden, dass eine nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung gefährdeter Grünlandbiotope den Belangen des Naturschutzes nicht entgegensteht. Ganz im Gegenteil – für den langfristigen Erhalt ist sie sogar notwendig.

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