Trommelnd auf dem Weg zur Ausbildung
Kassel 01.07.2020 (pm/red) Ausgelassenheit zum Neustart in den Präsenzunterricht bei der Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB). Sie ist eine von sechs BvB-Gruppen, die im Auftrag der Agentur für Arbeit Marburg von Arbeit und Bildung e.V. in Marburg und Stadtallendorf angeboten werden. Wochenlang konnten sich die zwischen 16 und 21 Jahren alten Teilnehmenden der Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB) von Arbeit und Bildung e.V. nicht persönlich sehen. Die Freude war daher groß bei der ersten gemeinsamen Aktion mit der gesamten Klasse.
„Das war eine echte Abwechslung zum zu Hause lernen “, gestand die 20 Jahre alte Melek aus Gladenbach. „Ich habe noch nie getrommelt. Es war schön, sich auf etwas Neues einzulassen“ erzählt sie. Auch ihr Mitschüler Thanatip war begeistert: „Wir haben als Gruppe zusammengehalten, wenn mal jemand aus dem Rhythmus kam, konnten wir ihn wieder reinnehmen.“
Angeleitet wurden die Jugendlichen aus Marburg und Umgebung von der Sozialpädagogin und Rhythmusdidaktin Kerstin Itzenhäuser: „Beim Trommeln wird erfahrbar, dass Gemeinschaft nur funktioniert, wenn wir vorgegebene Strukturen und Regeln akzeptieren. Gemeinsames Musizieren erfordert und fördert ein hohes Maß an sozialer Kompetenz. Die Gruppe groovt nur gemeinsam, wenn sich die Teilnehmenden aufeinander einlassen und an einem Strang ziehen“.
Für Kursleiter Fadi Einuz war diese kreative Form des Teambuildings gerade jetzt besonders geeignet: „Die sechswöchige Zeit des home-schoolings war für alle Beteiligten sehr fordernd. Die Teilnehmer/innen haben Lernpakete mit Aufgaben bearbeitet und Tages- bzw. Wochenberichte geschrieben. Über ein telefonisches Coaching war der regelmäßige und gute Kontakt gewährleistet. Bei den meisten hat das sehr gut geklappt. Manche zeigten sogar noch größere Motivation, als zuvor im Unterricht. Nun müssen sie sich wieder in die Gemeinschaft der Gruppe einfinden. Das gemeinsame Trommeln sollte ihnen dies erleichtern.“
Jetzt läuft für die 15 jungen Leute aus, Marburg, Lohra, Cölbe und Gladenbach der Unterricht der 10- monatigen BvB wieder an. In geteilter Klasse und mit strengen Sicherheitsregeln bereiten sie sich weiter auf den Berufseinstieg vor. EDV, Deutsch, Mathe, Englisch, Kommunikation, Berufskunde und Themen zu Mensch und Umwelt sind dabei genauso wichtig wie Selbstvertrauen, Teambuilding und das Erkennen eigener Stärken. „Mittwochs haben wir nun einen Aktionstag für die ganze Gruppe eingerichtet. Hier werden Präsentationen durchgeführt und Gruppendiskussionen über aktuelle Themen abgehalten, wie gerade das Thema Black live matters, das die jungen Teilnehmenden sehr bewegt“, berichtet Einuz.
Maßgebliche Anteile der BvB sind Praktika, die aufgrund der Corona-Einschränkungen nur zum Teil durchgeführt werden konnten. Zu möglichen Ausbildungsbetrieben wurde von beiden Seiten Kontakt gehalten. Einige der Jugendlichen haben bereits eine Zusage bei Unternehmen im Bereich Pflege, Gastronomie, Lager, Kindergarten und Büro in der Tasche. Wegen Corona wurden aber alle Praktika seit März abgesagt. „Wir suchen momentan nach Alternativen, zum Beispiel in einer weiterführenden Schulausbildung oder einem Freiwilligen Sozialen Jahr. Unser Hauptziel bleibt allerdings die Ausbildung, was unter den gegebenen Bedingungen eine Herausforderung bleibt“, berichtet Einuz.
In der Agentur für Arbeit Marburg, in deren Auftrag Arbeit und Bildung e.V. die BvB anbietet, weiß man, dass sich bei vielen Jugendlichen durch „Corona“ die Ausbildungssuche verzögert hat und dass so mancher Betrieb die Bewerbersuche zeitlich zurückgefahren hat. „Das macht es hier und da auch schwieriger, Praktikumstellen zu finden. Und das kann den Sprung in die Ausbildung viel schwieriger gestalten. Wir appellieren daher an die Unternehmen, auf uns zuzukommen, wenn sie neue Ausbildungsplätze anbieten und Praktikumstellen besetzen wollen, damit die jungen Leute eine bessere Chance auf dem Arbeitsmarkt haben“, sagt Lena Huth, Maßnahmebetreuerin BvB.