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Biografie über Hanna Korflür: Einblicke in das Wirken einer mutigen Künstlerin:

Keine Einseitigkeiten in Technik und Motivwahl: Das Werk und das Leben der weit über die Stadt hinaus anerkannten Künstlerin Hanna Korflür (1925-1993) beschreibt die Stadtschrift in ihrer Vielfalt. Fotos/Grafik: Privatarchiv Korflür, Zeise

02.06.2024 (pm/red) Das Leben und Wirken der außergewöhnlichen Künstlerin Hanna Korflür „blätterte“ sich in einem prall gefüllten Rathaussaal ganz neu auf – und ist ab sofort für alle als Buch nachzulesen. Die von Elke Therre-Staal geschriebenen Biografie „Hanna Korflür. Segel, die den Aufbruch markieren. Ein Leben zwischen Familie und Kunst“ ist nun als neue Stadtschrift erschienen.
 
„Hanna Korflür, Marburgerin, hier geboren, aufgewachsen und bis zu ihrem Tod 1993 als Künstlerin tätig, gehört zu den mutigen und schöpferischen Menschen, die diese Stadt und ihre Vielfalt geprägt haben“, begrüßte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies über 100 Gäste, die im Historischen Rathaussaal mehr als den letzten Platz füllten, und er ergänzte augenzwinkernd: „Ich freue mich, dass der Saal heute zu klein ist.“

Heute noch und wieder mehr sind Hanna Korflürs Installationen auch in der Stadt zu finden, vom Brunnen bei Weidenhausen über die leuchtend rote Skulptur „Signal“ im Botanischen Garten auf den Lahnbergen bis zur Skulptur im Vitos-Park und zur Gestaltung der Friedhofskapelle Rotenberg. Ein weiterer Standort ist nach der Fertigstellung des Zentrums Peter und Paul geplant.

Für Kunstinteressierte genauso wie für alle, die emanzipatorische Wirkung von Kunst und Marburger Familiengeschichte(n) interessieren

Man halte nun eine Biografie in den Händen, die bedeutende Einblicke in das Werk von Korflür gebe „Die Aufgabe aus Mosaiksteinen mit Feingefühl ein Ganzes zusammenzusetzen sowie den richtigen Ton zu treffen“, sei Autorin Elke Therre-Staal mehr als gelungen beschreibt der OB das als Stadtschrift herausgegebene Buch. „Ein Buch, das so im besten Sinne die Aufgabe der städtischen Reihe zur Geschichte und Kultur erfüllt.“ 

Als Hanna Korflür ihre Segel für Bildende Kunst setzte, sei die Kunst in den 60er Jahren in Marburg noch überschaubar gewesen. Vor allem als Frau war es schwierig, sich als Künstlerin zu etablieren: „Hanna Korflür entzog sich jeder ideologischen Zuordnung und zeigte Mut zum Aufbruch“, würdigt der OB ihr Wirken. Korflür hatte sich über ihr eigenes Schaffen hinaus über Jahrzehnte im Marburger Kunstverein für die Bildende Kunst insgesamt eingesetzt. „Ich bin froh, dass ihr Wirken jetzt in einem Buch formuliert worden ist.“, freut sich Michael Herrmann, Vorsitzender des Kunstvereins.

Tochter würdigt neue Stadtschrift: „Umgeben von Kreativität“

„Die Kunst war ihr Refugium“ so Gisela Korflür, Tochter der Künstlerin. Ihr Dank galt Projektleiterin Sabine Preisler für die Stadt und der Autorin Elke Therre-Staal. Das Buch bringe das Leben und Wirken von Hanna Korflür ans Licht der Öffentlichkeit. Neben ihrem ungebrochenen Willen, ihr Kunstschaffen zu vollenden, habe sich ihre Mutter mit Empathie und Hingabe um die Familie gekümmert.

Ihr mittlerweile verstorbener Bruder Friedemann Korflür habe Elke Therre-Staal kennengelernt und mit ihr den Anstoß für das Buchprojekt gegeben. „Wir stellten Fotos und Texte für ein Werkverzeichnis zusammen.“ Das Öffnen der Familienarchive habe das Buch mit neuen Perspektiven erfüllt, dankte OB Spies den Mitgliedern der Familie.

Familienarchive erfüllen Buch mit neuen Perspektiven

Die Nachkriegszeit hatte Hanna Korflür, wie dort zu lesen ist, dem Wiederaufbau und der Familie gewidmet. Die Kunst jedoch, ihre Kunst, hat sie zielgerichtet Schritt für Schritt in den Mittelpunkt ihres Lebens gerückt, bis sie als Künstlerin, vor allem als Bildhauerin, bekannt wurde. Und sie ist damit zu ihrer Ausbildung und früher Prägung als Kind in einer (kunst)handwerklichen Familie zurückgekehrt.

Konsequenz und Kraft von Hanna Korflür in Leben und Werk: Das verbindet Autorin Elke Therre-Staal in ihrer neuen Biografie mit Kunstgeschichte und Blick auf Marburger Familiengeschichten.
Foto Beatrix Achinger

„Hanna Korflür eröffnet Denkräume, macht sichtbar, was sich hinter der Normalität verbirgt“, so Autorin Elke Therre-Staal. „Einseitigkeiten in Technik und Motivwahl gehe ich aus dem Weg, um nicht in Perfektion und Glätte zu erstarren“, lässt die neue Stadtschrift gleich zum Auftakt die Künstlerin sprechen. „Hanna Korflür hat ihre Sehnsucht nach Aufbruch vermittelt in ihren Werken“, hob Therre-Staal während ihrer Lesung hervor.

Und Therre-Staal betont: „Ich habe Korflür für ihre Konsequenz und ihre Kraft bewundert, mit der sie unheimlich Großes geschaffen hat.“ „Es sei eine ganz neue Perspektive, die die Autorin ihr  ermöglicht habe“, fügte Gisela Korflür hinzu. „Was für mich eigentlich selbstverständlich war, sah ich bei der Lektüre in völlig neuen Kontexten.“

Begleitet wurde der Nachmittag auf der Querflöte und von einem Streichertrio durch Lieblingskompositionen der Künstlerin. Musikerinnen der Marburger Philharmonie sowie der Kammerorchester Marburg und Lahntal spielten die Stücke.

Auf über 220 Seiten und mit mehr als 100 Abbildungen ermöglicht das Buch als Stadtschrift Band 119 nun neue Einblicke in Lebensweg und Werk von Hanna Korflürs. Das Buch ist für 18,60 Euro im Buchhandel erhältlich und mit der ISBN 978-3-942487-22-1 bestellbar. Ein Werksverzeichnis aller Werke ist ergänzend dazu bereits in Arbeit.

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