In Nordhessen wird Wasserentnahme aus Bächen verboten

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30. OpenEyes Filmfest Marburg 2025:  Jubiläum ohne Filmschaffende – und voraussichtlich letzte Ausgabe des Festivals in Marburg

23.07.2025 (pm/red)  Das OpenEyes Filmfest Marburg feiert in diesem Jahr seine 30. Ausgabe unter dem Thema TRUST | VERTRAUEN und findet vom 24.-27. Juli auf der Schlossparkbühne und im Kino Capitol in Marburg statt. Ein Jubiläum wäre eigentlich ein Grund zum Feiern, doch zum ersten Mal in seiner Geschichte musste das Festival bereits eingeladene Filmschaffende ausladen und könne keine Gäste nach Marburg einladen, wird von den Veranstaltern mitgteilt.

Finanzielle Notlage – drastische Maßnahme letzte Festival-Ausgabe in Marburg

Das Festival sei finanziell nicht in der Lage, Filmschaffenden einen Aufenthalt in Marburg zu ermöglichen und gleichzeitig den Festivalbetrieb zu gewährleisten. Der das Festival ausrichtende Verein zur Förderung der Filmkultur in Marburg (VFFM e.V.) habe bis zuletzt auf die mündlich in Aussicht gestellte Unterstützung der Stadt Marburg gewartet, bevor diese weitreichende Entscheidung getroffen werden musste. Die Zusammenarbeit mit der Stadt Marburg gestalte sich zunehmend schwierig.

Um künftig nicht mehr auf problematische Lösungen wie die Ausladung bereits eingeladener Filmschaffender angewiesen zu sein, werde das 30. OpenEyes Filmfest bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen zudem die letzte Festival-Ausgabe in Marburg sein, bestehende Arbeitsverträge laufen zum 31.08.2025 aus.

Vom Hoffnungsträger zum Auslaufmodell

Das Filmfestival wurde 1994 gegründet. Nach den Herausforderungen des Jahres 2020 veranstaltet seit 2021 der VFFM das OpenEyes Filmfest. Das Land Hessen, vertreten durch die Hessen Film und Medien, begrüßte damals diesen Neustart und unterstützte den neuen Verein mit einer großzügigen Anschubfinanzierung. Im ersten Jahr förderte die Hessen Film und Medien mit 35.000 €, bei der nächsten Ausgabe mit 70.000 €, was ca. 70% der Gesamtkosten entsprach.
Die Stadt Marburg widmete zur Gründung des Vereins dafür bereits bestehende Förderungen des vorigen Trägervereins des Festivals um und unterstützte mit zusätzlichen 2.500 €. Der VFFM gabe jährlich entsprechend insgesamt 15.000 € Regelförderung seitens des städtischen Haushalts erhalten und wendete diese Gelder komplett für das Filmfestival auf.

Erwartungen des Landes Hessen unerfüllt

Von Anfang an wurde dabei jedoch seitens der Hessen Film und Medien die Erwartung kommuniziert, dass sich die Kommune mittelfristig stärker in die Festivalfinanzierung einbringen müsse – so wie auch bei den anderen hessischen Filmfestivals üblich (häufig in 50/50-Finanzierung). Diese Angleichung blieb bis 2024 aus. Als Folge kürzte das Land Hessen für 2025 die Mittel auf 60.000 € und forderte die Stadt Marburg noch einmal zu einer stärkeren Mitfinanzierung des Festivals auf.

Paradoxe Situation: „Filmfriendly“ aber nicht für Filmfestivals

Erst im März dieses Jahres wurde die Stadt Marburg als „Filmfriendly Location“ durch den Kunstminister Timon Gremmels ausgezeichnet und mit einer eigens eingerichteten Filmservicestelle versehen. In der konkreten Unterstützung des Filmfestivals zeige sich die Stadt jedoch passiv, so die bedauerliche Mitteilung. Kulturdezernent und Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies verweise bei Problemen und Fragen auf den zuständigen Fachdienst Kultur.

Wertschätzung ohne Werte

Die vorhandene finanzielle Unterstützung wird seitens des VFFM geschätzt – insbesondere im Bewusstsein, dass Kulturförderung eine freiwillige kommunale Leistung darstellt. Dennoch reichen die zur Verfügung gestellten Mittel schlichtweg nicht aus, um das Festival zu verwirklichen. Dies sei der Universitätsstadt bereits seit 2021 bekannt, doch die Situation habe sich jährlich verschärft.

Die 30. Ausgabe 2025 wurde so einzig durch die Unterstützung der Marburger Kinobetriebe der Familie Closmann bei den Veranstaltungs-Locations sowie der Bereitstellung von Büroräumen durch ein Coworking-Space im Schlossbergcenter ermöglicht. Eine zusätzliche Unterstützung seitens der Stadt blieb aus.

Mehr als nur ein Filmfestival

Das Label der filmfreundlichen Stadt scheine sich seitens der Verwaltung also nicht auf das OpenEyes Filmfest zu erstrecken. Dass Ausgaben für Filmfestivals dabei auch einer „Einnahmenseite“ nicht entgegenstehen, zeigen zahlreiche Beispiele im Zusammenhang mit dem OpenEyes Filmfest. Das OpenEyes Filmfest ist weit mehr als nur eine beliebte kulturelle Veranstaltung.

Internationales Renommee

Seit vielen Jahren präsentiert das Festival ein bemerkenswertes Programm mit Deutschland-, Europa- und Weltpremieren, die später nationale und internationale Preise erhalten. Mehrere, später oscarprämierte Kurzfilme liefen hier, einige hatten sogar ihre Premiere vor Ort und haben so den Namen der Stadt in die Welt getragen.

Ausbildungsförderung via OpenEyes Filmfest

Ein eigenes Seminar an der Philipps-Universität und mittlerweile über 50 Praktika haben seit 2010 mehr als 250 Studierende auf die praktische Film- und Kulturarbeit vorbereitet. Eine Vielzahl ehemals beim Festival engagierter Personen sind inzischen in der Filmlandschaft (Produktion, Distribution, Filmkultur) verankert und konnten ihre ersten praktischen Berührungen mit der Arbeitswelt des Films auf dem OpenEyes Filmfest sammeln, wird mitgeteilt.

Filmnachwuchs mit Folgen

Für den deutschen Filmnachwuchs war und ist das OpenEyes Filmfest ebenfalls stets eine gute Adresse. Viele spätere Karrieren beginnen auf dem OpenEyes Filmfest. Im Rahmen der diesjährigen Absage einer Einladung nach Marburg betonten viele Filmschaffende noch einmal die Bedeutung von Festivals wie dem OEFF. So hatte letztlich auch die Produktionsfirma der vor Ort nun so hervorgehobenen Amazon-Serie „Perfekt Verpasst“ mit Anke Engelke und Bastian Pastewka, die „bildundtonfabrik“, bereits im Jahr 2011 ihren noch als Hochschul-Abschlussfilm entstandenen Film ARMADINGEN auf dem OpenEyes Filmfest gezeigt und wurde dafür vom Publikum prämiert.

Impression von einem früheren Open-Eyes Kurzfilm-Festival Marburg .Sternbald-Foto

Sommerevent in Marburg für viele Filmfreunde

Dass das OpenEyes Filmfest dabei in jedem Jahr auch weit über 1.000 Menschen vor Ort mit seinem außergewöhnlichen und wunderbaren Programm und einzigartiger Atmosphäre begeistert und unzählige Verbindungen zu lokalen Betrieben, zur lokalen Kultur und zu lokalen Akteuren unterhält, scheint fast schon ein Nebeneffekt, wenngleich auch das natürlich eine Hauptaufgabe des Festivals sei.

Unterstützung seitens Marburger Bevölkerung

Die Politik, so scheint es, schätzt nicht, was sie seit 30 Jahren für die Universitätsstadt geliefert bekommt.

Die Unterstützung in der Bevölkerung und den Betrieben ist jedoch groß und zeigt, welchen Stellenwert das Festival für die Menschen in Marburg hat. Infrastrukturen und Materialien wurden auch 2025 wieder kostenlos zur Verfügung gestellt und haben damit diese (letzte) Ausgabe erst ermöglicht. Lokale Unternehmen stellen Güter zur Verfügung und auch ohne Kostenübernahme planen einige Filmschaffende, ihren Film persönlich in Marburg zu präsentieren und sich selbstständig um Hotel und Verpflegung zu kümmern. Zudem gibt es eine Unterstützung von Menschen vor Ort, die internationale Filmschaffende, die dennoch nach Marburg kommen möchten, privat beherbergen und verköstigen.

Freude auf 30. Ausgabe trotz widriger Umstände

Auch wenn weniger Filme als sonst persönlich vertreten sind, ist das Wettbewerbsprogramm rund um den Schwerpunkt TRUST | VERTRAUEN hochkarätig und erstklassig.
Für die Vorauswahl wurde die Filmsichtung geöffnet, um vielfältigere Perspektiven einzubeziehen. Über 40 Personen aus verschiedenen Lebensbereichen wirkten als „Filmscouts“ bei der Programmauswahl mit und sichteten fast 1.500 eingereichte Filme.

Für einen Teil der Filme hat das Festival in Eigenregie Audiodeskriptionen erstellt. Mehr als ein Drittel der Filme wird auf dem OpenEyes Filmfest zum ersten Mal in Deutschland zu sehen sein, andere sind bereits mehrfach ausgezeichnet worden. Ein starker lokaler Beitrag widmet sich der PhilFak und Logodebatte (2001) der hiesigen Universität.

Das 30. OpenEyes Filmfest sollmit wunderbaren Locations und einem außergewöhnlichen Filmprogramm auch 2025 ein begeisterndes Event werden. Dabei sind alle eingeladen, drei Jahrzehnte Filmkultur in Marburg zu erleben und gemeinsam zu feiern. Neben dem mitunter kunstaffineren Programm im Capitol finden sich vor allem im abendlichen Open-Air-Programm viele kurzweilige und leicht zugängliche Filme. Sämtliche Filme sind mit englischen Untertiteln versehen.

Damit das Festival nach wie vor für alle Gruppen erschwinglich bleibt, wurden die Eintrittspreise nicht erhöht. Das Festival freut sich darauf, gemeinsam diese besondere Ausgabe zu begehen.

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