Alter Botanischer Garten: Aufklärung, Empathie und Resilienz zur psychischen Gesundheit mit „Living Library“

Im Alten Botanischen Garten organisierten die Studierenden mit Schülern das Projekt Living Library. Foto: Pius Kern
10.07.2025 (pm/red) Am 2. Juli verwandelte sich der Alte Botanische Garten der Philipps-Universität erneut in eine „Living Library“ – eine lebendige Bibliothek, in der über 300 Schüler aus sechs Marburger Schulen statt Bücher Menschen „ausleihen“ konnten. In persönlichen Gesprächen mit Psychologie-Studierenden erhielten sie altersgerechte Einblicke in psychische Belastungen und erfuhren, wie ein gesunder Umgang damit gelingen kann.
„Das Kindes- und Jugendalter ist eine besonders prägende Lebensphase, in der viele junge Menschen erstmals psychische Probleme erleben. Gleichzeitig bietet sie Chancen, Strategien für den Umgang mit Stress, Emotionen und zwischenmenschlichen Herausforderungen zu entwickeln“, sagen die Lehrenden Alina Oschwald und Pius Kern, die das Projekt im Alten Botanischen Garten mit Studierenden der Psychologie verwirklicht haben.
Die Studierenden sehen folgende Chancen im Konzept Living Library:
- es vermittelt Wissen über psychische Gesundheit,
- informiert über Risiken und Schutzfaktoren,
- zeigt Wege zur Stärkung der seelischen Widerstandskraft auf,
- ermutigt zu einem offenen, ehrlichen Umgang mit psychischen Belastungen,
- hilft, Stigmatisierung abzubauen – in Schule, Familie und Gesellschaft.
Das Projekt basiert auf dem internationalen Konzept der „Human Library“ und wurde an Christiansens Arbeitsgruppe „Klinische Kinder- und Jugendpsychologie“ an der Philipps-Universität Marburg speziell für junge Zielgruppen weiterentwickelt.
Die „lebendigen Bücher“ sind hier Psychologie-Studierende. Dank ihrer Nähe zur Altersgruppe könne ein authentischer Zugang gelingen, wird erläutert. Gleichzeitig lernen die Studierenden, psychologisches Fachwissen alltagsnah und verständlich zu vermitteln – „ein gelungenes Beispiel für gelebte Citizen-Science-Kommunikation“, berichtet Prof. Dr. Hanna Christiansen vom Fachbereich Psychologie, die das Projekt leitet.
Seit 2019 will die Living Library zur Stärkung der psychischen Gesundheit von Jugendlichen beitragen. In Gesprächen und interaktiven Übungen thematisieren die Studierenden typische psychische Herausforderungen wie Konzentrationsprobleme, soziale Unsicherheiten oder den Umgang mit belastenden Gefühlen. Ergänzt werden die Inhalte durch Erfahrungsberichte junger Menschen mit psychischen Erkrankungen und praktische Übungen zur Selbstreflexion.
Themen der Living Library 2025:
- Konzentration & Fokus – Warum Gedanken abschweifen und wie man sie wieder einfängt
- Negative Gedanken – Strategien gegen Selbstzweifel und Grübelschleifen
- Soziale Kompetenzen – Besser kommunizieren und Beziehungen stärken
- Aktivitäten & Wohlbefinden – Was dir guttut und wie du bewusster mit deiner Zeit umgehst
- Problemlösen – Vom Grübeln ins Handeln kommen
- Emotionsregulation – Mit Gefühlen umgehen, ohne sich von ihnen überwältigen zu lassen
Zu allen Themen haben die Studierenden Pocket Guides mit den wichtigsten Infos erarbeitet, mit praktischen Tipps ergänzt und kostenfrei zur Verfügung gestellt: