DB will zweistündige ICE-Anbindung auf der Main-Weser-Bahn kappen

30.09.2025 (pm/red) Von der Deutschen Bahn AG findet sich angekündigt, dass ab Fahrplan 2026 die ICE-Linie 26 (Hamburg-Kassel-Marburg-Karlsruhe) auf der Main-Weser-Bahn nur noch im Vierstundentakt verkehren soll. Damit würde Marburg seine bisherige zweistündige Fernverkehrsanbindung verlieren, …

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Spaltung und Klärungsversuch von Fraktion Marburger Linke & Piraten

Zwei Fraktionen „Die Linke“ in der Stadtverordnetenversammlung Marburg. Sternbald-Illustration

10.10.2025 (pm/red) Die Partei „Die Linke“ hat mitgeteilt, dass ihre Mitglieder 2026 bei der Stadtverordnetenwahl nicht mehr auf der Liste der „Marburger Linken“ kandidieren werden, sondern nur noch als Parteiliste unter dem Namen „Die Linke“. Das veranlasst die Fraktionsvorsitzende der Marburger Linke & Piraten in der Marburger Stadtverordnetenversammung zu einer Stellungnahme zur Klärung der gegenwärtigen Spaltung der ehemals siebenköpfigen Fraktion in „Die Linke“ mit drei Stadtverordneten und „Marburger Linke“ mit vier Stadtverordneten.

2024 sind drei Stadtverordnete der Partei „Die Linke“, die 2021 auf der Liste der „Marburger Linken“ gewählt wurden (Renate Bastian, Jan Schalauske und Miguel Sanchez), und der ehrenamtliche Stadtrat Henning Köster-Sollwedel aus der „Marburger Linken“ ausgetreten. Vier Mitglieder der Fraktion, also die Mehrheit, blieben in der „Marburger Linken“: Tanja Bauder Wöhr, Roland Böhm, Anja Kerstin Lercher und Inge Sturm. Danach schloss sich Michael Weber (Piratenpartei), der früher schon Stadtverordneter der „Marburger Linken“ gewesen war, dieser wieder an.

Die „Marburger Linke“ besteht also weiter, stellt Fraktionsvorsitzende Tanja Bauder-Wöhr zutreffend fest und weiter:

Vier Mandatsträger sind aus ihr ausgetreten, und ihre Partei verlangt nun von der „Marburger Linken“, sie solle 2026 aufhören zu bestehen  (nicht mehr unter ihrem bisherigen Namen antreten). Das ist mutig. Sie verbinden ihre Forderung mit einem Schnellkurs über die bisherige Geschichte der „Marburger Linken“, der von der Realität in einigen Punkten abweicht. Gern gebe sie Nachhilfe:

Als die PDS 1997 sich erstmals für eine Kandidatur zur Stadtverordnetenversammlung interessierte, war sie realistisch genug, dies nicht im Alleingang zu versuchen. Sie war personell sehr schwach. Daneben gab es seit Langem ein relativ starkes Potential links von der SPD und den Grünen. Bei der Stadtverordnetenwahl 1993 sammelte es sich in zwei gegeneinander antretenden Kandidaturen: der „Grün-Alternativen Liste“ (GAL) und der „Marburger Linken“. Beide scheiterten an der damals noch bestehenden Fünf-Prozent-Hürde (GAL 4,9 % Prozent, Marburger Linke 3,4). Daraus wurde gelernt.

Die PDS warb bei den verbliebenen Aktiven von GAL und „Marburger Linke“ und weiteren geeigneten Personen um ein Bündnis. Daraus entstand die Liste „PDS/Marburger Linke“. Dass diese auf Anhieb die Fünf-Prozent-Hürde überwand, war ungewöhnlich für den Westen und beruhte auf der Marburger Sondersituation eines sozialistischen Milieus links von SPD und Grünen. Nicht die PDS war das Besondere (die gab es als Splittergruppe auch in anderen Städten des alten Bundesgebiets), sondern das Bündnis…

Als bei der Stadtverordnetenwahl 2006 in Marburg eine Liste mit dem Namen „Marburger Linke“ antrat, war dies – anders, als jetzt von der Partei „Die Linke“ behauptet – nicht um eine Umbenennung der lokalen PDS, sondern ein Bündnis legte sich diesen Namen zu. Es gab Verhandlungen mit der örtlichen WASG, deren Mitglieder einer gemeinsamen Kandidatur bei der in diesem Jahr stattfindenden Stadtverordnetenwahl nur unter der Voraussetzung zustimmten, dass der Namensteil „PDS“ entfiel. Als Kompromiss einigte man sich auf die Bezeichnung „Marburger Linke“. Ein Bezug zur 1993 gescheiterten Liste gleichen Namens bestand für die neu hinzukommenden Mitglieder und Sympathisanten der WASG gewiss nicht.

Insofern war die „Marburger Linke“ von 2006 nicht identisch mit derjenigen von 1993… Die „Marburger Linke“ seit 2006 war etwas Neues, und nun ist die Partei „Die Linke“ daraus eben ausgetreten. Wenn sie der „Marburger Linken“ jetzt mit ihrer eigenwilligen Geschichtserzählung den Namen streitig machen will, kann man das putzig oder anmaßend finden.

Dass die „Marburger Linke“ immer ein parteiübergreifendes Bündnis gewesen sei und nicht eine umbenannte PDS oder die Partei „Die Linke“, habe sich auch schon vor dem Auszug von Renate Bastian, Jan Schalauske, Miguel Sanchez und Henning Köster-Sollwedel gezeigt, führt Bauder-Wöhr weiter aus. Zwischen 2006 und 2011 zum Beispiel seien von ihren fünf Stadtverordnen nur zwei Mitglieder der Partei gewesen…

Wahlkampf mit Blick auf die Kommunalwahl 2026 solle in der Stellungnahme nicht vorweggenommen werden.“Es ging um die Gewerbesteuer“, wird lediglich als knapper Hinweis rückblickend gegeben. Auf die Dauer könne die aktuelle missliche Situation nicht bleiben.

„Wir hören Stimmen von Menschen, die angesichts der gegenwärtigen Spaltung keine Lust haben, überhaupt eine der beiden Listen zu wählen.“ 

Zur bevorstehenden Kommunalwahl will die „Marburger Linke“  unter dem bisherigen Namen erneut antreten, wird mitgeteilt, um „Stimmen für unsere Liste zu werben“. Das System von Kumulieren, Streichen und Panaschieren im kommunalen Wahlrecht gebe den Wählern die Möglichkeit, ihr Kreuz listenübergreifend anzubringen und sich für die linken Kandidaten zu entscheiden, die sie für die besten halten.

Derzeitiger Stand der Dinge ist, dass in Marburg Stadt und Landkreis „Die Linke“, „Marburger Linke“ und der zwischenzeitlich gegründete Kreisverand des „Bündnis Sahra Wagenknecht“ kandidieren wollen. Es bleibt mithin gespalten, unübersichtlich – eine unwidersprochen schwierige Situation für Kandidaten und Urnengänger.

 

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